Herr Stadlober, Sie spielen Hannes Guggenbauer jr, den Sohn des Jägers und Besitzer des Hochstands, der präpariert wird und zu einem Todesfall führt. Wie würden Sie Ihre Rolle beschrieben?
S: Der Hannes fühlt sich in seinem Leben relativ wohl, ist etwas naiver und möchte das gerne so behalten. Sein Vater ist komplett anderer Meinung, er möchte ans Meer und das dolce vita endlich mal auskosten. Dieser Konflikt ist eine Entwicklung, die ich auch aus dem Dorf kenne, aus dem ich komme. Früher wollten immer die Jungen weg und die Alten wollten, dass sie ihre Höfe übernehmen und jetzt ist es andersherum. Die Alten haben keine Lust mehr auf diese mühselige Arbeit auf dem Hof und die Jungen wollen neue alte Dinge ausprobieren. Im Film kommt es zu einigen Verwicklungen und diese Verwicklungen führen zu Unfällen. An denen ist eigentlich keiner Schuld – aus meiner Figur gesprochen (lacht).
Der Film spielt im Jagdmilieu. Wie stehen Sie denn zur Jagd?
S: Ich war in Österreich im Rahmen der Rollenvorbereitung mehrfach mit auf der Jagd und fand das sehr interessant. Ich glaube aber, dass ich es selber nicht könnte. Vielleicht würde ich es noch schaffen zu schießen, aber das Tier zu zerlegen würde mir sehr schwerfallen. Wobei ich selbst selten, aber gern Fleisch esse. In einer ökonomisch so durchstrukturierten Natur wie in Österreich und Deutschland muss das ein oder andere Reh geschossen werden. Die Jagdkultur ist sicher manchmal in Frage zu stellen, das ist allerdings bei vielen anderen Brauchtümern auch so.
H: Bei mir hat sich meine Meinung zur Jagd in den Jahren ein bisschen geändert. Als Jugendliche war ich extrem gegen die Jagd. Heute finde ich es noch immer fraglich, wenn Leute nach Afrika fahren und mit irgendwelchen Trophäen nach Hause kommen. Aber ich finde es macht einen Unterschied, ob jemand eine gute Ausbildung hat und sich auskennt, welche Tiere man schießen darf. Ich esse kaum Fleisch, aber wenn dann gerne mal Wild, weil ich mir denke, dass die wenigstens noch frei rumlaufen können bevor sie getötet worden sind. Man muss genau gucken, warum schießt wer wann welches Tier ab. Aber selbst machen möchte ich es auch nicht. Wenn ich auf mich allein gestellt wäre, müsste ich für mich auf Wild verzichten …
Würden Sie denn sagen, dass die Jagd in Kärnten auch eine Form der Identifikation bietet oder spielt das heutzutage keine große Rolle mehr?
H: Ich denke in gewissen Gegenden schon, aber Kärnten ist ja nicht überall gleich. In ländlichen Gegenden in Deutschland spielt es auch eine Rolle.
S: Da wo ich herkomme ist die Jagd tatsächlich noch ein Thema, aber das ist auch eine Charakterfrage. Es gibt Leute, die tunen ihre Autos und es gibt welche, die gehen auf die Jagd und definieren sich darüber. Gefühlt interessieren sich jetzt auch wieder mehr Leute in meinem Alter und auch jünger für die Jagd, eine Art Re-Traditionalisierung.
H: Da wo du herkommst kenne ich zwar niemanden, aber ich beobachte das prinzipiell auch.
Gibt es Klischees oder Eigenarten, die den Kärntnern unterstellt werden?
S: In meiner Kindheit waren die Kärntner immer die Ostfriesen Österreichs, da gab es statt Ostfriesenwitze Witze über Kärntner. Aber ich glaube, da kann man wie bei so vielen Sachen nicht von dem Kärntner sprechen – ich kenne unglaublich aufgeschlossene Kärntner und engstirnige Wiener. Und genauso andersherum – Kärnten ist nicht anders als die Steiermark oder Ostfriesland oder Dänemark … Es gibt einfach mehr Berge. (lacht)
H: Ich denke, wenn man es nur von draußen sieht, wird man vermutlich einige Zuschreibungen glauben oder auch machen. Mein Vater ist Kärntner, ich habe als Kind viel Zeit dort verbracht und da lernt man dann auch viel Unterschiede kennen … dann wird's vielschichtiger und kann man nicht mit einem Wort beschreiben. Aber die Kärntner-Witze kenne ich auch aus meiner Kindheit.
S: Man sagt ja, dass die Kärtner wahnsinnig langsam sind …
H: … und lustig!
S: Ja, lustig sind sie! (lacht)
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