Erfolgreicher waren nur Pennywise und Michael Myers: Der Horrorfilm "Wir" läuft seit letzter Woche in den Kinos und knackt die ersten Bestmarken im Grusel-Genre. Angesichts des Überraschungserfolgs von "Get Out" im Jahr 2017 ist es für den Regisseur Jordan Peele bereits der zweite Hit beim zweiten Film - ein beachtlicher Schnitt.

"Get Out" verschaffte Peele sogar einen Drehbuch-Oscar und wurde letztlich zu einem der profitabelsten Filme des Jahres 2017: Weltweit spielte er 255 Millionen US-Dollar bei einem Budget von 4,5 Millionen ein. Der Horrorfilm traf den Zeitgeist mit seiner Erkundung der Rassenthematik in Amerika und trotz dieser extrem hohen Erwartungen an "Wir", die zweite Regiearbeit des Filmemachers, scheinen die Kinobesucher erneut mit Begeisterung die große Leinwand anzuvisieren.

Jordan Peele ist schon jetzt eine Erfolgsmarke

"Wir", ein doppelbödiger Psycho-Thriller über eine Familie, die mit ihren Doppelgängern konfrontiert wird, übertraf am Startwochenende in den USA alle Erwartungen: Mit einem Einspielergebnis von über 70 Millionen US-Dollar erreichte er mehr als das Doppelte der vorangegangen Prognosen. Damit ist "Wir" nach Disney's "Captain Marvel" (153 Millionen US-Dollar) das zweitbeste Debüt des Jahres.

Laut Branchenkennern sei vor allem der Name des Regisseurs das Verkaufsargument des Films. Jordan Peele habe es in kürzester Zeit geschafft, seinen Status als Filmemacher zu festigen: "Es besteht kein Zweifel, dass der Zuspruch für "Get Out" den Weg für "Wir" ebnete", sagte Jim Orr, Universal President des Inlandsvertriebs dem US-Blatt Variety. "Er (Anm. d. Red.: Jordan Peele) ist ein enormes Talent, und die Leute (...) konnten kaum erwarten zu sehen, was er als Nächstes bringen wird."

Im Zeitalter von Comic-Blockbustern und Franchise-Manien ist das ein durchaus bemerkenswertes Phänomen. Ohne die massive Fan-Base von Fortsetzungen und Superhelden auf solche Zahlen zu kommen, das übertrifft sogar den letztjährigen Publikumsrenner aus dem Horror-Genre: "A Quiet Place". Laut einem US-Kino-Analysten sei dies "eine sehr einzigartige Situation". Jeff Bock gibt im Gespräch mit Variety zu Bedenken: "Die meisten Filmemacher haben sich erst nach etlichen Filmen einen Namen gemacht, vor allem im Horror-Genre. Sogar John Carpenter und Jason Blum brauchten viele Filme, um das Gütesiegel zu erreichen, mit ihrem Namen einen Film verkaufen zu können."

Peele, eine Hälfte des Comedy-Sketchduos Key & Peele, brauchte nur einen Film, um sich als Horrormaestro genügend Prestige zu verschaffen. Ähnlich wie vor zwei Jahren bei "Get Out" behielt der Regisseur die Prämisse von "Wir" unter Verschluss und sorgte auch so für eine Neugierde, die sich nun in den Besucherzahlen niederschlägt. Klar wussten spätestens nach dem Trailer alle, dass Oscargewinnerin Lupita Nyong'o ("12 Years a Slave") die Heldin spielt, während sich ihre Familie im Urlaub blutdurstiger Klone erwehren muss. Darüber hinaus wussten die Kinobesucher wenig, offenbar eine erfolgreiche Strategie.

Die nächsten Projekte stehen an

Nach dem Erfolg der letzten Hits wie "A Quiet Place" und "Halloween" bringt Peele mit "Wir" noch einen anderen Erfolgsfaktor auf die Leinwand: Zwar handelt es sich um einen Horrorfilm, aber dem Publikum ist bewusst, dass hier Genres vermischt werden, sodass auch einige solide Lacher abgfeiert werden können (vor allem dank Winston Duke). Diese Formel verhindert, dass das Horrorgenre abgestanden wirkt. Seit seiner Weltpremiere auf dem South by Southwest Film Festival sammelt "Wir" fleißig begeisterte Kritiken, bei Rotten Tomatoes kommt die Horrorsatire inzwischen auf eine Bewertung von 94%.

Interessant auch: "Wir" lockte auch eine jüngere Bevölkerungsgruppe an, mit 47% machten Kinobesucher unter 25 Jahren einen nicht unerheblichen Anteil des Publikums aus. Eiine Entwicklung, die auch schon bei seinem Debpt "Get Out" zu beobachten war, damals reichte es beim Start allerdings "nur" für ein Einspielergebnis von 33,4 Millionen Dollar. Sein zweiter Film ist auf dem besten Weg, weitere Rekorde zu knacken.

Was Peele angeht, wird es dem Filmemacher zukünftig nicht an Projekten mangeln. Er habe mehrere zeitgenössische Thriller im Sinn, aber bislang keinen nächsten Film angekündigt. Peele produziere als nächstes eine "spirituelle Fortsetzung" für "Candyman", die im Jahr 2020 erscheinen wird. Auf TV-Ebene rebootet er "Twilight Zone" für den US-Sender CBS und produziert die Serie "The Hunt" für Amazon, inspiriert von echten Ereignissen über eine Gruppe von Nazi-Jägern. Es ist inzwischen kein Geheimnis mehr, dass man mit Jordan Peele Erfolgsgeschichten schreiben kann.