Alle Jahre wieder … kommt die Debatte auf: Ist "Stirb langsam" ein Weihnachtsfilm? Immerhin spielt das brachiale Actionfilm-Meisterwerk von 1988 an Heiligabend. Und Bruce Willis klopfte als Einmann-Armee John McClane Sprüche wie "Jetzt habe ich eine Maschinenpistole – Ho-Ho-Ho". Auch Weihnachten 2020 gehört der Film wieder ins TV-Programm. Dennoch kocht die Diskussion jedes Jahr neu hoch. Jetzt hat sie sogar den Vater von "Stirb langsam" erreicht: Filmregisseur John McTiernan.

Und dessen Antwort auf diese ewigwährende Frage ist nicht nur eindeutig, sondern auch überraschend. Nicht nur verriet er im Holiday Special vom American Film Institute, "Stirb langsam" sei für ihn eindeutig ein Weihnachtsfilm. Er verriet auch die wichtigste Inspiration für den Actionkracher – und zwar den unsterblichen Filmklassiker "Ist das Leben nicht schön?" von 1946. Filmfans dürften jetzt die Augenbrauen hochziehen, doch lassen wir uns auf McTiernan und seine Argumentation ein.

John McTiernan enthüllt: "Stirb langsam" basiert auf "Ist das Leben nicht schön?"

"Ist das Leben nicht schön?", der James Stewart als kleinbürgerlichen George Bailey auf ewig zur Kultfigur am Heiligabend werden ließ, soll "Stirb langsam" inspiriert haben? Aber sicher doch, sagt John McTiernan: "Vor allem die Pottersville-Szene. Die zeigt, was passiert, wenn der böse Banker in der Gemeinde machen kann, was er will, ohne dass George sich einmischt, um es zu verhindern. Und es ist die deutlichste Demonstration und Kritik des ausufernden, unregulierten Cowboy-Kapitalismus, die jemals in einem amerikanischen Film gemacht wurde. Damals war es eine Fantasie, aber heute ist es das Leben, das die Leute führen, wenn man in den meisten Teilen des Landes hinausgeht."

20th Century Fox

Der Weihnachtsmann kommt durch den Schornstein. John McClane brettet durch die Fensterläden.

Und McTiernan geht noch weiter und behauptet, "Stirb langsam" sei mit genau dieser Intention gedreht worden. John McClane bekämpfe als US-amerikanischer Jedermann die bösen Terroristen, die auf einer Weihnachtsparty "im Herzen des Kapitalismus" angreifen. Zu Produzent Joel Silver soll er daher gesagt haben: "Okay, wenn Du willst, dass ich diesen Terroristenfilm mache, möchte ich ihn so machen, dass der Held in der ersten Szene, als der Limousinenfahrer sich entschuldigt, dass er noch nie in einer Limousine gefahren ist, sagt: 'Ist schon gut. Ich bin noch nie in einer Limousine gefahren.' Er ist ein Held der Arbeiterklasse."

Die Magie hinter "Stirb langsam": Der ewige Kampf von Gut gegen Böse

Zusammengefasst sagt McTiernan, sein Held John McClane sei die moderne Version von George Bailey – nur mit Knarre und Glas-Scherben in den Füßen. Doch beide Filme erzählen den Kampf von Gut gegen Böse und so wie Bailey die korrupten Banker besiegt, bekämpft McClane die gierigen Geiselnehmer. Und das beides vor dem Hintergrund des Weihnachtsfestes. Die Parallelen liegen auf der Hand. Trotzdem amüsiert die Vorstellung, "Stirb langsam" als bizarre Actionversion des sentimentalen Klassikers zu sehen ungemein. Für McTiernan bedeutete das jedoch die Magie seines Films:

"Alle, die an dem Film arbeiteten, bekamen, wie ich schon sagte, diese Idee von diesem Film als Ausreißer. Und es gab eine Freude daran. Denn wir waren alle die Kratzer an der Seite des Königsgrabs. Wir hatten den Inhalt verändert. Wir hatten nicht vor, dass es ein Weihnachtsfilm wird. Aber die Freude, die dabei aufkam, hat ihn zu einem Weihnachtsfilm gemacht. Und das ist wirklich das Beste, was ich Ihnen darüber erzählen kann."