Superheldengeschichten boomen! 2019 wurde der Marvel-Film "Avengers: Endgame" zum finanziell erfolgreichsten Kinofilm aller Zeiten. Trotz Corona-Pandemie fährt "Wonder Woman 1984" in den USA im Winter 2020/2021 verhältnismäßig gute Zahlen ein. Und nachdem das MCU über ein Jahr pausierte, geht es seit dem 15. Januar 2021 bei Disney+ mit der Serie "WandaVision" weiter. Doch auch abseits von Marvel, denen die "Avengers" und die "X-Men" gehören, und abseits von DC, die die Rechte an der "Justice League" rund um Batman, Wonder Woman und Superman haben, gibt es tolle Superheldenfilme, die man einfach gesehen haben muss.

Kick-Ass

Technisch gesehen sind die "Kick-Ass"-Comics, auf denen der gleichnamige Film basiert, aus einem Unter-Label von Marvel Comics hervorgegangen. Teil des Marvel-Universums wurden die Figuren aber nie. Deshalb passt der brutale, aber irre komische Film von Matthew Vaughn hervorragend in diese Liste. Im Mittelpunkt steht ein Comic-Nerd, der zwar keine Superkräfte hat, aber dennoch ein Superheld sein will. Vom Gewaltgrad und dem fiesen Humor her nahm "Kick-Ass" gewissermaßen die "Deadpool"-Filme vorweg und ist heute noch ein großartiger Angriff auf die Lachmuskeln.

Chronicle – Wozu bist du fähig?

Hinter "Chronicle – Wozu bist du fähig?" verbirgt sich ein Found-Footage-Film, also ein Film, der ausschließlich durch Videokameras gefilmt wurde, die einen quasi-dokumentarischen Effekt erzeugen. Die Hauptfiguren sind drei Jugendliche, die ein Trümmerteil aus dem All bergen und daraufhin Superkräfte erlangen. Während zwei von ihnen ihre Kräfte für harmlose Spielereien nutzen, steigt dem Dritten die Macht gehörig zu Kopfe. Der günstig produzierte Film wurde 2012 zu einem Überraschungshit und bescherte u. a. Michael B. Jordan eine erfolgreiche Karriere als Schauspieler.

Hancock

Wer auch immer die Idee hatte, Will Smith als versoffenen, rücksichtslosen Superhelden zu besetzen, muss ein Genie sein. "Hancock" ist ein anarchischer Spaß für Superheldenhasser und obwohl er als Komödie konzipiert ist, rocken die Actionszenen gewaltig. Ganz ohne Schwächen ist das Vergnügen nicht: Der Auftritt von Charlize Theron und der Plottwist rund um ihre Verbindung zu Hancock ist arg weithergeholt. Der Genre-Fan lehnt sich aber einfach zurück und genießt die rotzfreche Attitüde, die so gar nicht in die vergleichsweise ernsteren Welten von Marvel und DC passen würde.

Unbreakable – Unzerbrechlich

Dieses Drama-Meisterwerk von M. Night Shyamalan war im Jahr 2000 seiner Zeit voraus. In ruhigen, realistischen Szenen erfährt der Wachmann David Dunn aka Bruce Willis hier, dass er übernatürliche Kräfte hat – und sucht in Comicheften nach Inspiration, was er mit diesen anstellen kann. Ein Actionfilm ist "Unbreakable – Unzerbrechlich" ganz und gar nicht, sondern ein langsamer, poetischer Film über die Suche nach einem Sinn im Leben und die Verantwortung, die der Einzelne in der Gesellschaft haben kann. Echtes Cineasten-Kino: Wer sich drauf einlässt, wird mit einem Gänsehaut-Ende belohnt.

Die Maske des Zorro

Bei einem Abenteuerhelden wie Zorro, der unzählige Male verfilmt wurde, mag nicht jeder gleich an einen Superhelden denken. Doch Zorro stand immerhin Vorbild für einen anderen reichen Schlossbewohner, der in einem Geheimversteck in seiner Höhle sich maskiert und in schwarz hüllt, um Verbrecher zu bekämpfen. Keine Frage: "Die Maske des Zorro" ist eigentlich eine Art Batman-Film, der nur halt im Mexiko der 1840er spielt. Und dank Antonio Banderas in der Titelrolle, Anthony Hopkins als weisem Mentor und fantastischen Actionszenen kommt der Genre-Fan hier vollends auf seine Kosten!

