Liegt Ihnen einer Ihrer Filme besonders am Herzen?

STEVEN SPIELBERG
Ich liebe alle meine Filme - genauso wie man alle seine Kinder liebt. Wenn ich meine Projekte mit etwas Abstand betrachte, muss ich jedoch sagen, dass "Schindlers Liste" den größten Einfluss hatte. Er hat viele Menschen dazu bewogen hat, ihre Meinungen über den Holocaust zu hinterfragen und zu ändern. Meine 15-jährige Tochter Mikaela wird den Film übrigens bald zum ersten Mal sehen. Ihrer 14-jährige Schwester Destry hingegen würde ich ihn erst zeigen, wenn sie 18 oder 20 ist. Und meine 21-jährige Tochter Sasha hat sich bisher ganz geweigert, den Streifen anzuschauen - und das, obwohl sie selbst Schauspielerin ist. Kinder sind so unterschiedlich!

Sie haben in Ihrer Karriere ganz verschiedene Filme gemacht: leichtes Familien-Entertainment und harte Realitäts-Filme. Brauchen Sie die Abwechslung?

STEVEN SPIELBERG
Was der eine Mensch als Entertainment ansieht, hält ein anderer für hochdidaktisch! Ich trenne die beiden Welten nicht. Im Jahr 1993 zum Beispiel drehte ich fast gleichzeitig "Schindlers Liste" und "Jurassic Park" und ich konnte die beiden Filme gut auseinanderhalten, auch wenn es mich etwas verrückt machte. Ich entscheide mich sehr impulsiv für ein Projekt. Wenn mich ein Drehbuch besonders stark berührt, lasse ich es mir nicht nehmen, selbst Regie zu führen. Dann muss ich die Entscheidung eine Woche lang ruhen lassen - und oft sage ich dann wieder ab. Aber wenn mich der Film nach diesen sieben Tagen immer noch interessiert und ich mir vorstellen kann, deswegen sogar meine Familie drei Monate lang zu verlassen oder in ein anderes Land mitzunehmen, dann weiß ich, dass es das Projekt wert ist.
In der internationalen "Gefährten"-Crew sind auch deutsche Schauspieler wie David Kross und Maximilian Brückner.

STEVEN SPIELBERG
Ich sehe viele ausländische Filme und habe immer einen Block dabei, auf dem ich mir die Namen der Schauspieler aufschreibe, die mir gefallen. David Kross und Maximilian Brückner waren mit dabei. Ich habe David in "Der Vorleser" gesehen und war begeistert. Ich will die Handlung des Films jetzt nicht verraten, aber beide versprühen eine Art traurigen Optimismus, der gut in den Film passt.

Der Hauptdarsteller des Films ist jedoch das Pferd Joey...

STEVEN SPIELBERG
Joey ist nicht nur ein Pferd - es ist ein Pferd, das nicht sprechen kann! Aber natürlich spricht Joey doch, nur eben nicht mit Worten, sondern mit Gesten. Mit seiner Körperhaltung, den Augen, den Nasenflügeln und vor allem seinen Ohren.

Eine alte Filmweisheit besagt, man solle nie mit Kindern oder Tieren arbeiten...

STEVEN SPIELBERG
Naja, es dauert alles etwas länger. Wir hatten die Trainer der Pferde immer am Set und die haben die Tiere wirklich super unter Kontrolle - ohne sie auch nur ein einziges mal anzufassen, sie machen das alles verbal oder mit Handzeichen. Es war faszinierend.

Ihre 14-jährige Tochter Destry war bestimmt nicht leicht vom Set zu locken, stimmt's?

STEVEN SPIELBERG
Das stimmt. Destry ist eine sehr begabte Springreiterin, die weltweit bei Turnieren antritt. Sie kann reiten, seit sie zwei Jahre alt ist. Meine Frau ist begeisterte Dressurreiterin und bei uns zu Hause wimmelt es von Pferden. Wir haben ein eigenes Dressur-Viereck und zehn Ställe. Da wacht man jeden Tag mit dem Geruch dieser grandiosen Tiere auf.

Und reiten Sie selbst?

STEVEN SPIELBERG
Nein, ich habe zu viel Angst vor Pferden. Ich bin als Kind vom Pferd gefallen und seither halte ich etwas Abstand. Aber ich miste gerne ihre Ställe aus!