2001 führte ein kleiner Actionfilm das Publikum in die Welt der illegalen Straßenrennen und aufgemotzten Autos ein. "The Fast and the Furious" mit Vin Diesel und Paul Walker in den Hauptrollen wurde ein großer Erfolg, dem bis heute noch viele weitere Fortsetzungen folgen sollten. Ab sofort ist der Film erstmalig zum Streamen verfügbar. Sky Ticket zeigt den Actionblockbuster und hier bekommt ihr das dafür nötige Abo, damit ihr den wilden Ritt schauen könnt.

Aus "Fast & Furious" ist heute eines der größten und erfolgreichsten Filmfranchises der Gegenwart geworden, das Einspielergebnisse jenseits der Milliardenmarke erreicht. Möglich war dies unter anderem durch das simple Prinzip, mit jedem neuen Teil noch einen draufzusetzen. Schneller und weiter fuhren die Autos, irgendwann auch - höher

"Fast & Furious" ist immer mächtig auf Krawall gebürstet und dadurch stets auch auf Eskalation. Der Wettbewerb um die größten und meisten Explosionen, haarsträubendsten Actionsequenzen und dicksten Eier auf der großen Leinwand wird nicht mehr nur mit der Konkurrenz ausgefochten, sondern schon lange auch intern. Und mit "Fast & Furious 9" wurde noch eine weitere Stufe gezündet. Insgesamt ist das Gezeigte zu lang und herzlich albern. Was genau das bedeutet und für wen sich das Einschalten lohnt, erfahrt ihr hier:

Fast & Furious 9: Darum geht es

Aus und vorbei. Dominic Toretto (Diesel) und Letty Ortiz (Michelle Rodriguez) haben sich aus der Welt der Rennen und der gefährlichen Geheimoperationen für die Regierung ausgeklinkt und leben nun ein friedliches und beschauliches Leben mit Doms kleinen Sohn. Doch die Schatten der Vergangenheit holen Dom ein, als eines Tages ein Teil einer mächtigen Waffe gestohlen wird. Kurze Zeit später stellt sich heraus, dass Doms lange verschollener Bruder Jacob (John Cena) dafür verantwortlich ist und dafür die Cyber-Terroristin Cipher (Charlize Theron) in seine Gewalt gebracht hat. Für Dom wird die ganze Mission zur Familienangelegenheit, bei der sich auch seine Schwester Mia (Jordana Brewster) einschaltet.

Bruderzwist bei den Torettos

Es war die große Enthüllung des Trailers: Dom hat einen Bruder! Gelegenheit für die Drehbuchautoren, die Geschichte der Familie Toretto ein wenig mehr zu beleuchten. Zeit wird dabei keine vergeudet, gleich die allererste Szene führt ins Jahr 1989 zu einem Rennen, an dem Toretto Senior in Anwesenheit seiner Söhne teilnimmt. Über den Ausgang dieser Eröffnung sei an dieser Stelle nichts verraten, aber im Laufe der zweieinhalb Stunden werden immer wieder ausgedehnte Rückblenden eingeschoben, die etwas mehr über Dom, Jacob und ihre Probleme verraten.

Wie es sich für "Fast & Furious" gehört, wird das in den eingeschobenen Momenten nicht gerade feinfühlig oder gar subtil erzählt, dafür ist kein Platz und das entspräche auch in keinster Weise der DNS der Marke. Wer in diesen Szenen ebenfalls keinen Platz hat, ist Mia, aber sei's drum, es geht hauptsächlich um die Herren der Toretto-Schöpfung und dafür gibt es dabei eine klassische Rennszene zu bestaunen. Für den restlichen Film sorgen die Flashbacks für ein dünnes emotionales Fundament, wobei selbstverständlich niemand das große Drama erwarten darf - abgesehen davon ist es auch noch zu früh dafür. Darüber hinaus wirkt es im Anbetracht der allgemeinen Zerstörung und Gefahr für die Welt in der erzählerischen Verknappung und charakterlichen Simplifizierung regelrecht albern, dass zwischendrin beleidigte Gefühle verhandelt werden. Zumal diese für den Plot nicht unbedingt zwingend sind. Noch nicht.

Denn "Fast & Furious 9" markiert den Anfang vom Ende, der anschließend in zwei weiteren bestätigten Filmen auserzählt werden soll. Ein Konzept, das sich bereits jetzt viel zu zäh und ausufernd anfühlt, wo es doch gerade erst begonnen hat (aber weil Cipher und ihre Machenschaften wieder aufgegriffen werden, müsste man eigentlich sogar schon den achten Teil dazuzählen). "F9", so der englische Originaltitel, ist somit ein Film ohne richtigen Anfang und noch zwei Teile entfernt vom Ende - das wird ein Marathon. Dass das Finale dieses Films bereits eine innerhalb der Reihe erprobte Wendung klar andeutet, schürt nicht unbedingt Vorfreude und Spannung für die Zukunft - der wahre Cliffhanger wartet derweil im Abspann, also nicht direkt aufspringen und gehen, sobald der anfängt. Aber auch hier stellt sich unweigerlich die Frage: Wie soll das überhaupt noch alles funktionieren?

