Fassungslose Gesichter im Kölner Coloneum: Was hatte RTL geritten, zur Comedypreis-Gala 2010 ausgerechnet Trash-Trulla Daniela Katzenberger als Music-act einzuladen? Nur langsam dämmerte dem Saalpublikum: Die ungelenke Blondine, die da zu Rummelplatz-Beats in grausigem Denglisch Sätze wie "Day after day/I throw my Schlüpper away" quiekte, war gar nicht die echte Katzenberger. Selbst Comedy-Profis gingen der genialen Parodie von Martina Hill auf den Leim.

Ob sie bei "Switch reloaded" als fiepsende Heidi Klum auftritt oder als hyperaktive Statistik-Maus Tina Hausten in der "heute-show": Martina Hill parodiert das Fernsehvolk nicht nur, sie kreiert Geschöpfe, die wahrer sind als die Originale. Zweimal hat sie dafür bereits den Deutschen Comedypreis als beste Darstellerin eingeheimst. So war es eigentlich überfällig, dass sie eine eigene Sendung bekommt.

Übergeschnapptes Rumpelstilzchen

In "Knallerfrauen" hat sich die ausgebildete Schauspielerin keine Promis vorgeknöpft, sondern Alltagsfiguren, die sie in kurzen Sket­chen porträtiert: Business-Ladys, Mütter, Passantinnen. Die aber allesamt einen veritablen Knall haben. Die im Supermarkt unvermittelt asiatischen Kampfsport mit Salamis betreiben oder Salatköpfe als Cheerleader-Puschel zweckentfremden. Oder die in der Mittagspause aus Ärger über die harmlose Bemerkung einer Kollegin einen völlig überge­schnappten Rumpelstilzchentanz vollführen.

"In den 35 Tagen, die wir gedreht haben, habe ich fünf Kilo Gewicht verloren", sagt Martina Hill. Man glaubt es sofort, denn "Knallerfrauen" lebt von diesem extrem körperbetonten Humor. Das passt zu der drahtigen Komödiantin, deren enorme körperliche Präsenz auch jenseits der Kamera ins Auge sticht. Martina Hill erinnert an einen gespannten Flitzebogen, der jeden Moment losschnellen könnte. Dass nicht jeder Gag aus "Knallerfrauen" ins Schwarze trifft - sei's drum. Dieser Künstlerin beim Spielen zuzusehen macht auch Spaß, wenn ihre Frauen nicht so der Knaller sind.

Christian Holst

Knallerfrauen
FR, 3.2., Sat.1, 22.15 Uhr