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Erben klagen gegen Netflix-Film: Zoff um Sherlock-Holmes-Darstellung in "Enola Holmes"

Enola Holmes Netflix Millie Bobbie Brown
Millie Bobbie Brown ("Stranger Things") spielt die Schwester von Sherlock Holmes. Netflix, Montage: TV Spielfilm

Noch in diesem Jahr soll auf Netflix mit "Enola Holmes" ein Film über die kleine Schwester von Meisterdetektiv Sherlock Holmes kommen. Doch die Erben vom Sherlock-Schöpfer werfen dem Film Urheberrechtsverletzung vor. Netflix muss vor Gericht.

Vor kurzem wurde bekannt, dass der Streamingdienst Netflix der Produktionsgesellschaft Legendary Entertainment den Film "Enola Holmes" abgekauft hat. Der hatte zuvor wegen der weltweiten Coronavirus-Pandemie seinen Kinostart verloren. Nun sollte der Streifen, der auf der gleichnamigen Jugendroman-Reihe der Autorin Nancy Springer basiert, im Laufe des Jahres als Stream erscheinen. Eine Klage gegen die Macher des Films könnte die Veröffentlichung aber erheblich verzögern.

Sherlock-Holmes-Erben zerren Netflix vor Gericht

Die Erben des Autoren Sir Arthur Conan Doyle zerren Netflix, Legendary Entertainment und den Regisseur des Films Harry Bradbeer vor Gericht. Arthur Conan Doyle hatte von 1887 bis 1927 die originalen "Sherlock Holmes"-Romane um den berühmten  Helden geschrieben, der in den "Enola Holmes"-Büchern eine jüngere Schwester angedichtet bekommt, die sich im Intellekt mit ihrem berühmten Bruder messen kann. Im Film wird Enola von Millie Bobby Brown gespielt, den Meisterdetektiv übernimmt Henry Cavill.

Doch das juristische Dilemma ist kompliziert: Die Geschichten von Arthur Conan Doyle (und damit auch seine Figuren wie Sherlock Holmes, Dr. Watson oder Professor Moriarty) sind "public domain" – das bedeutet, jeder darf sie für seine eigenen Projekte verwenden. Es gibt keinen Urheberrechtsschutz. Allerdings gilt das nicht für die letzten zehn Fälle, die Doyle zwischen 1923 und 1927 veröffentlichte. Diese unterliegen nach wie vor rechtlich Doyles Erben, dem sogenannten Arthur Conan Doyle Estate.

Enola Holmes: Urheberrechtsstreit wegen Sherlock's Emotionen

Nun werfen Doyles Erben dem nicht lizenzierten Film "Enola Holmes" vor, Elemente aus eben diesen geschützten Vorlagen übernommen zu haben. Konkret soll es dabei um die emotionale Seite des Meisterdetektivs gehen: Während der in den ersten Doyle-Stoffen noch ein analytischer, nüchterner Denker ist, wurde er in Doyles letzten Geschichten immer emotionaler und behandelte auch Frauen mit mehr Würde und Respekt als zu Beginn. In seiner Darstellung im Film im Umgang mit Frauen soll Henry Cavills Sherlock so ähnlich an Doyles geschützte Fälle angelehnt sein, dass die Erben es als Urheberrechtsverletzung empfinden.

Jetzt wird ein Gericht entscheiden, ob die Klage berechtigt ist und eventuell eine Strafe auf den Netflix-Film zukommt. Wann "Enola Holmes" schließlich das Licht der Welt erblicken wird, ist aufgrund dieser derzeitigen Situation nicht einschätzbar. Netflix und Legendary Entertainment wollten zu den Vorwürfen bislang keine Stellung beziehen.