Der Streamingmarkt hat sich mit Beginn der Coronapandemie stark verändert. Die Kundenwünsche werden immer individueller und auch das Angebot wächst. TVSPIELFILM.de hat mit der Sky-Programmchefin Elke Walthelm über die Veränderungen im Streaming, die Konkurrenz und die persönlichen Lieblingsserien gesprochen.
Elke Walthelm ist bereits seit 2005 bei Sky und seit 2016 Teil der Geschäftsleitung. Zu ihren Aufgaben gehören nicht nur die Programmstrategie, sondern auch die Auswahl neuer Eigenproduktionen und der Einkauf von Fremdcontent. Auf was es dabei zu achten gilt und welche Vorlieben die Nutzer haben, verriet sie uns im Interview.
Wie Corona den Streaming-Markt verändert hat
Im Vorfeld dieses Interviews fiel der Begriff Entertainment-Plattform, wie definiert sich Sky da und wo verorteten Sie sich selbst auf dem Streaming-Markt?
Elke Walthelm: Wir verstehen uns als Entertainment-Plattform, die nicht nur qualitativ hochwertige und exklusive Film-, Entertainment- und Sportangebot bietet, sondern zusätzlich relevante Inhalte verschiedener Anbieter für Kunden:innen maximal komfortabel und intuitiv an einem Ort bündelt.
Wir haben sehr ehrgeizige Pläne, wie der Ausbau der lokalen und internationalen Sky-Eigenproduktionen. Gruppenweit planen wir, unsere Investitionen bis 2024 zu verdoppeln.
Was sind die wesentlichen Unterschiede im aktuellen Streaming-Markt im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit?
Die Nachfrage nach einzigartigen und hochwertigen Inhalten ist während der Corona-Pandemie noch weiter gestiegen. Gleichzeitig haben wir beobachtet, dass es eine höhere Bereitschaft gibt, für erstklassigen Content Geld auszugeben. COVID-19 und der dadurch ausgerufene Lockdown haben zu einem Zuwachs an Neukunden:innen im Pay-TV- und Streaming-Markt geführt, das Angebot hat sich ebenso vergrößert und positiv entwickelt.
Wir gehen davon aus, dass sich die Gewohnheiten der Nutzer:innen zukünftig mehr und mehr auf TV- und Streaming-Formate einstellen werden und das Bedürfnis zunimmt, passgenau bedient zu werden. Die Corona-Krise wirkt demnach wie ein Katalysator und verstärkt bereits vorher bestehende Trends.
Gibt es Zahlen zu den erfolgreichsten Originals von Sky in Deutschland?
Sky Originals kommen bei unseren Kunden:innen sehr gut an – im Schnitt entfällt jede zehnte linear gesehene Minute auf ein Sky Original. Besonders die Top-Formate "Das Boot", "Babylon Berlin", "Der Pass", "8 Tage" und "Quatsch Comedy Club" wurden vom Publikum fantastisch angenommen. Daher entwickeln wir diese Formate konsequent weiter. Gerade ist die Serie "Ich und die anderen" gestartet und ab Oktober können sich die Zuschauer:innen auf "Die Ibiza Affäre" freuen. Unsere Eigenproduktionen sind ein absolutes Herzensthema für mich.
Wird es in Zukunft weitere Projekte mit öffentlich-rechtlichen Sendern geben?
"Babylon Berlin" war sehr erfolgreich und wir freuen uns auf eine vierte Staffel produziert von X Filme Creative Pool in Koproduktion mit ARD Degeto, Sky und Beta Film. Auch mit der Sublizensierung von "Das Boot" und "Der Pass" haben wir eine wunderbare Kooperation mit dem ZDF geschlossen und die Ausstrahlung im Free-TV hat geholfen, die Bekanntheit unserer Eigenproduktionen zu erhöhen. Für unseren Einstieg in die Eigenproduktionen der richtige Weg. Grundsätzlich wollen wir zukünftig jedoch mehr exklusiv nur bei Sky anbieten.
Hat sich das Konzept mit Film-Highlights vor oder kurz nach Kinostart bewährt, wird es das auch in Zukunft wieder geben?
Das Konzept hat sich in jedem Fall bewährt. Mit Blockbuster-Titeln wie "Wonder Woman 1984", den wir aufgrund geschlossener Kinos schon vor Kinostart unseren Kunden:innen als Teil ihres Sky Cinema Abos anbieten konnten, haben wir eine enorm hohe Nachfrage erzielt. Ähnlich war es bei "Justice League" und "Hexen hexen", die nicht oder nur kurz im Kino zu sehen waren. Wir werden weiterhin auf aktuelle Kinofilm-Highlights setzen, die zuerst bei Sky Cinema nach dem Kino zu sehen sind.
Was kann Sky noch von anderen Streaming-Plattformen lernen?
Unsere Strategie lautet nicht: Es kann nur einen geben. Wir integrieren auf Sky auch die Inhalte von Disney+, Netflix oder DAZN. Das Sky-Konzept unterscheidet sich aber in einem wesentlichen Punkt von den Mitbewerbern: Wir wollen den Nutzern:innen einen einfachen und bequemen Zugang zu allen Angeboten über nur ein Endgerät ermöglichen, egal ob exklusive Sky Inhalte, Free TV oder andere Streaming Apps. Das ist Teil des Versprechens an unsere Kund:innen: Alles einfach auf Sky.
Sie sind bereits seit 2005 bei Sky bzw. damals noch Premiere. Was waren die größten Paradigmenwechsel und welche kommen noch auf Sky zu?
Die Komplexität ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen, der Markt deutlich fragmentierter, immer mehr Anbieter produzieren und verbreiten Inhalte. Die zentrale Frage lautet: Wie können wir sicherstellen, dass Kunden:innen in diesem "Dschungel" noch die Orientierung behalten? Das ist die große Herausforderung unserer Zeit. Gerade deshalb setzen wir – wie schon gesagt - bei Sky auf die Aggregationsstrategie: Über Sky Q erhalten unsere Kunden:innen schnell und einfach Zugang zu allen Inhalten, die für sie von Interesse sind.
Was ist Ihre persönliche Lieblingsserie?
Da gibt es eine ganze Reihe. Wenn ich jetzt ein paar hervorheben darf, würde ich gerne das Sky Original "Der Pass" nennen, der wunderbaren Serie mit Julia Jentsch und Nicholas Ofczarek, die schon bald in einer zweiten Staffel zu sehen sein werden. Absolut sehenswert wird "Die Ibiza-Affäre", auch mit Nicholas Ofczarek. Noch ein Tipp fürs nächste Jahr: Das Sky Original "Paradiso" mit so fantastischen Schauspielern wie Friedrich Mücke und Albrecht Schuch wird sehr berührend.
Neben der Lieblingsserie von Sky-Programmchefin Elke Walthelm gibt es auf Sky ein umfangreiches Angebot von Live-Sport, Serien und Filmen. Einfach das Sky Ticket abonnieren und Top-Unterhaltung streamen.