Er ist der Kapitän Gustav Schröder in einem Drama, das auf einer wahren Begebenheit beruht. Ulrich Noethen spielt in "Die Ungewollten" wie schon so oft in seiner Karriere - Der Ausbruch, Die Unsichtbare oder Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler sind beste Beispiele - überzeugend und voller Verve. Doch der größte Trumpf des ARD-Fernsehfilms ist die Geschichte dahinter.

Und die geht so: Am 13. Mai 1939 fuhr Schröder als Kapitän mit dem HAPAG-Passagierschiff St. Louis vom Hamburger Hafen nach Kuba. Von den 937 nahezu ausnahmslos jüdischen Passagieren, die auf der Flucht vor der Verfolgung in Deutschland waren und über Kuba in die USA einreisen wollten, durften trotz der mühevoll erworbenen Landungspapiere nur 29 in Havanna an Land gehen. Kuba hatte erst kurz zuvor seine Visabestimmungen geändert. Die St. Louis kreuzte danach vor Florida. Da auch die USA und Kanada das Schiff abwiesen, musste Kapitän Schröder die Rückfahrt antreten. Aus Angst vor der Deportation in Konzentrationslager gerieten die Passagiere daraufhin in Panik und drohten mit Massenselbstmord und Meuterei. Erst kurz vor der Ankunft in Europa eröffnete sich die Möglichkeit, die Passagiere am 17. Juni 1939 in Antwerpen abzusetzen.

Etwa ein Viertel der Flüchtlinge wurde im rettenden England, die anderen in Belgien, Frankreich und den Niederlanden verteilt, wo viele von ihnen während der deutschen Besatzungszeit wieder in die Gewalt der Nazis gelangten ...

Programmtipp im Ersten

Der NDR entwickelte gemeinsam mit dem SWR, RBB und HR ein Doku-Drama aus diesem historischen Stoff. Das Drehbuch basiert auf Gustav Schröders Tagebucheinträgen, der Kapitän war maßgeblich daran beteiligt, dass die jüdischen Passagiere am 17. Juni 1939 in Antwerpen von Bord gehen durften. So stellt das Erste seinen Spielfilm "Die Ungewollten" in einer Programmankündigung vor:

"Endlich raus aus Nazideutschland: Im Mai 1939 fährt die "St. Louis" im Auftrag der HAPAG mit 907 jüdischen Flüchtlingen an Bord von Hamburg nach Havanna. Als in Kuba alle Einreisepapiere für ungültig erklärt werden, hat Kapitän Gustav Schröder (Ulrich Noethen) ein Problem. Eine politische Lösung ist nicht in Sicht, und unter den Passagieren (u. a. Britta Hammelstein) wächst die Verzweiflung."

In der Kritik von TV SPIELFILM heißt es: In einer gekonnten Verbindung aus Spielszenen, Zeitzeugeninterviews, Schröders Aufzeichnungen und historischen Aufnahmen lässt Ben von Grafenstein die schwierige Situation an Bord auf bedrückende Art und Weise lebendig werden. Noethen und Hammelstein spielen gewohnt großartig. Die Filmredaktion urteilt: "Wieder eine gelungene Geschichtslektion".

Heute, 20.15 Uhr in Das Erste: "Die Ungewollten – Die Irrfahrt der St. Louis".