Turbo Kid

Dieses Superheldenfilm-Geheimjuwel stammt aus Kanada. Darin zieht ein Junge, genannt "The Kid", durch eine dystopische Welt und sammelt alte Comichefte sowie Walkman-Kassetten. Bald erfährt er, dass er nicht der einzige Überlebende ist. Der Herrscher über die Wüste, der finstere Zeus, trachtet ihm nach dem Leben. Mit einem alten Anzug, der über eine Turboladung funktioniert, nimmt "The Kid" den Kampf auf. Inszeniert wurde das als Retro-Splatterfestival und ist trotz des Titels "Turbo Kid" definitiv nichts für jüngere Zuschauer. Ein etwas anderer, aber sehr unterhaltsamer Superheldenfilm.

Die Unglaublichen – The Incredibles

Der vielleicht beste Superheldenfilm aller Zeiten stammt aus dem Hause Pixar und ist animiert. "Die Unglaublichen" basiert nicht auf einer Comicvorlage, orientiert sich inhaltlich aber an Klassikern wie den "Fantastic Four" oder "Watchmen". In einer Welt, in der Superhelden ihre Kräfte verbergen müssen, kämpft eine begabte Familie für die Rettung der Welt. Grandiose Actionszenen, ein emotionaler Plot mit pädagogischer Botschaft und eine schlaue Analyse von Superheldenklischees. Besser als "Die Unglaublichen" geht es nicht. Die Fortsetzung "Die Unglaublichen 2" war aber auch wieder klasse.

Hellboy – Die goldene Armee

Erschienen beim Dark Horse Comics Verlag, gehören die "Hellboy"-Comics von Mike Mignola zum Goldstandard spannender Superheldengeschichten. Die Hauptfigur ist ein teuflischer Dämon aus der Hölle, der gegen Nazis und andere Monster kämpft. Zwei Filme hat Guillermo Del Toro basierend auf den Vorlagen gedreht, wobei die Fortsetzung "Hellboy – Die goldene Armee" einer der besten Filme des Genres ist. Dringend abraten muss man vom Reboot, der 2019 unter dem Titel "Hellboy – Call of Darkness" erschien und jeden schockierte, der sich etwas von diesem Machwerk erhofft hatte.

Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt

Die sechsteilige Comicreihe "Scott Pilgrim" avancierte schnell zum Kult. Ähnlich erging es der Verfilmung "Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt", in der der Nerd Scott sich in die hübsche Ramona verliebt. Doch mit ihr zusammenzukommen, ist gar nicht so einfach: Erst muss er ihre sieben teuflischen Ex-Partner in spektakulären Kämpfen besiegen. Regisseur Edgar Wright veralbert in seinem Film gleichzeitig Comic- als auch Videospiel-Stereotypen. In einer Nebenrolle: Chris Evans als einer der sieben Ex-Freunde. Er wurde später im MCU zu Captain America. Auch Brie Larson aka Captain Marvel hat einen Kurzauftritt.

Dredd

Die Comicfigur des Judge Dredd basierte auf der Filmfigur "Dirty Harry". Doch mit der ersten Verfilmung von 1995, mit Sylvester Stallone in der Titelrolle, war kaum wer zufrieden. Der zweite Versuch wurde 2012 überall auf der Welt von Kritikern gefeiert. In Südafrika gedreht, begeistert der ultrabrutale, stylische und ironische Non-Stop-Actionfilm mit extremer Nähe zur Vorlage. Im Kino gab es zudem einen 3D-Look, der in der Qualität mit "Avatar – Aufbruch nach Pandora" mithalten konnte. Sicher kein Superheldenfilm für jeden, und doch ist "Dredd" einer der rassigsten Reißer seit "Stirb langsam".

Bonus-Nennung: Megamind

Wie bei vielen Superheldenfilmen folgt auch bei uns noch etwas nach dem Abspann. Ganz direkt in die Liste passt "Megamind" eigentlich nicht. Der Animationsfilm handelt schließlich nicht von einem Superhelden, aber von einem Superschurken. Nichtsdestotrotz: Der wahnsinnig schön gestaltete, herzerwärmende Familienfilm steckt vergleichbare Geschichten locker in die Tasche und verabschiedet sich mit Stil und "Bad" von Michael Jackson. Ein Megafilm eben.