Im Film spielt der Generationenkonflikt innerhalb der Huggenbauers eine große Rolle. Wie bereits angesprochen möchte Junior den Hof behalten, der Senior ihn verkaufen. Welche Generationenkonflikte gibt es darüber hinaus in Österreich?
H: Ich denke, das muss man internationaler sehen. Junge Menschen, die fürs Klima demonstrieren, gibt es überall. Das ist eine Bewegung, bei der einem bewusst wird, dieses alles raushauen, alles verbrauchen und nur auf seine eigene persönliche Freizeit konzentriert sein, das funktioniert nicht mehr! Wir brauchen ein neues Konzept und müssen Rücksicht nehmen. Das spielt auch jetzt während der Coronapandemie eine große Rolle. Wir sind nicht nur für uns selbst verantwortlich, sondern für andere auch. Ich glaube, das ist bei den jungen Leuten ein großes Thema. Und diese Rückbesinnung, dass man Natur nicht unbedingt in Japan sehen muss, sondern dass es das auch bei uns vor Ort gibt. Das höre ich von vielen jungen Leuten.
S: Manchmal muss ich daran denken, dass wir damals ja auch die ähnlichen Konflikte hatten mit der anderen Generation, aber wir damals noch nicht die Instrumente hatten, um uns Gehör zu verschaffen. Ich würde für Smartphones und Internet immer eine Lanze brechen, weil es für junge Leute ein unglaubliches Geschenk ist. Sie haben die Möglichkeit sich dort politisch einzubringen. Die Jungen haben sehr progressive und wunderbare Ideen. Sowas wie Friday For Future wäre in den Neunzigern in dieser Vehemenz gar nicht möglich gewesen. Und die Boomer schreien sich bei Facebook an … (lacht)
Frau Hierzegger, Sie haben die Coronapandemie eben schon angesprochen. Der Film wurde im letzten Quartal 2019 gedreht. Wie sind Sie beide durch die Coronapandemie gekommen und wie hat sich Ihr Leben verändert?
H: Ich bin auf die Butterseite gefallen. Ich arbeite in einem kleinen Theater in Graz, Das Theater im Bahnhof, und wir sind dort seit über 20 Jahren angestellt. Dadurch konnten wir Kurzarbeit anmelden. Ich konnte schreiben und drehen, das war natürlich sehr glücklich. Hier gibt es aber die große Spaltung. Es gibt Künstler, die eben nicht so eine Anstellung haben und deshalb jetzt in einer sehr prekären Situation leben. Das war vorher schon ein Problem, aber Corona hat das sichtbar gemacht. Ich hoffe, dass sich das ändert.
S: Es ist mir fast unangenehm es zu sagen, aber ich hatte auch wirklich Glück. Ich habe in den zwei Jahren vor Corona so viel gearbeitet, wie schon seit Jahren nicht mehr, und hatte dadurch ein finanzielles Polster. Kurz vor dem ersten Lockdown sind wir zu meinem Vater in die Steiermark gefahren. Dort hatten wir es richtig schön, meine Tochter hat auf den gleichen Wiesen laufen gelernt, wie ich damals. Da ich Zeit hatte, habe ich eine Platte geschrieben und dort in einem Stall aufgenommen. Und dann konnte ich auch noch drehen. Seit Juni oder Juli letzten Jahres ist die Filmwelt wieder normal in Betrieb mit regelmäßigen PCR-Tests, Schnelltests und weiteren Maßnahmen, gefühlt wird sogar noch mehr gedreht als vorher. Als Schauspieler beim Film hat man den Luxus, dass wir die ganze Zeit mit Menschen zu tun haben. Andere freischaffende Künstler sitzen seit einem Jahr zuhause und dürfen niemanden treffen! Wir treffen allein aufgrund unseres Berufes permanent Menschen.
Vielen Dank für das Interview! Pia Hierzegger arbeitet aktuell an zwei verschiedenen Drehbüchern fürs Kino und Fernsehen, außerdem hat sie die beiden Horrorfilme ("Family Dinner" und "Wenn wir die Regeln brechen") abgedreht. Zusätzlich spielt sie im Theater in Graz. Robert Stadlober dreht aktuell den Kinofilm "Schweigend steht der Wald". In Österreich wird voraussichtlich dieses Jahr noch die Familienserie "Familiensache" gezeigt, in der Stadlober eine der Hauptrollen spielt.