Seit seinem Leinwanddebüt 1962 mit "007 jagt Dr. No" zählt James Bond ohne Zweifel zu den ikonischsten Figuren der Kinogeschichte. Und selbst heute nach über 60 Jahren im Einsatz und 25 Filmen weiß der britische Geheimagent zu begeistern, wie der große Erfolg des letzten Abenteuers "Keine Zeit zu sterben" im vergangenen Jahr eindrücklich zeigte – auch wenn der Film von einigen Fans sehr kontrovers aufgenommen wurde.

Doch fast hätte es die "James Bond"-Reihe, wie wir sie kennen, nicht gegeben. Denn wie ein neu entdecktes Drehbuch aus dem Jahr 1956 zeigt, hatte der Erfinder von James Bond höchstpersönlich einst ganz andere Pläne mit dem Superspion.

James Bond: "Moonraker"-Drehbuch hätte die Reihe komplett verändert

Neun Jahre schon, bevor der damals noch unbekannte Sean Connery als erster 007 auf der Leinwand erschien, wurde James Bond geboren: im Roman "Casino Royale" des britischen Autoren Ian Fleming. Der Roman war ein sofortiger Bestseller und brachte Fleming dazu, weitere Bond-Romane zu schreiben, in denen er seine eigene Agententätigkeit verarbeitete. Motiviert durch die wachsende Popularität der "James Bond"-Romane wollte Fleming den Erfolg seiner Schöpfung so schnell wie möglich in Filmform fortsetzen und so verkaufte er die Rechte an seinem ersten Buch. Doch eine frühe TV-Adaption von "Casino Royale" im Jahr 1954 kam beim Publikum nicht gut an. Fleming aber ließ sich davon nicht beirren und schrieb neben weiteren 007-Romanen 1956 auch ein Drehbuch, das auf seinem dritten Bond-Roman "Moonraker" basierte. Und genau dieses Skript, das viele Jahre verschollen war, ist schließlich in einem Antiquitätenladen in England wieder aufgetaucht.

Flemings Drehbuch unterscheidet sich nicht nur inhaltlich massiv von der bekannten "Moonraker"-Verfilmung von 1979 mit Roger Moore in der Hauptrolle. Diese hatte mit dem Buch nicht mehr als den Titel gemein, während Fleming seinen Roman werkgetreu adaptiert sehen wollten. Q und Moneypenny wären somit in dem 50er-Jahre-Film nicht vorgekommen, eine Weltraumstation hätte es nicht gegeben und statt ins All zu fliegen, hätte Bond einen irren Schurken davon abhalten müssen, eine Rakete auf London abzufeuern. Aber noch viel wichtiger: Wäre dieses Drehbuch verfilmt worden, hätte es die "James Bond"-Reihe, so wie sie ist, wahrscheinlich nie gegeben. Connery war 1956 noch gar nicht aktiv und wäre niemals James Bond geworden. Stattdessen hätte Fleming wohl versucht, seinen heimlichen Favoriten David Niven für die Rolle zu gewinnen.

Warum das "Moonraker"-Drehbuch von Ian Fleming schließlich nicht verfilmt wurde, ist leider unbekannt. Doch Fans dürfen darüber wohl insgeheim froh sein – denn sonst hätte man Sean Connery und Co. vermutlich nie als James Bond auf der großen Leinwand gesehen.