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ARD-Thriller "Im Netz der Gier": Lohnt es sich einzuschalten?

Das Erste zeigt am Samstag (21.9.) den Film "Im Netz der Gier" mit Tanja Wedhorn, Paula Hartmann und Jutta Wachowiak. Doch wie gut ist der Thriller?

"Im Netz der Gier": Der Titel des ARD-Degeto-Thrillerdramas von Regisseurin Franziska Schlotterer ("Ende der Schonzeit") nach einem Drehbuch von Michael Vershinin ("Stilles Tal") klingt wie ein klassischer SAT.1-Dienstagsfilm - und so reißerisch und konstruiert kommt "der fesselnde Plot um Vertrauen, Verrat und Verführbarkeit", wie die ARD vollmundig ankündigt, denn leider auch daher.

Dabei hat der Film neben vielversprechenden Ansätzen und einem wirklich spannenden Anfang einige sehenswerte Darstellerinnen und Darsteller zu bieten. Aber von vorn, worum geht es? Gar nicht so leicht auseinanderzuklamüsern bei so vielen Themen, Handlungssträngen und Wendungen - von politischer Korruption, Erpressung und Auftragsmord über Influencer, Umweltaktivisten und Whistleblower bis hin zu alten Liebschaften und altbekannten Generationenkonflikten. Zu sehen ist das Ganze nun zur besten Sendezeit am Samstagabend (21. September) im Ersten.

Das passiert im Thriller "Im Netz der Gier"

Los geht es rasant. Es fallen Schüssen auf ein Pärchen, der junge Mann wird regelrecht exekutiert, der Killer greift sich die Tasche des Opfers und lässt dessen Begleiterin verletzt im Auto zurück. Dann ein Sprung 19 Stunden zurück. Anna Grawe (Tanja Wedhorn) erhält einen aufgeregten Anruf ihrer Chefin, der Bundestagsabgeordneten Bea Kober (Rosa Enskat): Man wolle ihr etwas anhängen, Anna solle einen Umschlag aus ihrem Büro verschwinden lassen. Eine Bitte, der diese ohne zu zögern nachkommt - wie immer, das wird schnell klar. Nur wenig später steht die resolute Oberstaatsanwältin Limmer (Clelia Sarto, fast schon parodistisch streng mit Dutt, großer Brille und schnippischem Ton) in Annas Wohnung.

"Im Netz der Gier": Politthriller wird zum Familiendrama

Gegen ihre Chefin werde wegen Bestechlichkeit und Vorteilsnahme ermittelt, erklärt Limmer Anna. Sie glaubt ihr nicht, dass sie nichts von Kobers korrupten Nebenverdiensten wusste, schließlich lasse sich ihr eigener gehobener Lebensstil nur durch ihre Mitwisserschaft und eigene Bestechlichkeit erklären. Anna fällt aus allen Wolken. War sie wirklich so naiv und blind loyal, zu glauben, dass Kober, ebenso wie deren kasachischer Oligarchen-Amigo Igor Parygin (Eugen Knecht), ihr aus freundschaftlicher Verbundenheit immer wieder teure Geschenke machten und sogar für die Bezahlung des Elite-Studiums ihrer Tochter Larissa (Paula Hartmann) sorgten? Die Antwortet lautet: ja, war sie. Und hier könnte nun ein richtig spannender Politthriller seinen Lauf nehmen. Ein Ortswechsel bremst diesen leider aus.

Anna und Larissa (Paula Hartmann) fahren zu Annas Mutter Magda (ein Highlight des Films: Theater- und DEFA-Star Jutta Wachowiak) an die Ostsee. Zufälligerweise in den Ort, an dem der Oligarch Parygin, natürlich mit Kobers Unterstützung, einen Yachthafen bauen möchte, was für starken Gegenwind durch Umweltschützer sorgt. Doch nun beginnt erst einmal ein klassisches Familiendrama: Freude übers Wiedersehen von Mutter, Tochter und Oma zwar, gleichzeitig enttäuschte Erwartungen und lange schlummernde Konflikte. Eine alte Jugendliebe Annas darf natürlich nicht fehlen. Die tritt mit dem vom Leben geschlagenen Alexander (Kai Scheve) auch schon bald aus dem Nachbarhaus - welches Alexanders Aktivistensohn Malte (Andreas Warmbrunn) wiederum kaum verlässt.

Die Tochter steht der Mutter in Sachen Naivität in nichts nach

Etwas Spannung kehrt zurück, als zunächst Annas Chefin im Ort auftaucht und sie unter Druck setzt - nur um wenig später tot im Hafenbecken zu schwimmen. Steckt der Killer dahinter, den Parygin in das winterliche Kaff entsandt hat, um sich unter anderem um Annas Tochter Larissa zu kümmern? Denn da war ja noch etwas, man kommt ja kaum mit: Die Studentin hatte nämlich, wie klein ist doch die Degeto-Welt, ausgerechnet eine Affäre mit dem verheirateten Kasachen, die dieser jedoch vor Kurzem beendete, woraufhin Larissa ihn nun mit einem kompromittierenden Video erpresst. In Sachen Naivität steht die Tochter der Mutter wirklich in nichts nach. Kann das Duo den Fängen des Handlangers entkommen?

Hauptdarstellerin Tanja Wedhorn, Star von (Melo-) Dramen wie "Praxis mit Meerblick" und "Fritzie - Der Himmel muss warten", verriet im Gespräch zu "Im Netz der Gier", das Krimi-Genre habe sie schon sehr lange gereizt, deshalb "habe ich keine Sekunde gezögert, als mir die Rolle der Anna Grawe angeboten wurde." Auch die Konstellation mit drei willensstarken Frauenfiguren, drei Generationen einer Familie, im Zentrum habe ihr gefallen, so Wedhorn. Doch leider sind knapp 90 Minuten dann wohl - wofür Wedhorn, die alles gibt, nichts kann - doch zu kurz für ein tiefgründiges Familiendrama und gleichzeitig einen glaubwürdigen, spannungsgeladenen Thriller. Ach, hätten die Macher sich doch für eins von beiden entschieden oder das ein oder andere überflüssige Element über Bord geworfen, dann hätte womöglich etwas richtig Gutes draus werden können.

Das Original zu diesem Beitrag "ARD-Thriller "Im Netz der Gier": Lohnt es sich einzuschalten?" stammt von "Teleschau".