Doch Jafar Panahi ist kein normaler Taxifahrer. Er ist Regisseur. Oder: Er war es. 2010 wurde ihm als Unterstützer der iranischen Opposition vorgeworfen, einen regierungskritischen Film produzieren zu wollen. Die Folge: Er wurde vom Mullah-Regime mit einem Berufsverbot belegt. Panahi aber denkt nicht ans Aufhören. Drei digitale Kameras installierte er im Inneren eines Teheraner Taxis. Eine für seine Passagiere, eine für ihn selbst und eine, mit der er nach draußen, in die bunten Straßen von Teheran filmen kann.
Was ist Wahrheit? Was ist Fiktion?
"Taxi Teheran" ist nicht nur ein Widerstand gegen die iranische Regierung, sondern auch ein Spiel mit dem Zuschauer. Die "Zufälligkeit" der Fahrgäste und ihrer Gespräche muss immer wieder angezweifelt werden. Einmal unterhalten sich zwei Fahrgäste angeregt über die Todesstrafe. Als einer der beiden aussteigt, steigt ein Kleinwüchsiger dazu und beteuert, nicht nur Panahi erkannt zu haben, sondern auch den Schauspieler, der gerade vor ihm ausgestiegen sei.
In diesen Momenten erweist sich "Taxi Teheran" als grandiose Filmsatire, in der stets offen bleibt, wie viel davon Planung und wie viel Improvisation ist. Die meisten Fahrgäste (darunter Panahis zehnjährige Nichte) reagieren auf die Gesprächsanlässe ihres Fahrers humoristisch, nachdenklich, argumentativ: wie nach einem Skript. Doch nie wird klar, ob einer von ihnen nicht vielleicht ganz zufällig in dem Taxi landete und ahnungslos mitwirkte.
Man weiß es nicht - und man erfährt es selbst ganz zum Schluss nicht. Denn zum Schutz aller Beteiligten verzichtet "Taxi Teheran" auf einen Abspann.
"Ein Liebesbrief an Kino und Publikum"
Nun zeigt Arte den Film erstmals im Fernsehen: Taxi Teheran