Zwölf ereignisreiche Kino-Monate gehen zu Ende. Doch wie immer ist nicht alles Gold gewesen, das auf der Leinwand glänzte – mitunter trotz Erfolg an den Kassen. Und so gab es neben Hits und Filmen, die weder Fisch noch Fleisch waren, wieder zahlreiche handfeste Enttäuschungen. Stellvertretend für die vergangenen Monate zwölf Filme, bei denen einem der Popcorn-Appetit vergangen ist.
The King's Man - The Beginning
Scream
Ein Film kann noch so selbstreferenziell und "meta" daherkommen, wie er will. Wenn er dann aber dennoch die ewig gleichen Kniffe wie seine vier (!) Vorgänger auspackt und diese mit zunehmend hanebücheneren Twists vermengt, ist das Filmemachen ohne Esprit. Da hilft es auch nicht, statt der gewohnten Besetzung, die in "Scream" nur am Rande stattfindet, auf einen neuen Cast zu setzen, dem das tollpatschige Ghostface ans Leder will. Vor allem dann nicht, wenn ausgerechnet die neue Hauptfigur in einem Slasher so blutleer daherkommt.
Moonfall
Wo Roland Emmerich draufsteht, da steckt auch Roland Emmerich drin. Mehr denn je im Film "Moonfall", dessen Titel im Grunde die Handlung zusammenfasst. Wohlig sehnt man sich beim Betrachten der zweistündigen Videospiel-Zwischensequenz an die Zeit zurück, als Emmerich beteuerte, keine Katastrophenfilme mehr machen zu wollen. Der "Schwäbische Spielberg" geizt in "Moonfall" so auffällig wie noch nie mit neuen Ideen und setzt einmal mehr auf die ewiggleichen Schauwerte und Figurenzeichnungen, denen er sich nun schon seit 30 Jahren bedient.
Tod auf dem Nil
Für das ganze Hickhack um Armie Hammer, einen der Hauptdarsteller von "Tod auf dem Nil", kann niemand außer Armie Hammer etwas. Dass Kenneth Branaghs zweiter Ausflug als Meisterdetektiv Hercule Poirot dennoch absäuft, hat andere Gründe. Viel Style, wenig Substanz etwa. Doch auch die Tatsache, dass der Agatha-Christie-Stoff bereits 1978 und mit Peter Ustinov (1921-2004) als Poirot verfilmt wurde, machte die Aufgabe nicht leichter. Das wohlwollendste Adjektiv, mit dem die Neuauflage umschrieben werden kann, lautet daher: unnötig.
Uncharted
Morbius
Da war doch was: Oscarpreisträger Jared Leto hat 2022 seine eigene Marvel-Comicverfilmung bekommen. Als Vampir-Antiheld "Morbius" allerdings wie "Spider-Man" und dessen liebster Feind "Venom" via Sony Pictures. Der katastrophale Plot ließ Leto als Blutsauger dabei am ausgestreckten Arm verdursten – ausgerechnet, während die Übersättigung an Origin Storys munter voranschreitet. Alle Hobby-Vampire wollten sich nach dem düsteren Film wohl am liebsten den Sonnenaufgang anschauen.
Doctor Strange in the Multiverse of Madness
Die Prämisse von "Doctor Strange in the Multiverse of Madness" bietet buchstäblich unendliche Möglichkeiten. Aber was jeder bei sich selbst im Supermarkt beobachten kann, trifft auch auf Hollywood-Blockbuster zu: Eine zu große Auswahl lähmt. Benedict Cumberbatchs Reise durch die Multiversen fällt erschreckend ideenlos aus – mit Ausnahme einer kurzen Sequenz mit alternativen Versionen bekannter Superhelden. Die Charakterentwicklung von Scarlet Witch aka Wanda (Elizabeth Olsen) macht einen mit Blick auf die gelungene Serie "WandaVision" regelrecht wütend. Die Erkenntnis zum Thema Multiversum: Wer zu viele Türen öffnet, darf sich über Durchzug nicht wundern.
