.

Tatort: Zu brutal, zu kontrovers – 5 Filme, die wir nie sehen werden

Tatort, Giftschrank, 50 Jahre, nicht mehr gezeigt, Sperrvermerk, Krokodilwächter, Tod im Jaguar, ARD, das Erste, Aleviten, Inzest
"Tatorte", die nicht regelmäßig wiederholt werden: "Krokodilwächter" von 1996 aufgrund seiner Brutalität. MDR/SFB

50 Jahre "Tatort": Da kommt einiges an Filmen aus Deutschlands liebster Krimireihe zusammen. Aus dieser Zeit stammen auch einige Teile, die im sogenannten Giftschrank gelandet sind. Die wurden noch nie wiederholt.

Inhalt
  1. 1. Tod im Jaguar
  2. 2. Krokodilwächter
  3. 3. Wem Ehre gebührt
  4. 4. Mit nackten Füßen
  5. 5. Der Fall Geisterbahn
Die "Tatort"-Filmreihe ist dieses Jahr stolze 50 geworden. Aus diesem Anlass läuft den kompletten Sommer über eine Abstimmung, welche "Tatorte" aus den vergangenen 20 Jahren an den jeweiligen Sonntagen um 20.15 Uhr im Ersten gezeigt werden. Es gibt allerdings Filme der Reihe, die wir weder mit noch ohne Abstimmung jemals in der Wiederholung zu sehen kriegen. Sie landeten im sogenannten Giftschrank. Die Gründe sind verschieden:

Tod im Jaguar

Foto: MDR/SFB
Am 9. Juni 1996 zeigte das Erste den "Tatort: Tod im Jaguar", eine Produktion des SFB (Sender Freies Berlin), dem heutigen rbb. Die Kommissare Roiter (Winfried Glatzeder) und Zorowski (Robinson Reichel) ermitteln im Fall des toten, jüdischen Geschäftsmannes Daniel Prestin. Interessant war, dass der Film mit einer ganz bestimmten Kamera gedreht wurde, damit die Produktion etwas nach Heimvideo aussah. Dafür gab es zwar Kritik, aber das ist nicht der Grund, warum der Film bisher nicht noch einmal gezeigt wurde. Die größte Kritik war, dass der Film in seiner Darstellung des jüdischen Geschäftsmanns antisemitische Vorurteile befeuere. Darum wurde er bis heute nicht wiederholt.

Krokodilwächter

Foto: MDR/SFB
Ebenfalls im Jahr 1996 veröffentlicht und genau so vom SFB mit Glatzeder und Reichel in der Hauptrolle: Dieses Mal untersuchen die beiden einen Mord durch eine Briefbombe. Außerdem spielen auch noch Prostitution und Vergewaltigung eine Rolle. Ein Medienbeauftragter der CDU/CSU nahm sich dem viel kritisierten "Tatort" an, der seiner Meinung nach "brutal, sexistisch und menschenverachtend" gewesen sei. Im Speziellen schockierten offenbar die sexuellen Erniedrigungen, die die Frauen im Film über sich ergehen lassen müssen. Gesagt getan: "Krokodilwächter" wurde seitdem nicht wiederholt.

Wem Ehre gebührt

Foto: NDR/Christine Schroeder

Der NDR zeigte 2007 einen "Tatort" mit dem Namen "Wem Ehre gebührt". Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) ermittelt in dem "Tatort" aus Niedersachsen in einem scheinbaren Suizid einer jungen Deutschtürkin. Diese gehört zur Gemeinde der Aleviten. Nachdem sich immer mehr Zweifel offenbaren, kommt Lindholm schließlich der Verdacht, dass es sich um einen Ehrenmord und damit um einen familieninternen Konflikt handeln muss.

Der Film sah sich heftigen Protesten ausgesetzt, da er Inzest in der alevitischen Gemeinde zum Thema machte und außerdem in den Verdacht geriet den orthodox-sunnitischen Islam positiv zu instrumentalisieren. Es gab Proteste vor dem ARD-Hauptstadtstudio und es wurde sogar mit einer Strafanzeige gedroht, bis die ARD sich zu einem Gespräch bereit erklärte. Die Kritik rührte auch daher, dass die alevitische Gemeinde zuvor nie bei einem "Tatort" thematisiert wurde. Auch wenn es keinen Sperrvermerk gibt, hat der NDR den Film seitdem nicht wiederholt – "eine redaktionelle Entscheidung", wie es auf Anfrage von TVSPIELFILM.de heißt.

Mit nackten Füßen

Foto: HR/Kurt Bethke

Vom Hessischen Rundfunk kam 1980 der Fall "Mit nackten Füßen" mit dem Kommissar Sander (Volkert Kraeft). Es ist der einzige Fall, in dem er auftaucht. Die Mitarbeiterin einer Werbeagentur stirbt und ihre Kollegin wird vom Chef für ihren Tod verantwortlich gemacht. Kurz darauf gibt es einen zweiten, ähnlichen Todesfall, als die Hauptverdächtige in Haft ist. Die Todesursache ist eine neurologische Krankheit, von der die Kollegen und Kolleginnen des Opfers Bescheid wussten: Epilepsie.

Und genau hier liegt das Problem der Folge. Obwohl es 1980 bereits wissenschaftlich widerlegt war, wurde dem Film vorgeworfen, dass er Epilepsie als Geisteskrankheit darstellt, die dazu noch gewalttätig macht. Daher wurde die Wiederholung der Folge vermieden.

Der Fall Geisterbahn

Foto: HR/Kurt Bethke

Einer der sehr frühen "Tatorte" von 1972. Produziert vom Hessischen Rundfunk mit den Kommissaren Konrad (Klaus Höhne) und Klipp (Herbert Bötticher). In "Der Fall Geisterbahn" wird der Mann einer Schaustellerfamilie erschossen, während diese auf dem Rummelplatz arbeitet. Zur gleichen Zeit ist auch Kommissar Klipp vor Ort, der den Fall anschließend aufklären will. Es hatte bereits großen Ehestreit gegeben und daher fällt der erste Verdacht auf die Frau des Toten.

Inhaltliche Gründe warum der Film des HR nicht im Wiederholungsprogramm der ARD war, gab es nicht. Als die Produktionsfirma "Horst Film" pleite ging, war nicht mehr klar, wem die Lizenzrechte an dem Film gehörten und daher wurde der Film nicht regelmäßig wiederholt.