"Wieso ist die ARD gut – nicht schlecht (...) und wieso ist es wichtig und richtig, die ARD in ihrer Form zu erhalten – nicht überflüssig und falsch, wie Ihre Gegner es propagieren." So beginnt ein 89-seitiges Gutachten des Berkeley International Framing Institute über den Senderverbund ARD. Der Auftrag wurde vor zwei Jahren vom MDR erteilt. Es sollte der "tatsächliche Wert des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für die Demokratie" ermittelt werden - so schreibt es die verantwortliche Sprachwissenschaftlerin Dr. Elisabeth Wehling inzwischen in einer Klarstellung auf ihrer Website.
Klingt eigentlich harmlos bis gähnend langweilig. Allerdings weht aktuell ein Sturm der Entrüstung durch die Republik. Denn: Die ARD hat der Öffentlichkeit davon nie berichtet, es aber mit Geldern des Rundfunkbeitrags finanziert. Und: An einigen Stellen liest sich das Papier, wie eine Kampfansage an das Privatfernsehen. Ein gefundenes Fressen für die ohnehin sensible Gegnerschar des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
Klingt eigentlich harmlos bis gähnend langweilig. Allerdings weht aktuell ein Sturm der Entrüstung durch die Republik. Denn: Die ARD hat der Öffentlichkeit davon nie berichtet, es aber mit Geldern des Rundfunkbeitrags finanziert. Und: An einigen Stellen liest sich das Papier, wie eine Kampfansage an das Privatfernsehen. Ein gefundenes Fressen für die ohnehin sensible Gegnerschar des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
Sprache erzeugt Stimmungen
Für die ARD kommt diese Empörungswelle zur Unzeit. Im März werden die Ministerpräsidenten über eine Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks beraten; möglicherweise müssen ARD und ZDF ab dem Jahr 2021 mit kleineren Etats kalkulieren. Die Sender selbst haben für die nächste Gebührenperiode mehr Geld eingefordert. Wie der Poker um den Rundfunkbeitrag ausgeht, ist unklar. Ob das mittlerweile von der Seite Netzpolitik veröffentlichte Strategiepapier Einfluss auf die Entscheidung hat, ebenso.
Doch zurück zum "Framing": Dieser Begriff aus der Sprachwissenschaft beschreibt den Einfluss von Wörtern auf Stimmungen und Emotionen. Kurz gesagt: Jedes Wort hat nicht nur eine Bedeutung, sondern auch eine Wirkung. Es gibt Begriffe, die negative Sprachbilder erzeugen und welche, die ein Thema positiv framen. Nehmen wir als Beispiel die Flüchtlingsdebatte der letzten Jahre. Rechte Interessensgruppen haben mit dem Begriff "Asyltourismus" Stimmungsmache betrieben, weil es jedem Menschen, der sich auf die Flucht begibt, eine schmarotzerhafte Absicht unterstellt.
Die deutsche Linguistin Elisabeth Wehling, die für die ARD das umstrittene Strategiepapier zum Framing erarbeitete, gilt als Expertin auf diesem Gebiet. Im Jahr 2016 erschien ihr Buch "Politisches Framing: Wie eine Nation sich ihr Denken einredet - und daraus Politik macht". Im ARD-Handbuch beschreibt sie ihr wissenschaftliches Thema so: "Wann immer wir Worte hören, die sich auf direkte Erfahrungen mit der Welt stützen, simuliert unser Gehirn die jeweils abgespeicherten physischen Erfahrungen und Sinneseindrücke."
Die Idee der ARD: Begrifflichkeiten finden, die den öffentlich-rechtlichen Senderverbund ins positive Licht rücken. Dafür entwickelte Wehling beispielsweise die Überschrift "unser gemeinsamer, freier Rundfunk ARD". Viele weitere Beispiele folgen, die im Kern alle darauf abzielen, die ARD als moralischen und system-relevanten Akteur in Deutschland zu beschreiben.
