Achtung, folgender Text enthält Spoiler zur vierten Staffel "Tote Mädchen lügen nicht"!

Eine der erfolgreichsten wie kontroversesten Serien der jüngeren Vergangenheit ist jüngst zu Ende gegangen, denn die finale vierte Staffel von "Tote Mädchen lügen nicht" ("13 Reasons Why" im englischen Original) ist jetzt bei Netflix erschienen. In den vergangenen Jahren hat sich der Titel zum immensen Hit für den Streamingdienst entwickelt, der aber wegen seiner Darstellung von sensiblen Themen wie Depression, Mobbing und Suizid unter Teenagern so scharf kritisiert wurde, dass sogar nachträglich eine Szene zensiert wurde.

Nun ist es also vorbei und warum die Serie jetzt endet, dafür gibt es auch einen sehr spezifischen Grund. Auch im großen Finale gibt es wieder jede Menge emotionale Höhepunkte, die Fans nicht kalt lassen werden. Dabei hat es die sechste Episode "Donnerstag" besonders in sich und wie Refinery29 darlegt, hat sie auch einen leider sehr authentischen Hintergrund.

Tote Mädchen lügen nicht: Ein Amoklauf an der Schule…

In der entsprechenden Folge geht zunächst einmal alles seinen geregelten (also: paranoiden) Gang an der Liberty High School. Doch plötzlich erfolgt eine dringliche Durchsage: Alle sollen sich sofort in Sicherheit bringen, denn ein Amokläufer treibt sein Unwesen auf dem Schulgelände! Sofort breitet sich Todesangst unter den Schülern aus, aber auch Zweifel und erste Mutmaßungen: Handelt es sich etwa nur um einen unangekündigten Übungslauf? Und wo ist Tyler (Devin Druid)?

Tony (Christian Navarro) durchwühlt im ganzen Durcheinander dessen Rucksack und entdeckt ausgedruckte Informationen zu Schusswaffen. Ein böses Omen, denn schließlich war Tyler noch am Ende der zweiten Staffel fest dazu entschlossen, seine Mitschüler zu erschießen. Als dann tatsächlich Schüsse durch die Flure hallen, scheint es bestätigt zu sein: Sie werden alle sterben!

…der nur simuliert war

Doch nur wenig später folgt die irre Auflösung: Es hat sich tatsächlich nur um eine Übung gehandelt. Die Täter waren in Wahrheit Sicherheitskräfte, die Platzpatronen abgefeuert haben. Natürlich geschah das alles unter dem Deckmantel der Sicherheit und der Vorbereitung auf den Ernstfall, doch der seelische Schaden ist bereits angerichtet. Die Schüler sind zutiefst schockiert und traumatisiert, Clay (Dylan Minnette) hat deswegen sogar einen Nervenzusammenbruch. Auch der Autor dieser Zeilen stellte sich sogleich die Frage, ob das wirklich authentisch sei – machen die das wirklich so in Übersee?

Leider ja. Dem Artikel von Refinery29 nach sind Übungen zu potenziellen Amokläufen seit dem Vorfall von Columbine 1999 gang und gäbe in den USA. Dabei würden sie in ihrer Intensität variieren – Beispiele mit falschen Schüssen und Polizisten, die sich als Täter verkleiden, gibt es aber wirklich. Nach dem Amoklauf in Sandy Hook 2012 soll eine Industrie zu derlei Sicherheitsprogrammen entstanden sein, wobei dann auch falsches Blut zum Einsatz kommt und sogar die Erschießung von Lehrern simuliert wird.

2015 und 2016 sollen 95 Prozent aller US-Schulen derlei Übungen durchgeführt haben, 42 Bundesstaaten haben sie mittlerweile verbindlich gemacht, acht von ihnen fordern sogar die sehr realistischen "active shooter drills". Kritik daran wird schon vielerorts geäußert, da Schüler wie in der Serie auch so sehr verängstigt werden, dass sie sich mitunter nicht mehr konzentrieren oder nicht mehr schlafen können. Wichtiger sei deswegen, Waffengewalt schon frühzeitig einzudämmen, ehe sie auch die Schulen erreicht.

Die vierte Staffel "Tote Mädchen lügen nicht" ist seit dem 5. Juni 2020 bei Netflix zu sehen. Hier ist der Trailer: