Er ist eine der großen Skandalfiguren Hollywoods, doch sein Schauspieltalent kann man ihm nicht absprechen: Charlie Sheen hat vor allem in jungen Jahren gezeigt, dass der Apfel wirklich nicht weit vom Stamm fällt und er vieles von seinem erfolgreichen Star-Papa Martin Sheen geerbt hat. Für den Kriegsfilm "Platoon" wurde er von Kritikern hochgelobt, später parodierte er seinen Erfolg in "Hot Shots!". Mit Filmen wie "Wall Street", "Die drei Musketiere" und "Die Indianer von Cleveland" feierte er weitere Erfolge.

Sein Karriere-Höhepunkt war dann für acht Jahre die TV-Serie "Two and a Half Men", in der er – wie oft ironisch kommentiert wurde – im Grunde sich selbst spielte. Obwohl Sheen also durchaus eine ansehnliche Karriere vorweisen kann, wird jener Film, der ihn einst berühmt machte, heute kaum noch erwähnt. Gemeint ist der Actionfilm "Die rote Flut" von 1984, der damals einiges an Kontroversen auslöste. Wie passend, dass ein Skandal-Star wie Charlie Sheen auch durch einen Skandal-Film bekannt wurde.

"Die rote Flut" ist kontroverse 80s-Action

Obwohl "Die rote Flut" einst ein großer Erfolg war, löste er heftige Diskussionen und Kontroversen aus. Viele Kritiker warfen ihm vor, reaktionäre und rechte Propaganda zu verbreiten. Im Film geht es darum, dass nach einer nuklearen Abrüstungskampagne im Westen aus heiterem Himmel die Sowjetunion und Kuba gemeinsam die Welt überfallen. Die NATO wird aufgelöst, als Kuba sowohl El Salvador als auch Honduras einnimmt. Kurz darauf springen russische Fallschirmjäger über verschiedenen US-Kleinstädten ab und richten regelrechte Massaker an. Der dritte Weltkrieg hat begonnen.

Einer Gruppe Gymnasialschüler aus der Dorfgemeinschaft Calumet gelingt es, in die Wälder zu flüchten. Ihre Eltern werden in Umerziehungslagern eingesperrt. Die Jugendlichen (darunter: Charlie Sheen) kommen durch ihr Geschick an Waffen und gründen eine kleine Guerilla-Truppe, die "Wolverines". Brutal und ohne Rücksicht auf Verluste meucheln sie Kubaner und Russen.

Ganz jung: Charlie Sheen und das "Dirty Dancing"-Traumpaar

MGM Metro-Goldwyn-Mayer

Sowohl Patrick Swayze (l.) als auch Charlie Sheen (r.) hatten mit "Die rote Flut" ihren ersten großen Erfolg.

Ein wirklich kontroverser Film – passend, denn Regisseur und Co-Autor von "Die rote Flut" war niemand geringeres als John Milius. Der ist in Hollywood bekannt als jemand, der aneckt – nicht zuletzt aufgrund seiner großen Sammelleidenschaft für Schusswaffen und seiner politischen Unterstützung für die National Rifle Association. Als Drehbuchautor war er an vielen Klassikern wie "Apocalypse Now", "Das Kartell" oder "Der weiße Hai" beteiligt, als Regisseur inszenierte er selbst den Fantasy-Hit "Conan der Barbar". Obwohl er trotz seines Rufes in Hollywood geschätzt wurde, verpasste die negative Rezeption zu "Die rote Flut" seiner Karriere einen derben Knick.

Dabei muss man ihm zumindest lassen, was für ein großartiges Casting ihm damals gelungen ist. Nicht nur besetzte er Charlie Sheen in seiner ersten größeren Rolle und ermöglichte ihm so seine Schauspielkarriere. Auch die anderen Mitglieder der Wolverines sind im Nachhinein hochkarätig besetzt. Charlie Sheens Filmbruder wird verkörpert vom damals noch unbekannten Patrick Swayze – und eines der Mädchen aus der Gruppe wird gespielt von Jennifer Grey. Das spätere "Dirty Dancing"-Traumpaar arbeitete hier also schon zusammen, und schon in "Die rote Flut" gehen die Charaktere der beiden eine Beziehung ein. Außerdem zu sehen sind der damalige Teen-Star C. Thomas Howell ("Die Outsider") sowie Lea Thompson, die ein Jahr später durch "Zurück in die Zukunft" zur Ikone wurde.

In Deutschland kommt man an DVD-Veröffentlichungen von "Die rote Flut" meist nur noch im gebrauchten Zustand heran, im TV gezeigt oder auf Streamingdiensten angeboten wird er heute gar nicht mehr. Obwohl der Film damals bereits ein Skandal war, bekam er 2012 übrigens ein Remake namens "Red Dawn", in dem unter anderem Chris Hemsworth als Widerstandskämpfer dabei ist – jetzt aber nicht gegen russische Invasoren, sondern gegen Soldaten aus Nordkorea.