In der Literatur ist die Gattung "Das Buch zum Film" eine aussterbende Kunst. Lange vor der Erfindung von VHS und DVD kauften Filmfans gerne die Romanfassungen ihrer Kinolieblinge. Warum? Die Autoren dieser Bücher hatten meist Zugriff auf das Originaldrehbuch, nicht aber auf den fertigen Film (der gleichzeitig mit dem Roman erschien). So stieß man in den Büchern häufig auf Szenen, die es nicht in den Film geschafft haben – heute braucht es die Bücher dafür nicht mehr, da "Herausgeschnittene Szenen" als Extras auf fast jeder DVD enthalten sind.

Quentin Tarantino erlaubt sich jetzt aber den Spaß und hat eine Romanfassung zu seinem Film-Erfolg "Once Upon a Time in … Hollywood" geschrieben, die zu einem Großteil aus Szenen besteht, die so im Film nicht enthalten waren. Und, um den Meta-Witz auf die Spitze zu treiben, sein Roman klärt eine große Frage, die der Film absichtlich offenließ: Hat Cliff Booth, der Charakter von Brad Pitt, seine Frau wirklich ermordet oder nicht?

Quentin Tarantino erklärt seinen Film im neuen Roman

Im Film wird die Hintergrundgeschichte von Cliff Booth nur angerissen. Er war ein Kriegsheld, und ist nach Hollywood gekommen, um als persönliches Stuntdouble von Rick Dalton, der Hauptfigur des Films (gespielt von Leonardo DiCaprio) zu arbeiten. Um ihn rankt sich das Gerücht, er habe seine Frau ermordet und sei damit durchgekommen. Der Film zeigt eine Rückblende, bei der Booth und seine Frau Billie auf einem Boot sind. Billie beschimpft ihren Mann im betrunkenen Zustand, der greift nach einer Harpune … Schnitt!

Der Film ließ also offen, ob an diesem Gerücht etwas dran ist. Im Roman widmet Tarantino dem Charakter Billie ein ganzes Kapitel – und stellt unmissverständlich klar, dass Booth definitiv seine Frau umgebracht hat. Das zehnte Kapitel des Romans beginnt direkt mit dem Satz: "In dem Moment, als Cliff seine Frau mit dem Haifischgewehr erschoss, wusste er, dass es eine schlechte Idee war." Der Roman beschreibt daraufhin sehr detailliert, wie Billie sieben Stunden brauchte, um an ihren schweren Verletzungen zu sterben. Dabei konnten Cliff und sie "das siebenstündige Gespräch führen, das sie im Leben nie führen konnten" und sich versöhnen. Der Küstenwache gegenüber behauptet Booth, es sei ein Unfall gewesen und kommt so mit dem Mord davon.

"Once Upon a Time in … Hollywood" feiert Free-TV-Premiere

Für Fans des Films ist der Roman also alleine schon deshalb empfehlenswert, weil er stark vom Geschehen auf der Leinwand abweicht. Beispielsweise spielt das große Finale der Kinoversion in der Novelisierung eine viel kleinere Rolle. Der Roman endet intimer, persönlicher. Wer den Film bisher verpasst hat, kann diesen jetzt im TV nachholen. Am 30. Mai läuft der Streifen ab 22.15 Uhr im ZDF.

Quentin Tarantino hat im Zuge der Vermarktung seines Buches erneut angekündigt, nach seinem nächsten Film seine Regie-Karriere beenden zu wollen. Gerüchten zufolge soll er sowohl einen "Star Trek"-Film als auch "Kill Bill 3", eine Fortsetzung seiner Rache-Saga in Erwägung ziehen.