Wie lebt sich ein Leben in Stille? Rund 360 Millionen Menschen weltweit sind entweder gehörlos oder hochgradig hörbehindert (Stand 2015). Was passiert, wenn dieser Umstand plötzlich die Prämisse für einen Horrorfilm wird? Meisterhaft ist dieser Frage im Jahr 2016 nachgegangen worden. Der Film "Still", der im Original "Hush" heißt, dreht sich um eine gehörlose Frau, die in einer Hütte im Wald von einem Mann mit Maske heimgesucht wird. Der Film ist aktuell noch bei Netflix verfügbar aber schon bald nicht mehr, darum solltet ihr ihn euch unbedingt ansehen, denn es handelt sich um echte Horrorfilmperle.
Ist "Still" gruselig? Ja!
Horrorfans kennen den Namen Mike Flanagan sicher schon. Der Regisseur hat so großartige Projekte wie "Spuk in Hill House" und "Das Spiel" und "Oculus" in der Vita und ist in den vergangenen Jahren für den Streamingdienst Netflix zu einem Experten für furchteinflößende Serien geworden. Da wäre das qua-religiöse "Midnight Mass", in dem Flanagen ein eigenes Trauma verarbeitet, der Teenager-Horror "Gänsehaut um Mitternacht" und das erwähnte "Spuk in Hill House". Umso skurriler, dass einer seiner besten Filme, "Still", Netflix jetzt verlässt. Maddie (Kate Siegel) ist eine taubstumme Schriftstellerin, die in einem abgelegenen Haus im Wald lebt und arbeitet. Ab und zu kommen Freunde vorbei, aber ihr neuester Besuch ist definitiv kein geladener Gast. Der Film bezeichnet den Mann mit der Maske lediglich als "Man", gespielt von John Gallagher Jr. Seine komplett weiße Maske erinnert etwas an die Halloween-Maske von Michael Myers und was er von Maddie will, ist nicht ganz klar, als er versucht in ihr Haus einzubrechen. Sie entdeckt ihn trotz des fehlenden Gehörs gerade noch rechtzeitig und verriegelt Türen und Fenster. Das Problem: Wenn er sich Zugang zur Hütte verschafft, wird sie ihn nicht hören.
Flanagan spielt nach allen Regeln der Kunst eine eigentlich durchgekaute Home-Invasion-Geschichte meisterhaft durch. Immer wieder überrascht der potenzielle Killer Maddie mit neuen Versuchen einzubrechen, es gibt unbekannte Eingänge und Fenster, die aufgebrochen werden wollen. Die beste Idee, und von dem Regisseur mit unheimlicher Präzision eingesetzt, ist aber, dass der Film teilweise in Maddies Perspektive geht und in völliger Stille spielt. Kein Geräusch, keine Musik aber gleichzeitig können wir sehen, was sie nicht wahrnimmt. In absoluter Geräuschlosigkeit beklemmende Angst zu haben und dann dem ganzen auch noch eine interessante Geschichte zu geben, macht "Still" zu einem kleinen Horror-Meisterwerk.
Bis zum 8. April ist "Still" noch bei Netflix verfügbar.