Letzte Woche wurde ein erster Entwurf der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) bekannt, demnach der Rundfunkbeitrag 2021 von jetzt 17,50 auf dann 18,36 Euro pro Monat steigen soll. Das Branchenblatt "Medienkorrespondenz" enthüllte nun ein weiteres Detail aus dem Bericht der KEF. Die Kommission soll die Köln ansässige Kienbaum Consultants International GmbH beauftragt haben, bei den elf öffentlich-rechtlichen Sendern die Vergütungsniveaus zu untersuchen und die Vergütungen zwischen den einzelnen Anstalten und mit der öffentlichen Verwaltung und kommerziellen Medienunternehmen zu vergleichen.

Deutlich höheres Niveau beim WDR

Beim Vergleich der Medienanstalten untereinander stellten die Gutachter "ein deutlich erhöhtes Gesamtvergütungsniveau" beim WDR, BR, HR und ZDF fest.

Im Verhältnis mit der öffentlichen Verwaltung liegt das Vergütungsniveau deutlich über dem Mittelwert, gemessen an kommerziellen Medienunternehmen ist es nur leicht erhöht.

Unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Kienbaum-Untersuchung fordert die KEF, den Personalaufwand der Sender in der kommenden Vierjahresperiode um insgesamt 60,3 Mio Euro zu kürzen. Laut Medienkorrespondez heißt es im 22. KEF-Bericht, der den Bundesländern und Sendern zur Kommentierung vorliegt: "Die Kommission geht davon aus, dass insbesondere die im internen Vergleich mit einem besonders hohen Vergütungsniveau auffälligen Anstalten (BR, HR, SR, WDR, ZDF) deutliche Anstrengungen unternehmen, ihre überproportionalen Vergütungsniveaus zu korrigieren."

[UPDATE am 27.11.]:

TVSPIELFILM.de hat bei der ARD nachgehakt. Auf Nachfrage heißt es bei der ARD-Pressestelle, dass diese die Interpretation der KEF über das Gutachten nicht teilen. Demnach habe die Analyse den Altersdurchschnitt der Belegschaft und eine unterproportionale Vergütungsentwicklung in der privaten Medienwirtschaft nicht berücksichtigt. Ein Ergänzungs-Gutachten wurde beauftragt, das ebenfalls durch Kienbaum durchgeführt wurde. Die ARD-Pressestelle: "Der Vergleich mit dem öffentlichen Dienst hinkt. Die ARD ist Teil der Medienbranche. Die private Medienwirtschaft hatte, bedingt durch strukturelle Defizite, gegenüber dem öffentlichen Dienst in den letzten Jahren eine unterproportionale Vergütungsentwicklung." Entscheidene Faktoren seien die ältere Belegschaft und eine längere Betriebszugehörigkeit bei Mitarbeitern der Öffentlich-Rechtlichen, [dadurch] unterscheidet sich ds Vergütungsniveau." Es sei nicht berücksichtigt worden, dass ältere Mitarbeiter mehr verdienen als Berufsanfänger. "In Zahlen ausgedrückt: Bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten sind 70 bis 75 Prozent der Beschäftigten älter als 45 Jahre. In der freien Wirtschaft sind es nur 45 bis 50 Prozent." Im Ergänzungsgutachten kommt man deshalb zum Schluss: "Bereinigt um diese Effekte, liegen wir in fast allen Berufsgruppen sowohl unter dem Niveau der allgemeinen Wirtschaft und unter dem der kommerziellen Medienwirtschaft – als auch unter dem, was der öffentliche Dienst zahlt." Da beide Gutachten vom selben Gutachter erstellt wurden, zeigt sich die ARD überrascht, warum die KEF diese Erkenntnisse nicht berücksichtigt:  "Für uns ist es daher umso unverständlicher, warum die KEF die Erkenntnisse des Gutachters (der ja im Übrigen derselbe ist wie bei ihrem eigenen Gutachten) inhaltlich nicht hinreichend berücksichtigt und dennoch Kürzungen vorgenommen hat."

Hier geht der ursprüngliche Artikel weiter:

ARD und ZDF kritisieren das KEF-Gutachten

Nicht nur bei den öffentlich-rechtlichen Sendern stoßen die Forderungen der KEF auf Widerspruch. Auch in den laufenden Tarifverhandlungen, die durch Streiks immer wieder für Sendeausfälle sorgten, werden sie für neuen Zündstoff sorgen.

Die ARD und das ZDF bezahlen ihre Mitarbeiter auf Basis der mit den Gewerkschaften geschlossenen Tarifverträge. Gehaltsstrukturen sind in den Transparenzportalen von ARD und ZDF öffentlich einsehbar.