Jurassic World – Ein neues Zeitalter
"Lasst sie aussterben!" Was Dino-Kritiker innerhalb der "Jurassic World"-Reihe fordern, gilt auch für das zwar kommerziell erfolgreiche, aber erschreckend schwache Film-Reboot. "Ein neues Zeitalter" ist Sinnbild für die unsägliche Nostalgie-Schiene, die derzeit auch im TV totgeritten wird. Denn "neu" ist an Teil drei der Reihe gar nichts. Stattdessen verlässt man sich darauf, dass die Freude über das Wiedersehen mit Alan Grant (Sam Neill), Ellie Sattler (Laura Dern) und Ian Malcolm (Jeff Goldblum) schon irgendwie ausreicht, um über einen uninspirierten Plot hinwegzusehen. Auch bekannt als das "Star Wars"-Phänomen ...
The Gray Man
200 Millionen US-Dollar hat "The Gray Man" Streaminganbieter Netflix angeblich gekostet. Herausgekommen ist "James Bond" trifft "Mission: Impossible", allerdings bei Wish bestellt. Mit jeder Faser möchte "The Gray Man" das nächste große Agentenfranchise sein. In diesem Größenwahn vergisst es der Streifen jedoch, die rudimentärsten Hausaufgaben in Sachen Dramaturgie zu machen. Dagegen können auch Ryan Gosling und der neue "Sexiest Man Alive" Chris Evans, der in "The Gray Man" verzweifelt seinen inneren Nicolas Cage heraufbeschwört, nicht gegen ankämpfen.
Wer die Sorge hat, dass sich das Marvel-Universum zu sehr in den Klamauk verabschiedet, der sieht sich mit "Thor: Love & Thunder" auf brutale Weise bestätigt. Taika Waititi dreht mit seinem zweiten "Thor"-Film den Absurditätsknopf auf Anschlag – auf Kosten der ernsten Themen im Film. Etwa der Krebserkrankung von Natalie Portmans Figur und vor allem zu Ungunsten des tragischen Bösewichts, wie immer inbrünstig von Christian Bale verkörpert. Aber wenn alles nur noch ein großer Witz ist und Konsequenzen keine Rolle spielen, dann geht einem das rege Treiben früher oder später am Allerwertesten vorbei -– mag es auch noch so schrill inszeniert sein. Mehr noch: Als Zuschauer ertappt man sich glatt dabei, dem Götterschlächter (Bale) die Daumen zu drücken, der durchaus valide Argumente für sein Handeln darbietet.
Geschichte wiederholt sich. Als John Carpenter 1978 "Halloween" auf die Leinwand brachte, sollte sich der wahre Horror durch die zahlreichen Fortsetzungen materialisieren – denn die waren durch die Bank weg grauenvoll schlecht. Mit "Halloween Ends" findet die neueste Reihe zum Maskenmörder Michael Myers ihr Finale, beinahe klingt der Filmtitel wie ein Versprechen. Ja, David Gordon Green, Danny McBride und Co. versuchen etwas Neues mit ihrem dritten gemeinsamen Film, das muss lobend erwähnt werden. Zuweilen wirkt es bei "Halloween Ends" jedoch so, als habe man sich fünf Minuten vor Drehbeginn für manch einen Storystrang entschieden.
Amsterdam
David O. Russell auf dem Regiestuhl, dazu mit Christian Bale einer seiner liebsten Mimen nebst Hollywood-Allzweckwaffe Margot Robbie – das klingt auf dem Papier nach dem Oscar-Anwärter des Jahres. Doch "Amsterdam" enttäuscht nicht trotz, sondern wegen des gigantischen Potenzials, das er leichtfertig verschenkt. Der Film kann sich lange nicht entscheiden, was er eigentlich sein will. Und wenn er es dann doch macht, ist es zu spät.
Das Original zu diesem Beitrag "Von Marvel bis "Jurassic World": Die größten Filmflops des Jahres 2022" stammt von "Spot On News".