Netflix ist neben Amazon Prime der größte Streamingdienst weltweit und baut sein Portfolio an Originals immer weiter aus. Längst gehören Titel wie "Stranger Things" oder "Squid Game" zum popkulturellen Mainstream. Netflix hat damit die Macht, den Markt bei Filmen und Serien entscheidend mitzuprägen. Dafür nimmt die kalifornische Firma gerne viel Geld in die Hand wie große Produktionen wie "The Irishman", "Red Notice" oder zuletzt auch "The Gray Man" zeigen. Diese Titel lagen alle jenseits der 160.000.000 Dollar Produktionskosten und waren gespickt mit großen Hollywoodstars wie Robert DeNiro, Dwayne Johnson, Ana de Armas oder Ryan Gosling. Lässt man "The Irishman" von Martin Scorsese außen vor, so blieben die Kritiken jedoch hinter den Erwartungen und den hohen Kosten zurück. Doch woran liegt das?
Netflix: Blockbuster sprengen Kosten
"The Gray Man" ist mit über 200 Millionen Dollar der bisher teuerste Film, den Netflix jemals verwirklicht hat. Mit Stars wie Ryan Gosling, Ana de Armas und Chris Evans liegen allein die Gagen im zweistelligen Millionenbereich. Dazu kommt, dass der Film munter durch die Weltgeschichte springt und über die Türkei, Österreich und Tschechien überall Kampfhandlungen stattfinden. Zuständig waren hier die Russo-Brüder Anthony und Joe, die mit "Avengers: Endgame" bewiesen haben, dass sie zur Top-Riege der Regisseure zählen. Äußerlich herrschen also eigentlich perfekte Bedingungen, um ein Meisterwerk zu schaffen.
Doch bei einem Blick beispielsweise in die Actionszene im Flugzeug, die oft unscharf und wirr wirkt, stellt sich die Frage, wo das ganze Geld gelandet ist. IMDb kommt für den Streifen auf eine Wertung von 6,6/10 bei Rotten Tomatoes sieht es düsterer aus mit einem Metascore von 47%. Die Seite kommt zum Schluss: "'The Gray Man' hat die mit Stars besetzten Umrisse eines unterhaltsamen Action-Thrillers, aber er ist mit lauwarmen Überbleibseln von weitaus besseren Filmen gefüllt." Da liegt in diesem Fall der Hund begraben: Netflix baut nur noch Film-Hüllen.
Netflix kann seine Hüllen nicht mehr mit Inhalt füllen
"Red Notice", "6 Underground" oder auch "Army of the Dead" waren finanziell durchaus erfolgreiche Filme für Netflix, doch die Kritiken gehen über ein Mittelmaß nicht hinaus. Bei all den Beispielen könnte die Ausgangslage nicht besser sein, die Hülle stimmt, doch sie werden nicht gefüllt. Actionszenen mit schlechter CGI, schwache Dialoge und eine dünne Geschichte ziehen sich durch diese Produktionen.
Netflix legt sein Augenmerk auf einfache, gut zu konsumierende Blockbuster, die durch große Stars und viel Werbung finanzielle Erfolge werden, doch es fehlt in den meisten Fällen an Tiefe. Der Algorithmus spült diese Produktionen auf die Startseite vieler Nutzer und so stimmen die Zuschauerzahlen am Ende für den Konzern, doch es schadet auch der Film-Landschaft, auf die ein Streamingriese wie Netflix durchaus Einfluss nehmen kann.
Doch das bedeutet nicht, dass Netflix nicht noch immer auch gute Produktionen fördern würde. "The Power of the Dog", "Pieces of a Woman" oder "Der schwarze Diamant" sind gute Beispiele dafür. Doch diese Filme bekommen nicht die gleiche Aufmerksamkeit, obwohl sie ebenfalls gespickt mit Stars sind und weitaus bessere Kritiken bekommen haben. Vielleicht schafft es Netflix bald wieder, eine schöne Hülle mit ordentlich Leben zu füllen.