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Tod auf dem Nil

Originaltitel: Death on the NileUS | 2022 | FSK: 12
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Bewertung der Redaktion:

Prachtvoll bebilderte und ausgestattete Krimi­kreuzfahrt, die sich in der eigenen Nostalgie verliert

IMDb-Bewertung: 6,3 von 10

Vom Zug aufs Schiff: Nach „Mord im Orient-Express“ (2017) untersucht Agatha Christies Spürnase Hercule Poirot einen neuen Kriminalfall

Dass Kenneth Branaghs zweite Agatha-Christie-Verfilmung nach „Mord im Orient-Express“ fünf Jahre brauchte, bis sie das Licht der Kinoleinwände erblickte, ist zwei Dingen geschuldet: Zum einen machte Corona der zeitnahen Veröffentlichung einen Strich durch die Rechnung. Zum anderen wurden Vergewaltigungsvorwürfe und Kannibalismusfantasien gegen Hauptdar­steller Armie Hammer („Call Me by Your Name“) laut, die Disney zu einer weiteren Startterminverschiebung zwangen.

Hammers Figur Simon Doyle wurde infolgedessen aus den meisten Werbe­materialien gestrichen. Vor diesem Hintergrund wirken seine Szenen mit Gal Gadot und Emma Mackey tatsächlich etwas übergriffig und befremdlich. Aber das ist längst nicht das Kern­problem des Krimis.

Nach dem kurzen (und überflüssigen) Prolog, der im Ersten Weltkrieg spielt und erklärt, wie der spätere Detektiv Hercule Poirot (Kenneth Branagh) sein Talent entdeckte und zu seinem markanten Schnäuzer kam, geht es ins Jahr 1937. Auf einer Kreuzfahrt durch Ägypten wird die Heirat zwischen der reichen Linnet (Gal Gadot) und dem Frauenhelden Simon (Armie Hammer) gefeiert.

Als Linnet tot aufgefunden wird, fällt der Verdacht schnell auf Simons Ex-Verlobte Jacqueline de Bellefort (Emma Mackey), die sich auf den Luxusdampfer eingeschlichen hat. Doch die präsentiert ein wasserdichtes Alibi. Wer könnte es auf die schöne Linnet abgesehen haben? Und weshalb? Poirots Spürsinn wird auf die Probe gestellt.

Wie unterhaltsam und kurzweilig eine Tätersuche sein kann, hat zuletzt Rian Johnsons Ensemblestück „Knives Out“ (2019) eindrucksvoll bewiesen. Branaghs Romanadaption wirkt dagegen angestaubt. Bevor der aufzuklärende Mord überhaupt stattfindet, vergeht eine ganze Stunde. Dank des stimmungsvollen Setdesigns und der schönen Menschen liefert die schwüle Bootsfahrt aber tolle Schauwerte.

Cast und Crew von "Tod auf dem Nil"

Cast

Hercule Poirot
Kenneth Branagh
Linnet Ridgeway Doyle
Gal Gadot
Simon Doyle
Armie Hammer
Louise Bourget
Rose Leslie
Linus Windlesham
Russell Brand
Jacqueline de Bellefort
Emma Mackey
Marie Van Schuyler
Jennifer Saunders
Bowers
Dawn French
Euphemia Bouc
Annette Bening
Bouc
Tom Bateman
Rosalie Otterbourne
Letitia Wright
Salome Otterbourne
Sophie Okonedo
Andrew Katchadourian
Ali Fazal

Crew

Regie:
Kenneth Branagh

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trolliver am 01.11.23 hilfreich: ?

Gewinnt im weiteren Verlauf

Mich störten die Ausflüge sowie die Rückblende am Anfang nicht, doch empfand ich die Inszenierung mit ihren ganzen Nahaufnahmen und Kameraschwenks als schwülstig und nicht der Atmosphäre angemessen, wie auch einige der Dialoge merkwürdig gestelzt geführt wurden und so ein Eintauchen in die Geschichte meinerseits verhinderten.

Das Drama nimmt mit dem Mord seinen Lauf, Branagh spielt Poirot intensiv, manchmal etwas zu sehr. Allgemein empfand ich bei den Darstellern einiges an Overacting, doch da bin ich auch empfindlich.

Die übliche poirotsche Spurensuche inszeniert Branagh jedoch spannender als Gillermin 1979, weshalb ich überhaupt drangeblieben bin. Seinerzeit bin ich im Kino eingeschlafen.

Insgesamt gibt es schöne Bilder aus dem Ägypten einer vergangenen Epoche, die man so vor Ort nicht mehr sehen kann. Zu einer Dokumentation würden die Schwenks auch passen; in einem Krimistück, das vor fast 100 Jahren spielt, wirken sie deplatziert.