Jeder Action-Fan kennt die Ermittler Riggs & Murtaugh. Und das mit Recht: Als Danny Glover und Mel Gibson im Jahr 1987 erstmals die Rollen der zwei stahlharten Profis übernahmen, wurde der Film "Lethal Weapon" zum sofortigen Kult. In den 1990ern folgten noch drei Fortsetzungen, insbesondere der zweite Teil taucht regelmäßig in Actionfilm-Bestenlisten auf. So gut wie alle Buddy-Cop-Filme mussten sich seit jeher an "Lethal Weapon" messen – doch eine TV-Serie wagte den ganz direkten Vergleich. 2016 versuchte sich Fox an einer Serien-Neuauflage des Action-Phänomens – doch der größte Trubel fand nicht vor, sondern hinter den Kulissen statt.
Zwei stahlharte Profis im Brennpunkt L.A.
"Lethal Weapon" steht und fällt mit seinem zentralen Duo: dem bewährten Polizisten Roger Murtaugh und dem traumatisierten Ex-Militär Martin Riggs. Diese Konstellation übernahm die Serie von der Filmreihe. Doch anders als in den Filmen blieb es in der Serie nicht dabei. Der Grund: Hinter der Kamera kamen Serien-Murtaugh und Serien-Riggs so gar nicht miteinander klar. Riggs-Darsteller Clayne Crawford hatte wiederholt mit der Arbeitsweise seines Co-Stars Damon Wayans heftige Probleme, regte sich über dessen Unprofessionalität auf. Wayans wiederum sah Crawford als Tyrannen, mit dem sich nicht arbeiten lasse. Das Resultat: Crawford wurde gefeuert. Seine Figur Riggs wird am Ende der zweiten Staffel der Serie tödlich verwundet, in Staffel 3 kommt ein neuer Partner an die Seite von Murtaugh: Wesley Cole, gespielt von Seann William Scott.
Derartige Probleme kannte die Filmreihe nicht. Obwohl Glover und Gibson schon im ersten Teil vor der Kamera schimpfen, "zu alt für den Mist zu sein" (ein Running Gag der Reihe!) kehrten sie gerne dreimal zurück, ein fünfter Teil steht seit 1998 im Raum, ist mal bestätigt, mal abgesagt. Nicht zuletzt die Chemie zwischen den beiden Stars verkaufte jeden noch so macho-lastigen Dialog, den Drehbuchautor Shane Black in den ersten zwei Teilen geschrieben hatte. Die Wortgefechte zwischen Riggs und Murtaugh fühlen sich in den Filmen natürlich an, sind deshalb witzig. Auch wenn die Serie in ihren ersten zwei Staffeln den Witz der Reihe überraschend gut kopierte, lastet mit dem heutigen Wissen um die Hass-Beziehung der Schauspieler doch ein dunkler Schatten auf den Serien-Zankereien. Punkt für die Filme!
"Lethal Weapon" als Vorbild: Das Buddy-Cop-Genre
Ohne "Lethal Weapon" sähe das Buddy-Cop-Genre heute anders aus. Die Reihe war prägend für eine ganze Palette an Filmen und Serien. Es ist kein Geheimnis, dass Krawall-Papst Michael Bay seine "Bad Boys"-Filme als MTV-Variation von "Lethal Weapon" verstand. Auch die "Rush Hour"-Reihe, deren erster Teil im selben Jahr wie "Lethal Weapon 4" herauskam, wirkte schon damals auf viele Fans des Genres wie eine Wachablösung des Franchises. Und die filmische Neuauflage von "21 Jump Street" erinnert in der Konstellation der zwei Hauptfiguren wesentlich mehr an Riggs und Murtaugh als an die gleichnamige TV-Serie aus den 1980ern.
Der Einfluss von "Lethal Weapon" war so groß, dass sogar die direkte Konkurrenz davon profitieren wollte. Nachdem Bruce Willis zwei Filme lang den Einzelgänger-Bullen John McClane gespielt hatte, bekam er in Teil 3 "Stirb langsam – Jetzt erst recht!" mit Samuel L. Jackson einen Partner an die Seite gespielt. Warum? Das Drehbuch des Films wurde ursprünglich als "Lethal Weapon"-Teil geschrieben. Als der jedoch nicht zu Stande kam, wurde daraus ein "Stirb langsam"-Film gebastelt.
Was im Kino damals unter der Regie von Richard Donner frisch, neu und aufregend war, ist im TV mittlerweile Standard. In Serien wie "Castle", "Sherlock" oder "Rizzoli & Isles" wurden der Konstellation immer wieder neue Aspekte abgewonnen. Die TV-Version von "Lethal Weapon" hatte es da schwer, das Rad neu zu erfinden. Das war aber gar nicht unbedingt nötig: In den ersten zwei Staffeln gelang das Buddy-Prinzip erstaunlich spritzig. Doch es geht eben nichts über die Erfahrung, ein funktionierendes Prinzip das erste Mal zu sehen. Auch dies ist ein deutlicher Punkt für die Filme!
"Zu alt für den Mist": Die Action von "Lethal Weapon"
Ein Regisseur wie Richard Donner fackelt nicht lang, sondern will seine raubeinigen Helden in coole Action stecken. Als Donner mit dem ersten seiner vier "Lethal Weapon"-Filme begann, hatte er schon Evergreens wie "Superman" oder "Die Goonies" auf dem Kerbholz. Donner war ein erfahrener Regisseur und seine Action hoch professionell. Zwar stand anders als bei "Rambo" oder "Phantom-Kommando" nie der Körperkult der Hauptfiguren im Vordergrund, dennoch wummste es an allen Enden. Gaga war nur der Auftritt von Jet Li als unverwüstlichem Kampfsport-Fiesling in Teil 4. Hier hatte die Reihe ihren Zenit vielleicht schon etwas überschritten.
Die Action in der Serie fiel aus Budget-Gründen sicher kleiner aus, doch auch sie konnte sich sehen lassen. Wer den Stil von etwa "Hawaii Five-O" mochte oder mit dem "MacGyver"-Remake zufrieden war, hatte auch mit "Lethal Weapon" seinen Spaß. Einziger erkennbarer Schwachpunkt: Die draufgängerischen Helden kaufte man Damon Wayans und Clayne Crawford körperlich selten ab. Ein "Mad Max"-erprobter Mel Gibson war da einfach eine ganz andere Hausnummer. Obwohl die Serie sich gut schlägt, ist auch dies ein Punkt für die Filme.
Film vs. Serie: Das Endergebnis
Das Urteil sieht am Ende vernichtender aus, als es gemeint ist: Mit einem klaren 3:0 gewinnen die Filme gegen ihre Serien-Adaption. Dennoch war die TV-Serie besser als gedacht – zumindest ehe sie in der dritten und letzten Staffel durch den Darstellerwechsel ihren Zunder verlor. Trotzdem wäre es wohl besser gewesen, die TV-Serie nicht "Lethal Weapon" zu nennen, ihren Protagonisten andere Namen zu geben. Denn wo die Filme einst ein Genre prägten, mit toller Action und einem ikonischen Duo, konnte die Serie nie mehr sein, als ein Nachklapp zu einem großen Vermächtnis der Popkultur.