Ohne Ärger im Paradies ist "The Walking Dead" auch nicht mehr als "Unsere kleine Farm". Dennoch lässt die neue Folge nicht lange damit warten, den Cliffhanger von letzter Woche aufzulösen. Gerade als Rick (Andrew Lincoln) und Michonne (Danai Gurira) sich mit Judith einen Familientag machen wollen, wird der Zombiekörper von Justin (Zach McGowan) gefunden. Der Angriff aus Folge 2 endete für den ehemaligen Savior also tödlich. Für die übrigen Gefolgsleute von Negan (Jeffrey Dean Morgan) bringt Justins Schicksal das Fass zum überlaufen. Bei einer Essenslieferung für das Sanctuary bedrohen sie Maggie (Lauren Cohen), bis Arat (Elizabeth Ludlow) schlichtend eingreift und als sie von Justins Tod erfahren, eskaliert die Lage derartig, dass sich die übrigen Überlebenden gezwungen sehen, die Waffen auf die Saviors zu richten.

Der Schuss geht nach hinten los und Rick gerät in Zugzwang: Er muss herausfinden, wer für das geheimnisvolle Verschwinden der Saviors verantwortlich ist, wenn er keinen blutigen Konflikt wünscht. Von Daryl (Norman Reedus) braucht er sich keine Hilfe zu erwarten, und als er seine Ermittlungen bei Vater Gabriel (Seth Gilliam) beginnt, lügt dieser und deckt damit Anne (Pollyanna McIntosh), indem er behauptet, sie habe die ganze Nacht mit ihm Wache geschoben.

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Was von dem Anne-Charakter diese Staffel zu halten ist, bleibt wage. Bislang bekam sie nicht viel zu tun, bis auf den Helikopter zu warten, was sie allerdings eigentlich bereits seit 18 Monaten tut. Ihr doppeltes Spiel spitzt sich nun erstmals zu, noch aber ohne klare Richtung. Nach dem der Pater erfolgreich von ihr abgelenkt hat, kehrt sie zur Müllhalde zurück, um mit einem Walkie-Talkie Kontakt zum Piloten aufzunehmen. Um in seine Gruppe aufzutreten, soll sie ihm jedoch eine Person liefern. Wobei er seine Forderung präzisiert: Er verlangt eine "A-Person", eine "B-Person" würde ihm dafür nicht ausreichen. Wohin dieser Plot in Zukunft führen soll und warum "The Walking Dead" schon wieder Konflikte folgenlang nur andeutet, wo doch gerade das immer wieder von den Fans kritisiert wird, bleibt das Geheimnis von Showrunnerin Angela Kang. Um ihre Mission kümmert Anne sich diese Episode jedenfalls noch nicht, stattdessen wird sie von Vater Gabriel beschattet, den sie kurzerhand niederschlägt, als er sie mit seinen Beobachtungen konfrontiert.

Eine ungewisse Zukunft

Rick hat derweil die Truppe in Zweiergruppen aufgeteilt, um in der Gegend nach Hinweisen zu suchen, die erklären, was mit Negans Männern passiert ist. Letztlich ist es jedoch das ungleiche Duo Maggie und Daryl, die das Mysterium überraschend lösen. Niemand geringeres als Cyndie (Sydney Park) und ihre Oceanside-Frauen sind für das Verschwinden der Saviors verantwortlich. Sie haben unbemerkt so brutale Rache an denen genommen, die für den Tod ihrer Familien und Freunde verantwortlich sind. Als Maggie und Daryl sie finden, kniet Arat gerade vor den Oceanside-Frauen und fleht bitterlich um ihr Überleben. Die folgende Szene dürfte die Ereignisse der neunten Staffel wie nichts zuvor prägen: Maggie und Daryl müssen erfahren, dass Arat einst den nur 11 Jahre alten Bruder von Cyndie kaltblütig ermordete und fassen eine folgenschwere Entscheidung, als sie sich von der Szenerie abwenden und Arat so der Ungnade von Cyndie überlassen.

Mit Pazifist Rick wäre dieser radikale Schritt kaum möglich gewesen. Die Gegenüberstellung ist gerade deshalb für die Serie so entscheidend, da Rick und Maggie noch während dieser Staffel die Serie verlassen werden und Daryl das neue Zugpferd der wandelnden Toten werden soll. Problematisch könnte dabei nur eben werden, dass Daryls aggressive Art sich kaum mit den Idealen vereinen lässt, die "Walking Dead"-Schöpfer Robert Kirkman durch Rick immer verbreitete. Der Machtwechsel von Rick zu Daryl scheint in den letzten Atemzügen der neuen Folge direkt vorbereitet zu werden, als dieser Rick verbal angreift. Er hat lange genug versucht, dessen friedliche Lebensart zu befolgen - jetzt braucht es andere Kaliber. Es braucht Negan...