Doch zurück zum "Framing": Dieser Begriff aus der Sprachwissenschaft beschreibt den Einfluss von Wörtern auf Stimmungen und Emotionen. Kurz gesagt: Jedes Wort hat nicht nur eine Bedeutung, sondern auch eine Wirkung. Es gibt Begriffe, die negative Sprachbilder erzeugen und welche, die ein Thema positiv framen. Nehmen wir als Beispiel die Flüchtlingsdebatte der letzten Jahre. Rechte Interessensgruppen haben mit dem Begriff "Asyltourismus" Stimmungsmache betrieben, weil es jedem Menschen, der sich auf die Flucht begibt, eine schmarotzerhafte Absicht unterstellt.
Die deutsche Linguistin Elisabeth Wehling, die für die ARD das umstrittene Strategiepapier zum Framing erarbeitete, gilt als Expertin auf diesem Gebiet. Im Jahr 2016 erschien ihr Buch "Politisches Framing: Wie eine Nation sich ihr Denken einredet - und daraus Politik macht". Im ARD-Handbuch beschreibt sie ihr wissenschaftliches Thema so: "Wann immer wir Worte hören, die sich auf direkte Erfahrungen mit der Welt stützen, simuliert unser Gehirn die jeweils abgespeicherten physischen Erfahrungen und Sinneseindrücke."
Die Idee der ARD: Begrifflichkeiten finden, die den öffentlich-rechtlichen Senderverbund ins positive Licht rücken. Dafür entwickelte Wehling beispielsweise die Überschrift "unser gemeinsamer, freier Rundfunk ARD". Viele weitere Beispiele folgen, die im Kern alle darauf abzielen, die ARD als moralischen und system-relevanten Akteur in Deutschland zu beschreiben.
Beispiele aus dem Strategiepapier
Unter dem Punk "Beispielhafte linguistische Umsetzungen der moralischen Framings" finden sich Sätze und Slogans, die Wehling dem Senderverbund ARD nahelegt. Hier einige Beispiele:
Kontrollierte Demokratie statt jeder wie er will.
Das Recht auf freie Information überlebt sich nicht.
Gutes sehen statt Brot und Spiele fürs Volk.
Exzellenz statt Profitfixierung.
Demokratie statt Umsatz.
Gleichheit steht in Deutschland nicht zum Verkauf.
Deutsche Filme kann man nicht importieren. Man muss sie machen.
Die ARD ist der verlängerte Arm der Bürgers.
Fernsehen ohne Profitzensur.
Demokratie statt Profit.
Demokratie statt rechenschaftsfreier Echokammern.
Andere wollen Geldgewinne. Wir wollen Erkenntnisgewinn.
Am freien Rundfunk zerplatzt jeden Tag um 20 Uhr die Filterbubble.
Unsere Redakteure strengen sich für die Bürger an, andere für den
Profit.
Kontrollierte Demokratie statt jeder wie er will.
Das Recht auf freie Information überlebt sich nicht.
Gutes sehen statt Brot und Spiele fürs Volk.
Exzellenz statt Profitfixierung.
Demokratie statt Umsatz.
Gleichheit steht in Deutschland nicht zum Verkauf.
Deutsche Filme kann man nicht importieren. Man muss sie machen.
Die ARD ist der verlängerte Arm der Bürgers.
Fernsehen ohne Profitzensur.
Demokratie statt Profit.
Demokratie statt rechenschaftsfreier Echokammern.
Andere wollen Geldgewinne. Wir wollen Erkenntnisgewinn.
Am freien Rundfunk zerplatzt jeden Tag um 20 Uhr die Filterbubble.
Unsere Redakteure strengen sich für die Bürger an, andere für den
Profit.
Gegengewicht zum privatwirtschaftlichen Fernsehen
Was sofort auffällt: In den Framings wird ein Bild der Gegensätze gezeichnet. Auf der einen Seite die Guten (ARD und Co.), auf der anderen Seite die Profitmaximierer (Privatfernsehen). Klar, dass solch eine Sprachregelung auf wenig Begeisterung stößt. RTL und Co. bekommen in dem Handbuch also ihr Fett... pardon, negatives Framing weg. Es wird empfohlen, sie "profitwirtschaftliche Sender" zu nennen oder auch "medienkapitalistische Heuschrecken". Kein Scherz, genauso schlägt es das Berkeley Institut der ARD vor.
Was dem Senderverbund zugute gehalten werden muss: Ein solches Framing wurde nie betrieben. Im öffentlichen Sprachgebrauch der ARD sind Begriffe wie "medienkapitalistische Heuschrecken" nicht gefallen, weswegen ARD-Generalsekretärin Dr. Susanne Pfab in einer "Klarstellung" zum Thema meint: "Es handelt sich ausdrücklich weder um eine neue Kommunikationsstrategie noch um eine Sprach- oder gar Handlungsanweisung an die Mitarbeitenden, sondern um Vorschläge aus sprachwissenschaftlicher Sicht."
Klar darf sich ein Unternehmen wie die ARD Hilfe holen, um an seiner Außenwirkung zu arbeiten, aber die Art und Weise, wie ungeschickt die ARD versucht, den öffentlichen Diskurs über sich selbst zu bestimmen, ist kritikwürdig. Es zeichnet das Bild eines verängstigten Senders, der sich an scheinbar veraltete Regeln klammert und mit aller Macht versucht, seine positiven Absichten verständlich zu machen. Dass das duale Rundfunksystems in Deutschland aber eine große Errungenschaft ist und ARD und ZDF das Privileg haben, mithilfe des Rundfunkbeitrags Programm zu machen, wirkt angesichts dieser Kampfbegriffe gegen das Privatfernsehen geradezu paradox.
Unter dem Kapitel "Größe und Grundversorgung" wir dies thematisiert. Dort heißt es: "Mit dem Wort "Grundversorgung" wird also höchst erfolgreich die Minimierung der ARD legitimiert. Meiden Sie also den Begriff". Der von der höchsten juristischen Instanz in Deutschland legitimierte "Grundauftrag" sei nicht mehr angebracht, weil er die öffentlich-rechtlichen Sender kleinrede? Die Handreichung der Linguistin Elisabeth Wehling klingt staatstragend bis anmaßend, aber keinesfalls unabhängig: "Der gemeinsame Rundfunk verantwortet die umfassende Versorgung aller Bürger und Regionen mit einer tragfähigen medialen Infrastruktur."
Solche verbalen Entgleisungen sind Wasser auf die Mühlen der Rundfunkbeitragskritiker.
Was dem Senderverbund zugute gehalten werden muss: Ein solches Framing wurde nie betrieben. Im öffentlichen Sprachgebrauch der ARD sind Begriffe wie "medienkapitalistische Heuschrecken" nicht gefallen, weswegen ARD-Generalsekretärin Dr. Susanne Pfab in einer "Klarstellung" zum Thema meint: "Es handelt sich ausdrücklich weder um eine neue Kommunikationsstrategie noch um eine Sprach- oder gar Handlungsanweisung an die Mitarbeitenden, sondern um Vorschläge aus sprachwissenschaftlicher Sicht."
Klar darf sich ein Unternehmen wie die ARD Hilfe holen, um an seiner Außenwirkung zu arbeiten, aber die Art und Weise, wie ungeschickt die ARD versucht, den öffentlichen Diskurs über sich selbst zu bestimmen, ist kritikwürdig. Es zeichnet das Bild eines verängstigten Senders, der sich an scheinbar veraltete Regeln klammert und mit aller Macht versucht, seine positiven Absichten verständlich zu machen. Dass das duale Rundfunksystems in Deutschland aber eine große Errungenschaft ist und ARD und ZDF das Privileg haben, mithilfe des Rundfunkbeitrags Programm zu machen, wirkt angesichts dieser Kampfbegriffe gegen das Privatfernsehen geradezu paradox.
Unter dem Kapitel "Größe und Grundversorgung" wir dies thematisiert. Dort heißt es: "Mit dem Wort "Grundversorgung" wird also höchst erfolgreich die Minimierung der ARD legitimiert. Meiden Sie also den Begriff". Der von der höchsten juristischen Instanz in Deutschland legitimierte "Grundauftrag" sei nicht mehr angebracht, weil er die öffentlich-rechtlichen Sender kleinrede? Die Handreichung der Linguistin Elisabeth Wehling klingt staatstragend bis anmaßend, aber keinesfalls unabhängig: "Der gemeinsame Rundfunk verantwortet die umfassende Versorgung aller Bürger und Regionen mit einer tragfähigen medialen Infrastruktur."
Solche verbalen Entgleisungen sind Wasser auf die Mühlen der Rundfunkbeitragskritiker.