Er ist neu, er bietet viel, er steht schon in den Startlöchern: Warners neuer Streaminganbieter wird 2020 unter dem Namen HBO Max auf den Markt kommen. Vorerst nur in den USA, doch eine internationale Expansion dürfte nicht allzu lange auf sich warten lassen. Schließlich ist der US-Sender HBO auch hierzulande eine große Nummer und mit Sky, dem jahrelangen Zuhause von HBO-Serien, läuft der exklusive Lizenzdeal ebenfalls im nächsten Jahr aus.
Ob ein deutscher Start deshalb auch für 2020 angenommen werden kann, bleibt allerdings abzuwarten. Der Launch in den USA dürfte viel Energie kosten und wie es scheint, hat WarnerMedia Großes mit seinem neuen Streamingdienst vor. Vor allem Netflix wird sich in Zukunft einem namhaften Konkurrenten erwehren müssen. Die Reboot-Pläne um "Alle unter einem Dach" waren nur der Vorbote, nun macht Warner eine konkrete Kampfansage und pumpt Netflix eine der populärsten Produktionen aus dem Serien-Pool.
Netflix bedauert den Abgang von "Friends"
Wie für Reed Hastings Streaming-Konzern bereits zu Befürchten stand, wird Netflix kommendes Jahr die Kult-Sitcom "Friends" verlieren. Fast 100 Millionen Dollar ließ es sich der Streamingdienst kosten, Rachel Green (Jennifer Aniston), Monica Geller (Courteney Cox), Chandler Bing (Matthew Perry) und Co. für ein Jahr auf Abruf bereitzustellen. Doch der Serien-Hit stammt aus dem Hause Warner und die wollen ihre beliebte New Yorker WG wieder zuhause einziehen lassen.
Netflix twitterte daraufhin: "Wir bedauern, dass ,Friends' Anfang des Jahres 2020 zum Warner Streamingdienst geht." Das Lizenzangebot in Deutschland ist davon allerdings nicht betroffen. Der Verlust muss "nur" in den USA verschmerzt werden, für Netflix immerhin der größte Markt. Für deutsche Netflixnutzer gab es gleich noch eine andere gute Nachricht obendrauf. Nicht nur "Friends", auch "Pretty Little Liars" bleibt dem Portal erhalten. Dies gab widerum der deutsche Twitter-Account in einem launigen Statement bekannt:
"Dinge, die mich nicht verlassen:
- Pretty Little Liars
- Friends"
Exklusive Eigenproduktionen, Filme wie Serien: Alles hat seinen Preis
Zurück zu den Plänen von WarnerMedia: In den USA werden zum Start von HBO Max ab Frühling 2020 alle Serien der legendären US-Serienschmiede HBO zu sehen sein. Darunter Milliarden-Produktionen wie "Game of Thrones", Klassiker wie "The Sopranos" oder neue Kritiker-Lieblinge wie "Big Little Lies". Auch die Ableger-Serien aus Westeros, aktuell wird das erste Spin-Off über die Familie Stark in Nordirland gedreht, laufen künftig auf HBO Max. Oder Sitcom-Dauerbrenner wie "The Fresh Prince of Bel Air", "Alle unter einem Dach" und "O.C. California", allesamt Produktionen von Warner Bros. Television, bereichern das Portfolio.
Neben den Wiederholungen dieser alten Serien wird WarnerMedia im Auftrag des neuen Anbieters auch zahlreiche sogenannte "Max Originals" produzieren. Über das "Dune: The Sisterhood"-Projekt berichteten wir bereits, hinzu kommt die Animationsserie "Gremlins – Secrets of the Mogwai". Auch kommende HBO-Serien wie die Stephen-King-Serie "Der Outsider" oder "Lovecraft Country" von J.J. Abrams sollen das Streamingprogramm komplementieren.
Auch Filme werden bei HBO Max eine große Rolle spielen, zumal einem der Erfolg von Netflix mit "Roma" oder den Adam-Sandler-Publikumshits nicht entgangen sein dürfte. Hier sollen der "Arrow"-Schöpfer Greg Berlanti und Darstellerin sowie Produzentin Reese Witherspoon mit ihrer Produktionsfirma Hello Sunshine Exklusivverträge unterschrieben haben. Berlanti soll zunächst vier, Witherspoon zwei Filme für HBO Max produzieren. Im Visier soll hier vor allem die junge Zielgruppe sein. "Ich habe es immer geliebt, Shows zu kreieren, die ein junges Publikum ansprechen, weil diese Fans mit den Programmen aufwachsen und sich für den Rest ihres Lebens an sie erinnern", zitiert der deutsche Branchendienst DWDL den Filmemacher Berlanti.
Insgesamt bietet HBO Max ein Paket, das deutlich konkurrenzfähiger auf Netflix-User Kurs nimmt, als es die Angebote von Apple oder Disney tun. Während der Micky Maus-Konzern vor allem Familien und Kinder ansprechen will, setzt Tim Cook bei seinen Plänen auf die ohnehin iTunes-affinen Nutzer. Nur über einen Aspekt wirft Warner noch den Mantel des Schweigens: Wie teuer HBO Max wird, wurde nicht verkündet. Vielleicht weil die ersten Medienberichte von mindestens 16 bis 17 Dollar pro Monat ausgingen und der Streamingdienst somit deutlich teurer wäre als die Konkurrenz. Qualität, die kostet? Den Beweis wird Warner ab Frühjahr 2020 antreten können.