Großes Wiedersehen

Neben dem zweiten Toretto war die Rückkehr einiger alter Bekannter eines der ganz großen Marketingzugpferde für den neunten Teil. Insbesondere das Wiedersehen mit dem totgeglaubten Han (Sung Kang) wurde nach der #justiceforhan-Internetkampagne heiß ersehnt. Viele waren der Auffassung, dass die Figur würdelos abdanken musste, nachdem sie über mehrere Filme hinweg fester Bestandteil der Kerntruppe war. Stattdessen durfte sein vermeintlicher Mörder Deckard Shaw (Jason Statham) eine prominente Rolle einnehmen, die Wandlung zum Guten machen und sogar neben Dwayne Johnsons Luke Hobbs in einem eigenen Film glänzen. Einfach unfair. Ob ihm denn wenigstens ein würdiges Comeback beschert wird?

Vor dem Hintergrund des Hypes um sein erneutes Auftreten fällt das Ergebnis ernüchternd aus. Zwar darf er wieder tatkräftig zupacken bei der neuen Mission, aber die große Wiedersehensfreude und das damit verbundene emotionale Potenzial verpufft direkt und beschränkt sich auf ein paar schnelle Umarmungen und eine kurze, pflichtschuldig eingestreute Erklärung darüber, wie er denn überhaupt noch am Leben sein kann. Anschließend gilt business as usual und er fügt sich ins restliche Ensemble ein - das gilt übrigens auch zu einem gewissen Grad für Mia, deren erster Auftritt wie aus dem Drehbuchhut herbeigezaubert wirkt. Man darf aber unterm Strich nicht vergessen, dass Han nie denselben erzählerischen Stellenwert hatte wie zum Beispiel Letty, diesen Unterschied in der internen Hackordnung gilt es definitiv zu beachten. Aus diesem Grund kann eigentlich auch ein angedeuteter Handlungsstrang für die Fortsetzung bei weitem nicht so ausführlich ausfallen, wie es Fans vielleicht hätten.

Neben Han schauen übrigens auch weitere alte Bekannte vorbei wie zum Beispiel Lucas Black als Sean Boswell, Jason Tobin als Earl und Shad Moss als Twinkie aus "Fast & Furious: Tokyo Drift". Die sind eigentlich nur für einige komödiantische Momente dabei, aber auch sie nehmen am obligatorischen Grillen am Ende teil. Unklar ist noch, ob sie ebenfalls bei Teil 10 dabei sein werden. Für die Fortsetzung muss aber zusätzlich damit gerechnet werden, dass mindestens noch Statham zurückkehren wird und womöglich auch Dwayne Johnson. Die werden dann wieder direkt ein lautes Wörtchen mitzureden haben und dann gibt es ja immer noch den Rest um Diesel, Rodriguez und Co. - da stellt sich schon jetzt die Frage, wie Regisseur Justin Lin sie alle unter einen Hut bringen möchte und die Handlung aus "F9" sinnvoll weitererzählen will. Irgendetwas und vor allem irgendwer wird zwangsläufig auf der Strecke bleiben - so wie eigentlich jetzt schon die ganzen Rückkehrer.

Immerhin scheppert's gewaltig

So sehr das Skript wie schon zuvor auch immer wieder betont, dass es um Familie und Loyalität geht, das Hauptverkaufsargument ist und bleibt die Action. Fans wird es sicher freuen zu lesen, dass in "Fast & Furious 9" die Messlatte nicht einfach höher gelegt, sondern einfach mal direkt zu Schrott gefahren wird. Gleich zu Beginn werden die Lautsprecher einem intensiven Tauglichkeitstest unterzogen und so viele Explosionen gezündet, dass es für einen Dutzend Kriegsfilme gereicht hätte.

Und dann wird es mit jedem Mal immer absurder, wobei sich Einfallsreichtum und schiere Lächerlichkeit permanent die Waage halten. Die vorkommenden Supermagneten sorgen dabei für reichlich verrückte und durchaus kreative Actionmomente. John Cena wiederum hangelt sich deutlich zu lang über die Dächer von Edinburgh hinweg, dass er wie eine Mary Poppins im taktischen Militäroutfit wirkt und was Tej und Roman (Ludacris und Tyrese Gibson) erleben, macht aus "Fast & Furious 9" zwischenzeitlich zu einer wahrgewordenen Karikatur: Ja, die Gerüchte stimmen und eigentlich hatte man sich genau so etwas immer vorgestellt, wenn man sich vor Jahren aus Jux überlegt hat, wie weit es die Reihe wirklich treiben kann.

Und damit hat das Franchise endgültig alle Bodenhaftung verloren. Eine hohle Mordsgaudi ist das natürlich dennoch, wenn man sich drauf einlässt - da passen dann auch die teils unterirdischen Dialoge mit völlig missratenen Witzen und sogar gruseligen "Star Wars"-Referenzen ganz gut ins Gesamtbild, die den in der ersten Hälfte latent traurigen Erzählton pulverisieren.

Fazit: Schneller, weiter und bis zur Unendlichkeit hoch hinaus, wo das Hirn keinen Sauerstoff mehr erhält. Ist "Fast & Furious 9" ein guter Film? Och nö. Aber nach vielen Monaten in der Corona-Pandemie ist es ganz sicher der richtige Film zum richtigen Zeitpunkt, um Leute wieder ins Kino zu locken. Anschauen ist Bürgerpflicht!