RTL ist mit dem zuletzt grandios-krawalligen "Sommerhaus der Stars" der Beweis gelungen: Man braucht kein Kängurusperma und auch keine Reis-und-Bohnen-Diät, um eine packende, unterhaltsame Realityshow zu gestalten. Man muss nur mehr oder weniger problematische Promipaare zusammen in ein Ferienhaus stecken. Mit der vierten Staffel des "Kampfs der Promipaare" hat der Kölner Sender endlich eine sommerliche Alternative zu seinem winterlichen Dschungelcamp gefunden, wobei das Sommerhaus 2019 deutlich unterhaltsamer ausfällt als das zuletzt maue "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" (obwohl es 2019 wieder besser wurde).

Anders ist es mit dem Sommerhaus, denn damit kann sich jeder identifizieren. Wer hat sich nicht schon über lärmende Hotelgäste oder Doppelhaushälftenbewohner geärgert? Mit denen man zunächst ein paar Gläschen auf der Veranda zusammen trinkt, die dann aber irgendwann nur noch nerven. Wer hat sich nicht über Mitbewohner aufgeregt, die das Klo in untragbarem Zustand hinterließen? Kennt nicht jeder einen kleinen Wendler?

Gleichzeitig wehte ein Hauch großer Politik durch das portugiesische Sommerhaus: Durch den erfolgreichen Widerstand gegen den notorischen Pograbscher Quentin wurde im kleinen nochmal die #MeToo-Bewegung durchgespielt. Wie das Dschungelcamp in besten Zeiten zeigte sich der Kampf der Promipaare als soziologisches Labor - nur dass sich hier auf dem Sofa Paare mit vielleicht therapeutischem Effekt in ihrer Beziehungsdynamik wiedererkennen können.

Sommerhaus der Stars: Realitätsnähe und Fallhöhe

Wie gut, liebevoll und ironisch "Das Sommerhaus der Stars" gemacht ist, konnte man gestern merken, wenn man im Anschluss das "Paradise Hotel" verfolgte, ebenfalls bei RTL.

Ohne den augenzwinkernden, einordnenden Kommentar aus dem Off, der das "Sommerhaus" erst vergnüglich macht, zog sich das ironiefreie Gebalze von elf Normalos zäh dahin wie gestautes Sperma (sorry, der Vergleich drängt sich bei der Untenrum-Fixierung der Show einfach auf). Es fehlte auch die Fallhöhe, mit der sich die prominenten Sommerhäusler, die sich alle für die funktionierendsten Powerpaare aller Zeiten halten, zum Horst machen.

Merke: Ferienhaus-Realismus + Promi-Fallhöhe = Das bessere Dschungelcamp.