Think Big: Große Themen werden noch größer im TV. In diesem Jahr feierten fast alle TV-Sender das 30-jährige Jubiläum des Mauerfalls am 9. November 1989. Neben der Übertragung der Feierlichkeiten in Berlin und mehreren Filmen und Dokus zum Thema hatten sich der rbb und Tagesschau24 ganz besondere Programmierungen ausgedacht. Während der rbb die Ausgabe von "3 nach 9" aus der Mauerfallwoche und ein "Musikantenstadl" vom Dezember '89 wiederholte, zeigte Tagesschau 24 die damaligen Nachrichten fast in Echtzeit noch einmal.
Auch ein weiterer runder Jahrestag wurde medial aufbereitet. Der hundertste Geburtstag des Bauhaus. Das Erste zeigte u.a. den Spielfilm "Lotte am Bauhaus" im Februar, das Zweite legt mit der sechsteiligen Miniserie "Die neue Zeit" im September nach.
Ein weiterer Trend des Jahres: Nicht nur das Erste mit seinem traditionellen "Brennpunkt", sondern auch die Privatsender unterbrachen ihr Programm für Spezialsendungen zu aktuellen Themen, zum Beispiel zur Rekordhitze im Sommer oder zu den Waldbränden in Südamerika.
Top: Die TV-Höhepunkte 2019
Statt Show-Einerlei: Dass TV-Unterhaltung auch überraschen kann, zeigte ProSieben. "The Masked Singer" war mit einem Marktanteil von bis zu 40 Prozent ein Volltreffer. Auch wenn die Promis hinter den Masken dann doch nicht so berühmt waren wie angekündigt: Der Show mit Matthias Opdenhövel gelang die Renaissance der Live-Show. 2020 geht es weiter mit dem aus Südkorea stammenden Format.
Ebenfalls bei ProSieben lief "Joko & Klaas gegen ProSieben". Außergewöhnlicher als der Spielecontest war, was Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf mit ihrem Gewinn – 15 Minuten Sendezeit zur freien Verfügung - machten: Sie überließen ihre erste gewonnene Zeit Menschen, die mehr zu sagen haben, als sie selbst: Pia Klemp, Kapitänin eines Flüchtlings-Rettungsschiffs im Mittelmeer, Dieter Puhl, Sozialarbeiter in der Berliner Obdachlosenhilfe, und Schriftstellerin Birgit Lohmeyer, die 2004 ins Nazi-Dorf Jamel zog, berichteten von ihren Erfahrungen.
Nicht unbedingt ein intellektuelles Highlight, aber unterhaltsam bis zur Schmerzgrenze war "Das Sommerhaus der Stars", das auf dem besten Weg ist, dem "Dschungelcamp" den Rang abzulaufen. Dank Zugpferd Michael Wendler und seiner Freundin Laura sicherte sich RTL in der umworbenen Zielgruppe einen durchschnittlichen Markanteil von 23,1 Prozent.
Auch wenn sie Federn – oder Fell – lassen mussten: "Die Höhle der Löwen" behauptete sich nach wie vor erfolgreich auf dem Sendeplatz. Dass die Teilnahme an einem quotenstarken Format nicht immer ein Garant für eigene TV-Formate sein muss, bewiesen 2019 gleich zwei Flops für Judith Williams und Jochen Schweizer (siehe unten).
"Mein Lied für dich" mit Löwen-Jurorin Judith Williams wurde zwar vorab gelobt, von den Zuschauern aber nahezu mit Missachtung gestraft, zumindest gemessen an ZDF-Verhältnissen. Die Mainzer hatten als Testlauf nur zwei Folgen geplant und zogen die auch durch. Nachschlag wird es aber nicht geben.
Auch Williams‘ ehemaliger Co-Juror Jochen Schweizer erlitt mit seinem eigenen Format fast Schiffbruch. ProSieben zog dem Jobcasting der besonderen Art zwar nicht den Stecker, strahlte aber schnell Doppelfolgen aus, um "Der Traumjob - bei Jochen Schweizer" zügig aus dem Programm zu bekommen.
Zähe Überlebensqualitäten bewies die Abenteuershow "Survivor". Vox brachte das international erfolgreiche Format im September zu bester Sendezeit auf den Bildschirm. Schon nach zwei Wochen wurden die modernen Robinsons strafversetzt, erst auf 22.15 Uhr, dann auf 23.10 Uhr. Dort aber hielt sich "Survivor" bis zum Finale, dass dann immerhin 460.000 Zuschauer einschalteten.
"Get the F*ck Out Of My House", die Realityshow mit vielen Leuten auf wenig Platz, ging dieses Jahr in die zweite Runde. Und auch in die letzte, die zwar mit Anstand, aber ungeschnitten und zwei Wochen verkürzt zu Ende ging.
Weniger Geduld bewies Kabel eins mit dem vollmundig angekündigten "Quiz mit Biss". Das "erste Foodquiz im deutschen Fernsehen" verschwand zwei Wochen eher als geplant aus dem Vorabendprogramm.
Während sich die "Masked Singer" bei ProSieben als Volltreffer erwiesen, hatte RTL Zwei mit "Wild im Wald", der Adaption des britischen Formats "Wild Things", weniger Glück. Die von Sonja Zietlow moderierte Sendung wurde zunächst auf einen späteren Sendeplatz verbannt und dann in Doppelfolgen versendet.
Die Dauerbaustellen an den Vorabenden verdienen ja fast einen extra Artikel. Hier nur einige Formate, auf denen die Hoffnungen der Privatsender ruhten und die diese nicht erfüllten. Mitte 2018 gestartet, hat sich das Sat.1-Vorabendmagazin "Endlich Feierabend" einfach nicht etablieren können. Trotz einiger Änderungen an der Ausrichtung des Formats konnte der Abwärtstrend nicht gestoppt werden. Am 26. Juli war dann endgültig Schluss. Ebenfalls bei Sat.1 floppten Deutschlands erste Auto-Dating-Show "Nächste Ausfahrt Liebe" und "Ungelogen", wo zwei Personen mit Hilfe eines Lügendetektors das "ehrlichste Gespräch ihres Lebens" führen sollten, was aber schnell wieder gestrichen wurde. Auch die Abspeckshow "Ran an den Speck" konnte die Zuschauer nicht überzeugen.
Auch RTL scheiterte bei dem Versuch, mit "Auf fremden Sofas" die Daytime zu revolutionieren. Während ein Testlauf 2018 noch erfolgreich war, enttäuschte der Hoffnungsträger im Dauerbetrieb und wurde kurzerhand gestrichen.
Dumm gelaufen: Am 9. November 2019 stand am 11. Spieltag der Bundesliga-Klassiker Bayern München gegen Borussia Dortmund an, doch die Sky-Kunden schauten in die Röhre: Während des Spiels brach die Übertragung bei Sky Ticket, Sky Go und die Sky-Q-App für Smartphones zusammen. Der Pay-TV-Sender entschuldigte sich mit geschenktem Content. Nicht zu wenig sondern zu viel hat DAZN gezeigt: Wegen eines Geoblocking-Fehlers hat der Streamingdienst fälschlicherweise vorübergehend das EM-Qualispiel zwischen Deutschland und Nordirland übertragen.