Zwei Staffeln gibt es von "Tote Mädchen lügen nicht", eine dritte wird demnächst veröffentlicht. Während sich bestimmt viele Fans auf neue Geschichten um Clay (Dylan Minnette) und seine Mitschüler freuen, gibt es aber auch nach wie vor unzählige Kritiker der Netflix-Serie, die wiederholt ihre Sorgen über den schlechten Einfluss des Titels auf junge Menschen äußerten. Noch vor kurzem bekamen ihre Bedenken zusätzlich Rückenwind, als in einer neuen Studie ein Zusammenhang zwischen "13 Reasons Why", so der Originaltitel, und gestiegenen Selbstmordraten bei Teenagern festgestellt wurde. Nun hat Netflix die drastische Konsequenz gezogen und eine zentrale, wenn nicht sogar die wichtigste Szene der gesamten ersten Staffel entfernt.

Hannah Bakers Suizid fehlt

Im Mittelpunkt der ersten beiden Staffeln "Tote Mädchen lügen nicht" steht der Selbstmord der Schülerin Hannah Baker (Katherine Langford), die sich nach langem Mobbing und einer Vergewaltigung das Leben nahm und vorher Kassetten aufnahm, auf denen sie ihre Mitschüler an den Pranger stellte und zugleich ihre Motivation zum Suizid schilderte. Die erste Runde steuerte dabei in Rückblenden unvermeidlich auf den einen zentralen Moment zu, der die ganze Geschichte ins Rollen bringt und bislang konnten Nutzer die recht explizite Szene sehen, in der sich Hannah umbringt.

Doch wie das Branchenblatt Variety berichtet, hat Netflix diese Szene jetzt komplett entfernt. Stattdessen ist nur noch eine Einstellung zu sehen, wie Hannah in den Spiegel blickt. Nach einem kurzen Zwischenschnitt in die Gegenwart mit Clay sieht man dann wie Hannah von ihren Eltern entdeckt wird. Klare Aufnahmen der toten Figur gibt es keine mehr, erst recht ist auch kein Blut mehr zu sehen.

Statement von Netflix

In einem offiziellen Statement erklärte nun Netflix, wie man zu dem Schritt gekommen ist. Man habe realisiert, dass "Tote Mädchen" Diskussionen über Depressionen und Selbstmord angestoßen haben und dass man die andauernden Debatten zur Serie ständig beobachte. Auf Anraten von verschiedenen Experten und in Absprache mit Serienschöpfer Brian Yorkey und die Produzenten habe man deshalb beschlossen, die entsprechende Szene zu schneiden.

Yorkey gab in einem Statement zu verstehen, dass man die Intention verfolgte, die "hässliche, schmerzhafte Realität von Selbstmord ausführlich zu zeigen, um die Wahrheit über einen solch grausamen Akt ans Licht zu bringen und sicherzustellen, dass das nicht nachgemacht werde." Doch mit der Zeit seien immer mehr Sorgen aufgekommen und von Experten wie Dr. Christine Moutier von der American Foundation for Suicide Prevention an die Macher herangetragen worden, weshalb man der Entscheidung von Netflix zustimmte.

"Wir hoffen, dass der Schnitt der Serie helfen wird, Gutes für die meisten Menschen zu tun und dabei das Risiko für besonders verletzliche junge Menschen verringert." Die Veränderung soll dem Bericht zufolge bereits auf positive Reaktionen gestoßen sein. Bereits vor der Veröffentlichung der zweiten Staffel reagierte Netflix auf die Kontroversen um die Serie und ließ ein kurzes Video mit den Darstellern der Serie produzieren, in dem sie den Zuschauern sagten, wo sie Hilfe finden könnten.

Aktuell sind bei Netflix die ersten beiden Staffeln zu "Tote Mädchen lügen nicht" abrufbereit. Eine dritte wurde bereits abgedreht und soll demnächst erscheinen – einen konkreten Starttermin gibt es aber leider noch nicht.