Kann man sich auf die Mehrheitsmeinung von Günther Jauchs Studiopublikum verlassen? Und wie klingt eine archaische Flöten-Trompete in den falschen Händen - nämlich in denen des Moderators? Spannende Fragen wie diese beantwortete die aktuelle Folge von "Wer wird Millionär?" auf spektakuläre Weise. Tragikomödie und Tragödie lagen nah beieinander ...

Alina Schott aus Düsseldorf arbeitet bei einer Versicherung. Bekenntnisse über Schrulligkeiten der Kandidaten gehören bekanntlich zum Standard-Repertoire von Günther Jauchs Smalltalk-Themen zwischen den Quizfragen. Diese Marotte war allerdings selbst für "Wer wird Millionär?"-Verhältnisse recht speziell: Nach der 500-Euro-Marke lenkte Günther Jauch die Aufmerksamkeit auf Alina Schotts sympathische Macke: "Sie sollen beim Essen ja sehr heikel sein ..." Die Kandidatin gab zu: Was ihr missfällt ist, "wenn sich die einzelnen Teile des Gerichts berühren". Entschuldigend schob sie hinterher: "Das war aber in der Kindheit schlimmer."

Günther Jauch bewahrt Kandidatin vor falscher Antwort - und bereut's

Für 2.000 Euro wollte Jauch wissen: "'Ma-i-a hi, ma-i-a ho, ma-i-a haha' - so beginnt welcher Riesenhit aus den 2.000ern?" Zur Wahl standen: "We No Speak Americano", "Waka Waka", "The Ketchup Song" und "Dragostea Din Tei". Das erste Bauchgefühl der Kandidatin war Antwort D, dann hakte Jauch nach und sie schwenkte um: "Es ist 'The Ketchup Song' ... Oder nicht?" Jauch wiederholte: "Oder nicht?"

Der Moderator freute sich über die Verwirrung, die er gestiftet hatte: "Es funktioniert immer wieder." Alina Schott schob den 50:50-Joker hinterher und B und D verblieben. Sie wechselte zurück zu ihrer urspünglichen Meinung. Zu Recht: Richtig war "Dragostea Din Tei". Nun wurde auch klar, dass Günther Jauch sie mit seinem nachgefragten "Oder nicht?" vor Unheil bewahrt hatte.

Seine Gutmütigkeit bereute der Moderator, als er beobachten musste, wie die Kandidatin entspannt bis zur 16.000-Euro-Frage spazierte. "Hmm", machte Jauch grummelig. "Ich bin verzweifelt auf der Suche nach einem Themengebiet, wo Sie mal etwas länger nachdenken", gab er zu. Alina Schottt tröstete: "Mir fallen viele ein." Verraten wollte sie diese natürlich nicht. "Vielleicht treffe ich Sie mitten ins Herz mit dieser Frage", hoffte der Moderator ...

Kandidatin reist bevorzugt "an Orte mit Superlativen"

Tatsächlich strauchelte Alina Schott angesichts der 32.000-Euro-Hürde: "Zwischen Kurz-, Mittel- und Langstreckenziehern unterscheiden Fachleute bei ...?" Zugvögeln, Wohnwagen, Marathonläufern, Strommasten. Als Schott länger schwieg als sonst, rief Günther Jauch fröhlich: "Treffer!" Der Zusatzjoker war ein Mann aus dem Publikum, der zu "Zugvögeln" riet. Sie vertraute ihm, wenn auch etwas halbherzig. Richtig!

64.000 Euro wert: "Die Spanierin Aitana Bonmatí ist sozusagen das weibliche Pendant zu ...?" Carlos Alcaraz, Lionel Messi, Max Verstappen, Tyson Fury? Alina Schotts Schwager fungierte als Telefonjoker und riet korrekt zu Antwort B.

Jauch lenkte erneut den Blick auf Alina Schotts Privatleben. Er wusste von seiner Redaktion, dass die Kandidatin gern "an Orte mit Superlativen" reist. Als Beispiele nennt sie die trockenste Wüste der Welt in Chile, das höchste Gebäude Südamerikas, zu finden in Santiago de Chile, und den ältesten Regenwald der Welt, der in Australien liegt. Selbstironisch schob Schott hinsichtlich ihrer globalen Suche nach Superlativen nach: "Manchmal reicht es auch, wenn am Restaurant steht 'beste Pizza der Welt'."

Bitter: Die Schwarmintelligenz lag richtig

Für einen eigenen, inoffiziellen Superlativ sorgte Alina Schott dann selbst - den überraschendsten Publikumsjoker-Moment. Die Hilfestellung wählte sie bei der 125.000er-Marke: "Die 17-Millionen-Einwohner-Stadt Shenzhen - unmittelbar nördlich von Hongkong gelegen - gilt als 'Chinas ...'?" Silicon Valley, Las Vegas, Hollywood oder Nashville? 80 Prozent der Zuschauer im Studio waren für die Antwort A.

Eigentlich eine vertrauenerweckend große Mehrheit, doch dann überraschte Alina Schott mit ihrem laut ausgeprochenen Gedanken: 80 Prozent wäre zwar viel, "andererseits hätte ich was anderes genommen". Sie grübelte eine Weile, dann entschied sie: "Ich will mein Glück nicht herausfordern, ich nehme die 64.000." Bitter: Sie hätte doppelt so viel Geld einstreichen können, denn die Schwarmintelligenz lag mit "Silicon Valley Chinas" richtig!

"Elefantös": Jauch blamiert sich an der Trompeten-Flöte

Überhangkandidat Florian Hintermeier aus Ofterschwang im Allgäu sorgte für Lacher. Diese gingen allerdings auf Kosten von Günther Jauch, denn der Kandidat machte den Moderator zum Musikschüler. Mitgebracht hatte Hintermeier zwei archaische Trompeten-Flöten - eine selbstgebaute nach skandinavischem Vorbild und eine Maori-Flöte aus Neuseeland.

"Als ob man was wegspuckt", gab Florian Hintermeier dem Moderator mit auf den Weg, bevor dieser in die Flöte prustete. Das Ergebnis klang eher wie ein Pups denn wie Musik. "Oh", machte Jauch, peinlich berührt. "Elefantös", beschrieb er den Klang, den er zu verantworten hatte. Auch beim nächsten Versuch hörte man nur ein Prusten. Dass das auch besser geht, bewies Florian Hintermeier bei seiner musikalischen Darbietung. Er ging mit 32.000 Euro.

Gymnasiallehrer Benjamin Hahn aus Koblenz ging ebenfalls mit 32.000. Musikschullehrerin Nora Dhom, aus Neckarsteinach darf beim nächsten Mal um 16.000 Euro weiterspielen.