Die Produzenten der James-Bond-Reihe waren mit die ersten, die in Folge der weltweiten Coronapandemie beschlossen, den neuen Film "Keine Zeit zu sterben" zu verschieben. Aus dem ursprünglichen Kinostart am 2. April wurde jetzt ein geplanter Start am 12. November 2020. Über den Film ist trotz mehrerer Trailer und einem Filmsong von Musikstar Billie Eilish erst wenig bekannt: Rami Malek spielt den Bösewicht, Ana de Armas das Bond-Girl und die zwei "Spectre"-Charaktere gespielt von Christoph Waltz und Léa Seydoux kehren zurück.

Und obwohl sich Daniel Craig mit "Keine Zeit zu sterben" wohl von der Bondrolle verabschieden wird, wäre sein Abschied beinahe deutlich bizarrer ausgefallen, als Zuschauer von einem Bondfilm erwarten dürften. Regisseur Cary J. Fukunaga, bekannt für die gefeierte erste Staffel der Serie "True Detective", gestand in einem Interview seine anfängliche Idee für den Film, die einen harten Twist präsentiert hätte: Fast der ganze Film sollte in Bonds Kopf spielen.

So sah Fukunagas Vision für James Bond 25 aus

Im Gespräch mit Interview Magazine verriet Fukunaga, dass in seiner Ursprungsversion "Keine Zeit zu sterben" nicht nur größtenteils eine Einbildung von 007 gewesen wäre, sondern auch Teile des Vorgängerfilms "Spectre" revidiert hätte. Er sagte: "Es gibt diese Szene in ‚Spectre‘, als der Bösewicht eine Nadel in James Bonds Kopf bohrt, die sein Gedächtnis löschen soll – doch dann entkommt er wie durch ein Wunder, durch eine Bombe in seiner Armbanduhr."

Diese dramatische Szene in "Spectre" war die große erste Konfrontation zwischen Craig's Bond und Waltz‘ Schurken Blofeld, in der die Zuschauer unter anderem erfuhren, dass die beiden Erzfeinde als Kinder zusammen aufgewachsen sind. Bonds Flucht im Film endet damit, dass er und die Figur von Léa Seydoux das Schurkenversteck von Blofeld in die Luft sprengen und ihn schließlich in London nach einer weiteren Verfolgungsjagd überwältigen können. Fukunaga dazu: "Ich dachte mir: ‚Was, wenn alles ab dieser Folterszene in Bonds Kopf stattfindet?‘".

Fantheorie als Korrektur für "Spectre"

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Gab es in Wahrheit kein Happy-End für Bond und seine Geliebte Madeleine?

Für einen Bondfilm wäre diese Wendung wohl ein enormes Risiko gewesen. Insgesamt sind die Abenteuer von 007 nicht für ihre überraschenden Twists bekannt. Dennoch ist die Idee von Fukunaga nicht neu: Bereits seit "Spectre" im November 2015 im Kino gestartet ist, geistert genau diese Fantheorie durch das Internet. Demnach liege Bond auch am Ende des Films immer noch in Blofelds Folterkammer und habe durch die Nadeln in seinem Kopf starke Gehirnschäden erlitten, inklusive Halluzinationen.

Bei dieser Theorie schwingt wohl auch Kritik an "Spectre" mit. Der Film kam insgesamt bei Zuschauern und Kritikern verhalten an, kritisiert wurde insbesondere das letzte Drittel, in dem Bond seinen Rivalen durch London jagt. Die Fantheorie sowie Fukunagas ursprünglicher Pitch bieten eine Ausrede an, und dienen so als Korrektur für "Spectre" – allerdings nur in der Vorstellung der Fans, denn offensichtlich entschieden sich die Produzenten gegen diesen Schritt, für einen klassischeren Bondfilm. Zu Fukunaga, der auf Netflix mit der Serie "Maniac" bereits die Grenzen des menschlichen Verstands erforschte, hätte dieser Ansatz aber sicherlich sehr gut gepasst.

Eine andere Fantheorie, nach der die neue Figur von Rami Malek sich als altbekannter Bondschurke entpuppen soll, ist damit allerdings noch nicht vom Tisch. Mindestens bis November müssen wir uns aber noch gedulden. Einen Trailer zum Finale der Daniel-Craig-Ära als James Bond seht ihr hier: