.

Absetzen! "Das Supertalent" gehört schon seit Jahren nicht mehr ins Fernsehen

Das Supertalent, RTL, absetzen, Dieter Bohlen, Quoten
"Das Supertalent" hat seinen Zenit seit Jahren überschritten und gehört abgesetzt. RTL / Stefan Gregorowius; Montage TV Spielfilm

Die Show "Das Supertalent" ist abgenutzt und völlig überholt. Es wird Zeit, dass RTL der Qual ein Ende macht. Ein Meinungstext von unserem Autoren Jan Thinius-Heemann.

"Das Supertalent" ist für RTL zum schwächelnden Krankheitsfall geworden. Nach dem Aus von Dieter Bohlen kommt die neue Staffel zwar mit einem Haufen neuer Juroren daher, aber der Erfolg bleibt aus. Da wird der Besuch von Thomas Gottschalk Anfang Dezember nicht mehr viel retten können, obwohl er schon einmal Teil der Jury war. RTL hätte zwar das passende Personal, um der Sendung wirklich neuen Schwung zu verleihen, aber bisher sieht es nicht danach aus. Es wird Zeit die Show abzusetzen! Auch als Bohlen noch dabei war, hätte RTL diesen Schritt längst gehen sollen.

Die Sendung ist einfach nicht mehr zeitgemäß

Während andere Castingshows wie "Deutschland sucht den Superstar" eine Art Kultfaktor haben, der der Show bis heute eine Daseinsberechtigung verleiht, ist das beim "Supertalent" schon längst nicht mehr so. Die Zirkus-Attitüde mit der die Sendung mal angetreten war, hat sich abgenutzt, auch weil niemals etwas an der Formel verändert wurde: Menschen kommen auf eine Bühne, machen Quatsch oder zeigen wirklich etwas Beeindruckendes und dann gehen sie wieder.

Das Problem ist auch, dass explizit nach Talenten gesucht wird, der Großteil der gezeigten Sachen aber schlicht und ergreifend Übungssache ist. Hundetraining, Turnen, mit der Zunge schnalzen – sind das wirklich Talente? Das war vielleicht zum Beginn der Show interessant, weil es nicht so viel anderes großes Show-Fernsehen gab an einem Samstagabend, nachdem "Wetten, dass…?" weg war, aber das hat sich mittlerweile erübrigt. "The Masked Singer" läuft in direkter Konkurrenz und zeigt in jedem einzelnen Moment, wie sich eine Show anfühlt, die mit Liebe gemacht ist.

"Das Supertalent" hat kaum noch nachweisbare Erfolge

Dass die Quoten in der neuen Staffel nicht mehr das Gelbe vom Ei sind, ist weithin bekannt. Die Auftaktfolge hatte rund eine Million Zuschauer weniger als 2020 und die Folgen danach waren auch nicht besser. Einschaltquoten sind nicht alles, aber von einigen Ausnahmen mal abgesehen ist die Show trotz diverser Videos beispielsweis bei Youtube ebenfalls kein Hit. Zwischen 5000 und 130.000 Klicks sind zwar nicht schlecht, aber zum Vergleich: The Voice of Germany hat in absoluter Regelmäßigkeit Videos bei Youtube mit höheren sechsstelligen Aufrufzahlen. Dabei funktioniert die US-Version von "Supertalent" in Übersee sehr gut. In den USA hat die 16. Staffel von "America's Got Talent" sehr gute Einschaltquoten und ist für den dortigen Sender eine echte Goldgrube. Es ist also die deutsche Version, die ein Problem hat.

Ein weiterer Grund, warum "Supertalent" nicht mehr für das heutige deutsche Fernsehen funktioniert, ist seine Intransparenz. Wir sehen zwar, wer weiter ist, aber verfolgen die Reise der Kandidatinnen und Kandidaten nicht. Es gibt ein paar Castingrunden und dann kommen die Halbfinals. Fließbandfernsehen bei dem einige der Talente unterwegs verloren gehen ohne, dass man wüsste wohin. In der Summe macht das maximal drei bis vier Auftritte pro Talent. Das ist schon seit Jahren so: Wer eine ganze Folge "Supertalent" schaut hat am Ende keinen Überblick mehr, wo die selbstgewählten Lieblinge hin sind.

Es gibt heutzutage in jedem sozialen Netzwerk Menschen, die irre Tricks und Talente draufhaben. Bei Gesang verfängt das im TV wegen der Dimensionen und des Publikums nach wie vor, bei Hundetraining gibt es im Netz einfach schneller bessere Inhalte. RTL sollte "Das Supertalent" nach dieser Staffel beerdigen.