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Im Gespräch mit Carlo Masala

"Lanz": Netanjahu droht Iran – Militärexperte warnt vor Nahost-Eskalation

Militärexperte Carlo Masala warnte bei Markus Lanz vor einer weiteren Eskalation und einem Kontrollverlust im Nahen Osten.
Militärexperte Carlo Masala warnte bei "Markus Lanz" vor einer weiteren Eskalation und einem Kontrollverlust im Nahen Osten. ZDF / Markus Hertrich

Militärexperte Masala spricht bei 'Markus Lanz' über die drohende Eskalation im Nahen Osten und beleuchtet die ernsten Hintergründe des jüngsten Luftangriffs.

Foto: ZDF / Markus Hertrich, ca_545

Unmittelbar nach dem iranischen Luftangriff auf Israel erklärte die israelische Armee, Vergeltungsschläge sowie weitere Operationen im Nahen Osten durchzuführen. Wie brisant die Lage vor Ort ist, wurde bei "Markus Lanz" am Mittwochabend deutlich. ZDF-Korrespondentin Katrin Eigendorf berichtete von ihren Erlebnissen an der nordisraelischen Grenze, wo seit dem 8. Oktober 2023 immer wieder Raketen der Hisbollah einschlagen.

"Da sind keine Leute mehr. (...) Ausgestorbene Spielplätze", berichtete Eigendorf ernst. Inzwischen seien bereits 60.000 Menschen aus der Region geflüchtet "und jetzt sind in der neuen Situation – mit der Bodenoffensive der israelischen Armee – noch mal mehr Leute dort weggegangen", erklärte die Journalistin weiter.

Foto: ZDF / Markus Hertrich, ca_940

Raketenangriffe überraschten "selbst die Soldaten"

Im Gespräch mit Lanz gab Katrin Eigendorf daraufhin zu: "Ich habe die Nacht nicht geschlafen dort, weil du hörtest permanent im Hintergrund Gefechtslärm." Laut der Korrespondentin könne man "in der Gegend wirklich den Krieg spüren und hören".

Eine Steilvorlage für Lanz, der wissen wollte, welches Gefühl der jüngste Luftangriff des Iran in der israelischen Gesellschaft hinterlassen habe. Katrin Eigendorf antwortete: "Ich glaube, dass die Leute wirklich Schwierigkeiten haben, da noch nachzukommen." Laut der aus Tel Aviv zugeschalteten Journalistin habe der Rakektenangriff "selbst die Soldaten" vor Ort überrascht. "Man kann eigentlich hier gar nicht mehr von einer neuen Eskalation sprechen, weil hier gibt es mittlerweile so viele Eskalationsstufen", meinte Eigendorf. Sie fügte warnend hinzu: "Wir sind hier in einer Situation, wo man droht, die Kontrolle zu verlieren."

Wie die ZDF-Korrespondentin weiter erklärte, sei bislang davon ausgegangen worden, dass der Iran "eigentlich kein Interesse" daran habe, Krieg gegen Israel zu führen, "aber man kann auch in eine solche Situation reingeraten - durch eine Dynamik, die wir (...) jetzt hier erleben".

Carlo Masala: "Da wollte man schon Sachen zerstören"

Dem konnte Militärexperte Carlo Masala nur zustimmen. Er stellte mit ernstem Blick klar: "Wir haben eine Situation gehabt bis gestern, wo man eigentlich annehmen konnte, der Iran will keinen großen Krieg, die Hisbollah will keinen großen Krieg, und eigentlich will Israel auch keinen umfassenden Krieg gegen den Libanon. Und trotzdem sind alle drei Parteien jetzt gerade dabei, genau da reinzuschlittern." Laut Masala drohe im Nahen Osten "eine Gemengelage, die kaum jemand überblicken kann". "Da kommen Dynamiken ins Spiel, die keiner mehr richtig kontrollieren kann", sagte der Experte sorgenvoll.

Masala sah zudem einen Unterschied zwischen dem aktuellen Luftangriff des Iran und dem Angriff aus dem vergangenen April. Damals habe Israel laut des Militärexperten noch "genug Zeit" gehabt, "sich auf den Angriff vorzubereiten". Am Dienstag sei die Vorwarnzeit dagegen "extrem kurz" gewesen, "was darauf hindeutet, dass es mehr als ein 'symbolischer' Schlag gewesen ist". "Da wollte man schon Sachen zerstören", so Carlo Masala, der in dem Zusammenhang davor warnte, dass Israels Abwehrsysteme wie "Iron Dome" zwar den aktuellen Schlag abwehren konnten, sie jedoch bei größeren Angriffen oder Raketenzahlen überfordert wären.

Markus Lanz: "Ist das überhaupt noch zu stoppen"

ZDF-Moderator Markus Lanz sprach daraufhin das gefürchtete Atomprogramm des Iran an. Von seinen Gästen wollte er wissen, wie groß die Wahrscheinlichkeit sei, dass Israel einen Angriff darauf plane. Politologin Bente Scheller stellte zunächst klar, dass das iranische Atomprogramm der israelischen Regierung durchaus "große Sorgen" bereite.

Carlo Masala erklärte jedoch, dass ein Angriff unwahrscheinlich sei, denn: "Es ist extrem schwierig, weil wir es mit unterirdischen Anlagen zu tun haben, die sicherlich sehr, sehr gut gehärtet sind." Masala fügte hinzu: "Das wären intensivste Wellen von Schlägen, die sie da fliegen müssten. Das würde schon einige Zeit dauern."

Ein missglückter Angriff könnte laut des Experten verheerende Folgen und "den kontraproduktiven Effekt" haben, dass der Iran schneller "an der Entwicklung dieses Sprengkopfes arbeitet, als uns lieb ist". Lanz fragte abschließend: "Ist das überhaupt noch zu stoppen, dass der Iran Nuklearmacht wird?" Masala reagierte vielsagend: "Der Iran scheint (...) nicht weit entfernt davon zu sein, einen Sprengkopf herstellen zu können."