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Team Wallraff: Reporter enttarnt!

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Wallraffs Reporter erlebten haarsträubende Missstände bei der Betreuung und Behandlung von Bewohnern. TVNOW

Für die neueste Ausgabe seines investigativen Formats ging "Team Wallraff" Hinweisen von Zuschauern und ehemaligen Patienten auf untragbare Zustände in psychiatrischen Einrichtungen nach – und stieß offensichtlich in ein Wespennest. Den beteiligten Firmen gefiel das so gar nicht…

Seit 2013 legen Günther Wallraff und seine Kollegen die Finger dahin, wo es wehtut. Richtig wehtut, wie dieKlagen gegen den ausstrahlenden Sender und den Investigativjournalisten beweisen.

Doch was der Undercover-Reporter Philip erlebte, ist ein Novum: Bei seinen Recherchen im Case Projekt, einer Jugendhilfeeinrichtung und Wohneinrichtung für Menschen mit psychischen Problemen in Wanderath in der Eifel, fliegt er am vierten Tag auf. Man hatte offensichtlich seine Sachen und sein Hotelzimmer durchsucht. Trotz Beschlagnahme des Materials konnte der Journalist einen Teil seiner Aufnahmen sicherstellen. Dokumentiert hat er u. a., wie er als Pratikant einen Betreuer in einen sogenannten Time Out-Raum begleitet. Ein junger Erwachsener soll dort seit fünf Tagen im Keller hocken, eingeschlossen in einem Raum ohne Toilette, Tageslicht und Notklingel. Die Einrichtungsleitung behauptete auf Anfrage von "Team Wallraff", dass der ruhebedürftige Patient "diesen Raum zu diesem Zweck auf eigenen Wunsch über mehrere Tage immer wieder nutzt." Weiter heißt es: "Die Behauptung, dass Klienten ihre Notdurft in einen Eimer verrichten müssen ist falsch."

Weitere Einsätze der Reporter erfolgten in Frankfurt (Psychiatrie im Klinikum Frankfurt Höchst), Stuttgart (Furtbach-Krankenhaus) und Berlin (Vivantes Klinikum Spandau).

Vor der Ausstrahlung von "Team Wallraff" bekamen die "besuchten" Einrichtungen kalte Füße. Die Redaktion wurde mit so vielen Abmahnungen und anderen juristischen Androhungen überzogen wie nie zuvor. Bis zum Mittag des 18.3 erreichten die RTL-Rechtsabteilung insgesamt 26 Eingaben. Die Ausstrahlung konnten sie nicht verhindern. Und wie brisant das Thema ist, bewiesen auch die Quoten. Die zweistündige Reportage holte starke 16,9 Prozent Marktanteil.