Es war ein Riesenknall, als RTL sich Anfang des Jahres offiziell von Dieter Bohlen trennte. Klar, für "Deutschland sucht den Superstar" war es der schmerzhafteste Verlust, man bedenke, dass Bohlen das Format 19 Jahre begleitet hat. Aber auch eine andere Sendung lebte vom Charisma des liebenswürdigen Produzenten-Großmauls: "Das Supertalent." Die Castingshow ist ein bunter Mix aus allen möglichen Teilnehmern, die etwas vorführen möchten, von dem sie glauben, es wäre ihr Talent: Sänger, Sportler, Tierdompteure oder Spaßmacher, die eigentlich nix können. Während die internationalen Formate regelmäßig für virale Hits verantwortlich sind, wenn mal wieder eine Fünfjährige Opern schmettert oder Ähnliches, gibt es in Deutschland eher weniger Überraschungen. Gut, dass Dieter Bohlen und später auch Bruce Darnell als Jurymitglieder stets sprücheklopfend für gute Laune und Unterhaltung sorgten und damit der etwas faden Show auch nach 14 Staffeln noch etwas Chuzpe verliehen. Aber das ist vorbei.

Die Quoten mit der neuen Jury sind unterirdisch

In der neuen Staffel sind beide nicht mehr dabei und mit den neuen Jury-Mitgliedern brachen die Quoten dramatisch ein. Während früher in der Zielgruppe bis zu 30 Prozent Marktanteil drin waren, waren es vergangenen Samstag (9. Oktober) lediglich 9,7 Prozent und schon der Auftakt in der Woche davor, war ein Desaster in den Quoten. Falls die sechs Castingfolgen schon aufgezeichnet sind, bietet sich aber zumindest in den Halbfinal-Shows noch die Chance das Format zu retten. In Sachen Promifaktor haben sich RTL und die Produktionsfirma UFA zwar Mühe gegeben und namenhafte Beurteiler wie Motsi Mabuse, die Ehrlich Brothers, Michael Michalsky und gastweise Andrea Kiewel an Land gezogen, aber es fehlt etwas. Zum Auftakt war Lukas Podolski noch als Jurymitglied angekündigt worden, ob dessen Unterhaltungskompetenz aber ausreicht, um Dieter Bohlen zu ersetzen darf auch angezweifelt werden. RTL sollte sich für die Halbfinals jemand Anderen in die Jury holen.

Hape Kerkeling kann "Das Supertalent" noch retten

Der Mann der Stunde könnte Hape Kerkeling sein. RTL vermeldete mit großem Aufschlag, dass der legendäre Entertainer, der Fernsehgeschichte geschrieben hat, mit ihrer Hilfe auf die TV-Bildschirme zurückkehren würde. Und dann kam fast nichts. Eine Leseshow und eine Reise-Sendung beim kleineren Sender VOX war bisher alles, was Kerkeling bekommen hat oder bekommen wollte. Dabei ist der legendäre TV-Macher vor kurzem mit dem Deutschen Fernsehpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden.

"Das Supertalent" wäre die perfekte Bühne für Kerkeling um zurückzukehren. Er ist nicht nur unheimlich bekannt und beliebt, er bedient dazu all das, was Dieter Bohlen ausgemacht hat: eine Mischung aus ehrlicher Bewunderung für große Talente und ehrlicher Ablehnung für Blödsinn. Flotte Sprüche treffen Tränen der Rührung. Mit diesen Talenten kann RTL sein "Supertalent" noch retten, ansonsten sieht es düster aus.