Neuverfilmungen können ganz unterschiedliche Gründe haben. Zum Beispiel gibt es eine berühmte literarische Vorlage, die einfach alle paar Jahre für ein junges Publikum modernisiert wird – man denke an die unzähligen Verfilmungen von "Eine Weihnachtsgeschichte" oder "Robinson Crusoe". Genauso gibt es erfolgreiche, stilbildende Filme, die ihres großen Namens wegen häufiger neuaufgelegt werden, beispielsweise "Ben Hur" oder "King Kong und die weiße Frau".

Es gibt aber auch ein paar besonders skurrile Fälle von Neuverfilmungen, bei denen zum Beispiel dieselben Macher einen Film nochmal gedreht haben. Alfred Hitchcock drehte 1934 den Krimi "Der Mann, der zuviel wusste" – und drehte 1956 einfach nochmal "Der Mann, der zuviel wusste", jetzt nur mit längerer Laufzeit und in Farbe. Und genau so haben Bud Spencer und sein guter Freund und Regisseur Michele Lupo einen ihrer Filme einfach nochmal gedreht. Allerdings mit einem Vorgehen, das man clever oder dreist finden kann: Denn ihre Neuverfilmung ist auf den ersten Blick als solche nicht zu erkennen.

Diese zwei Bud Spencer Filme sind sich etwas zu ähnlich

Normalerweise erkennt man Neuverfilmungen nämlich schlicht daran, dass sie denselben Titel haben wie ihr Original oder zumindest klar als solche ausgewiesen werden. Im Falle der zwei Bud-Spencer-Solofilme (Solofilme daher, weil sie ohne seinen Langzeit-Leinwandpartner Terence Hill auskommen) bemerkt man erst, nachdem man beide Filme angesehen hat, dass man hier quasi dieselbe Handlung zweimal vorgesetzt bekam.

Es handelt sich um den 1982 erschienenen Boxerfilm "Der Bomber", in dem Bud Spencer den ehemaligen Profiboxer Bud Graziano spielt, der dem Sport abgeschworen hat, dann aber dank widriger Umstände den jungen Amateur-Boxer Giorgi Desideri (Stefano Mingardo) unter seine Fittiche nimmt. Offensichtlich wurde der Film für das US-amerikanische Publikum gedreht – und orientierte sich mit dem Fokus auf den Boxsport am Erfolg der "Rocky"-Filme. Doch noch offensichtlicher sind die unzähligen Parallelen zu einem anderen Film, den Spencer nur vier Jahre zuvor drehte und der für viele Fans als sein bester gilt: "Sie nannten ihn Mücke".

Was "Sie nannten ihn Mücke" und "Der Bomber" verbindet

Die Parallelen sind so zahlreich, dass man "Der Bomber" als Neuverfilmung von "Sie nannten ihn Mücke" bezeichnen muss – mit dem einzigen Unterschied, dass es in "Der Bomber" um den Boxsport geht und in "Sie nannten ihn Mücke" um American Football. Nicht nur war das Produktionsteam hinter der Kamera exakt identisch. Man braucht nur die Handlungen beider Filme vergleichen, um die Überschneidungen zu sehen.

  • In beiden Filmen spielt Bud Spencer einen Ex-Profisportler, der wegen Betrugsfällen und mangelnder Fairness dem Sport den Rücken kehrte und zu einem Kapitän auf einem kleinen Fischerboot wurde.
  • In beiden Filmen muss er zwangsweise an Land gehen und eine längere Zeit in einer Hafenstadt verweilen.
  • In beiden Filmen kommt es zwischen ihm und Soldaten der in der Nähe stationierten US-Armee zu einer Prügelei, durch die junge Nachwuchssportler auf seine Kraft aufmerksam werden.
  • In beiden Filmen wollen jene Nachwuchssportler (in "Sie nannten ihn Mücke" ein ganzes Team, in "Der Bomber" ein einzelner Boxer) ihn als Trainer anwerben – und sind nach mehreren Überzeugungsversuchen damit erfolgreich.
  • In beiden Filmen hat der hochrangige Offizier des US-Armeestützpunkts eine Rechnung mit Spencers Rolle offen und fordert ihn zu einem Duell heraus – in "Sie nannten ihn Mücke" kommt es zum Armdrücken-Duell, in "Der Bomber" wird hingegen ein Tauziehen veranstaltet.
  • In beiden Filmen entscheidet sich die Spencer Figur, seine Schützlinge am Strand zu trainieren und erweist sich als sehr harter Trainer.
  • In beiden Filmen hat der italienische Charakterdarsteller Nando Paone eine kleine Nebenrolle und spielt exakt dieselbe Szene: Er schaut so gespannt einem Kampf zwischen Bud Spencer und Soldaten zu, dass er seinen Hotdog mit seiner Limoflasche verwechselt und versehentlich auf die Flasche beißt.
  • In beiden Filmen endet der sportliche Wettkampf damit, dass Spencers Schützlinge auf dieselbe unfaire Weise behandelt werden, die ihn einst aus dem Sport trieb – weshalb er noch einmal aktiv wird und das Spiel anstelle seiner Schüler gewinnt. Beide Filmen enden damit, dass er von der Menge mit seinem alten Spitznamen ("Mücke" und "Bomber") bejubelt wird.

Der wohl größte Unterschied zwischen den Filmen liegt in ihrer unterschiedlichen Beliebtheit: Während "Sie nannten ihn Mücke" als einer der besten Filme mit Bud Spencer gilt, hat "Der Bomber" nur wenige passionierte Fans.