Der völlig aus dem Ruder gelaufene Junggesellenabschied in "Hangover" lockte in Deutschland über zwei Millionen Menschen ins Kino. Das schrie nach Fortsetzung. Statt durch Las Vegas irrt das gaga Herrenquartett nun durch Bangkok. Zurück in L.A. unterhielten sich zwei der vier, Zach Galifianakis und Bradley Cooper, mit TV SPIELFILMKorrespondent Orlin über idiotische Amis in Thailand (sie selbst) und die Fallen des Ruhms.

TV SPIELFILM: Bradley, in "Hangover" haben Sie einem Tiger ins Auge geschaut, wie war es diesmal mit den Tieren?

BRADLEY COOPER Wir hatten einen Affen, vielmehr eine Affendame namens Crystal. Mit der habe ich schon 2006 in "Zum Ausziehen verführt" zusammengearbeitet. Crystal saß immer auf meiner Schulter und hat ein paar Wunden hinterlassen. Wollen Sie die Narben sehen?

TV SPIELFILM: Lassen Sie das Hemd an... "Hangover" war vor zwei Jahren eine echte Überraschung. Überraschen können Sie nun niemanden mehr. Das Publikum hat Erwartungen...

BRADLEY COOPER Ein wichtiger Punkt, über den wir viel geredet haben. Die Frage war: Was verlangt das Publikum von einem Sequel?

ZACH GALIFIANAKIS Ich hatte Kopfschmerzen bei der Sache und dachte: Wie sollen wir diesen wunderbaren Film, auf den ich so stolz bin, noch toppen?

BRADLEY COOPER Wir haben uns für das gleiche Szenario entschieden und haben doch eine ganz andere Komödie daraus gemacht.

ZACH GALIFIANAKIS Es war klar, dass Phil und Alan, unsere Helden, nicht plötzlich gemütlich Picknick im Napa Valley machen, sondern dass es wieder eine tickende Uhr und eine Nacht ohne Erinnerung geben würde.

TV SPIELFILM: Der erste Teil spielt in Las Vegas Warum diese Wahl?

BRADLEY COOPER Es musste eine Steigerung her, und Bangkok ist Las Vegas auf Steroiden.

TV SPIELFILM: Hat das nicht auch mit dem Sex-Business zu tun?

BRADLEY COOPER Den "Markt" gibt es, klar. Und noch viele andere abstoßende Dinge, aber das ist nicht das großartige Thailand, das ich meine.

TV SPIELFILM: Reden wir über Ihre Karriere. Hat der Erfolg von "Hangover" Ihnen Türen geöffnet?

BRADLEY COOPER Sicher ist es so, dass ich jetzt nicht mehr dauernd Bänder von mir verschicke, sondern ich kann mich direkt mit Filmemachern treffen und über Rollen reden. Aber mit Absagen muss man weiterhin leben.

ZACH GALIFIANAKIS Ich stelle fest, dass ich nicht mehr so viel vorsprechen muss wie vorher. Aber ich habe auch nie wirklich versucht, in großen Filmen mitzuspielen, sondern wollte überhaupt nur dabei und ein guter Comedian sein. Nun versuche ich den "Hangover"-Erfolg so gut wie möglich zu nutzen, um ein bisschen selbstbestimmter kreativ sein zu können.

TV SPIELFILM: Nervt es Sie manchmal, der pummelige Typ neben Bradley Cooper, dem blauäugigen All-America-Guy, zu sein?

ZACH GALIFIANAKIS Ach, der Cooper wird eines Tages auch fett. Und das Blau seiner Augen lässt schon nach. (lacht)

TV SPIELFILM: Sie beide haben inzwischen einiges zusammen erlebt...

ZACH GALIFIANAKIS Wir waren viel unterwegs auf Promotion-Tour, das verbindet natürlich. Wir kommen gut miteinander aus, Bradley und Todd (Phillips, der Regisseur) haben mich schon zu Hause in North Carolina besucht. Eigentlich ist es traurig, wie langweilig wir sind.

TV SPIELFILM: Bradley, Sie sprachen vorhin das Thema Absagen an. Verraten Sie uns eine Rolle, die Sie nicht bekommen haben?

BRADLEY COOPER Ich habe bei Clint Eastwood vorgesprochen, für seinen neuen Film über J. Edgar Hoover mit Leo DiCaprio. Ich hätte Hoovers Lover gespielt, aber die Rolle bekam Armie Hammer aus "The Social Network".

TV SPIELFILM: Sind Kollegen für Sie Konkurrenten?

BRADLEY COOPER Eigentlich bin ich gar nicht so "competitive". Als ich - letztlich vergeblich - mit Ryan Reynolds um die Rolle in "The Green Lantern" (Kinostart 4. August) konkurriert habe, sind wir Freunde geworden. Ich spürte, dass ich nicht allein bin und Schauspieler auf derselben Reise sind wie ich.

TV SPIELFILM: Zach, wie hat sich Ihr Leben verändert seit "Hangover"?

ZACH GALIFIANAKIS Man wird in Restaurants angeglotzt, und die Leute versuchen heimlich, von dir und deinen Kindern Fotos zu machen. Das treibt mich regelmäßig in den Wahnsinn.

TV SPIELFILM: Wie kommt's?

ZACH GALIFIANAKIS Na ja, als Komiker gehst du gern raus und studierst Leute, jetzt studieren die Leute dich. Und du sitzt zu Hause und sprichst mit den Holzscheiten im Kamin. Mein Bruder meint, ich würde langsam irre.

TV SPIELFILM: In Ihrer Rolle als Alan machen Sie viele rassistische Scherze. Konnten Sie sich das im Ausland erlauben?

ZACH GALIFIANAKIS Gute Frage. Ein paar Witze sind ziemlich anstößig, das stimmt, aber gegenüber den Thai waren wir immer respektvoll. Wir sind nicht die hässlichen Amerikaner, nur die tumben, idiotischen. Darüber lacht die Welt.

Scott Orlin