Am vergangenen Donnerstag machte plötzlich ein Handyvideo im Netz die Runde, in dem eine Gruppe junger Erwachsener zur Melodie des Party-Hits "L'amour Toujours" von Gigi D'Agostino rassistische Parolen wie "Ausländer raus" und "Deutschland den Deutschen" grölte. Kurz darauf meldeten sich unzählige Politiker schockiert zu Wort und auch Bundeskanzler Olaf Scholz ließ verlauten: "Solche Parolen sind eklig, sie sind nicht akzeptabel." Bei "Markus Lanz" bezeichnete auch CSU-Politiker Martin Huber die Aussagen im Video als "zutiefst ekelhaft und schockierend". Eine Aussage, die bei Autorin Gilda Sahebi nur ein müdes Lächeln hervorrufen konnte, denn: "'Schockierend' und 'ekelhaft' waren so die häufigsten Reaktionen auf dieses Video. (...) Das sind so klassische Ausdrücke, wo man sich sehr stark distanzieren kann und sich nicht wirklich damit auseinandersetzen muss, was eigentlich darunter liegt." Sie bezeichnete die Aussagen daher als ein "sich von Rassimus distanzieren zum Sonderpreis".
Die Autorin plädierte gleichzeitig dafür, "sich (...) zu überlegen, warum es sowas gibt und wo das herkommt und was man vielleicht selbst damit zu tun hat". Genau dies wurde jedoch laut Sahebi "nicht getan - gerade auch nicht von der CDU/CSU". Als Lanz wissen wollte, was die Autorin der Union genau vorwerfe, antwortete sie, dass gemäß der CDU/CSU "bestimmte Menschen mit einer bestimmten Herkunft nie echt deutsch sind. Sie sind immer deutsch auf Bewährung." Da sie selbst eine doppelte Staatsbürgerschaft besitze, wisse sie, dass auch ihr "der deutsche Pass entzogen" werden könnte, wenn sie etwas falsch mache. "Das ist nichts anderes als die Trennung von 'echten' Deutschen und 'nicht echten' Deutschen. Und das ist nichts anderes als 'Deutschland den Deutschen, Ausländer raus'. Es klingt nur viel, viel besser - es ist aber inhaltlich dasselbe", so Gilda Sahebi. Ein Vorwurf, gegen den sich CSU-Politiker Martin Huber wehrte: "Ich finde diese Argumentation etwas grotesk, weil Sie den Eindruck erwecken, die Forderung von CDU/CSU, in gewissen Fällen die doppelte Staatsbürgerschaft zu entziehen, die würde sich mit Bagatellen beschäftigen. (...) Und das ist ja mitnichten so!"
Lanz findet Sylt-Video "abstoßend"
Dagegen stichelte jedoch vor allem Gilda Sahebi: "Wir in Deutschland können ja nichts dafür, was die Amerikaner über Deutschland denken." Lanz konterte: "So einfach ist es nicht! Wenn wir die Geschichte natürlich so unvorstellbar groß machen, dann wird sie natürlich irgendwann im Ausland..." Gilda Sahebi unterbrach den Moderator überrascht und merkte an: "Okay, also Rassismus benennen sollte man nicht benennen, weil dann könnte das Ausland..." Markus Lanz fühlte sich offenbar angegriffen, denn er schoss prompt zurück: "Frau Sahebi, drehen Sie mir bitte nicht die Worte im Mund herum!" Der ZDF-Moderator erklärte weiter, dass er das Video aus Sylt "abstoßend" finde, sich aber trotzdem gegen den Vorwurf wehre, ganz Deutschland sei rassistisch. "Ich finde auch den Begriff Nazi in dem Zusammenhang schwierig. Das sind keine Nazis!", so Lanz.
Lanz-Gäste sind wütend
Dem stimmte Gilda Sahebi zu und ergänzte: "Es geht eigentlich nur noch ums Rechthaben." Ein Protest gegen Krieg dürfe dabei nicht generell als Infragestellung des Existenzrechts von Israel gesehen werden. Dem konnte Martin Huber jedoch nicht zustimmen. Der CSU-Politiker erinnerte daran, dass das Ziel der Hamas ganz klar die Auslöschung Israels sei. Eine Argumentation, die Melanie Amann wütend machte: "Sie infantilisieren unsere Diskussion hier gerade." Grund genug für Lanz, den CSU-Politiker direkt zu fragen, was er von der angestrebten Anklage gegen Benjamin Netanyahu halte. Huber antwortete ehrlich: "Ich halte es für schwierig und kann es auch nicht nachvollziehen."
Das Original zu diesem Beitrag "Markus Lanz hält Leute aus Sylt-Video nicht für "Nazis"" stammt von "Teleschau".