Man schimpft immer gerne über Neuauflagen. "Warum versauen sie die alten Klassiker?" und "Könnt ihr die guten Sachen von früher nicht in Ruhe lassen?" sind Beschwerden, die seit Jahren in Social-Media-Kommentaren vielfach zu lesen sind. Andererseits reißt die Welle an Remakes und Reboots nicht ab – offenbar, weil es neben den Nörglern auch ein Publikum gibt, das sich für die aufgewärmten Stoffe begeistern kann.
Und wenn man im Serienbereich "Hawaii Fünf-Null", "Magnum" und "MacGyver" wieder zu Hits machen konnte – warum es nicht weiter versuchen? Aus Hollywood heraus wurde jetzt von Deadline ein Serien-Reboot von "Starsky & Hutch" angekündigt, einer echten Krimiperle aus dem Fernsehen der 70er. Doch die Ankündigungen gehen bereits tiefer ins Detail. Sie offenbaren eine Entscheidung, die zum Kopfschütteln einlädt.
"Starsky & Hutch" gehen den "Ghostbusters"-Weg
Die neue "Starsky & Hutch"-Serie wird nämlich nicht einfach nur eine Neuauflage, sondern nimmt einen Twist vor, der einem nach dem "Ghostbusters"-Film von 2016 und "Ocean's 8" nur allzu vertraut vorkommt: Die beiden Hauptfiguren machen einen Geschlechterwechsel. Waren "Starsky & Hutch" in der Originalserie noch zwei männliche Kriminalbeamte, die mit Humor und Scharfsinn verzwickte Fälle lösten, wird es sich im Reboot um zwei Frauen handeln: Sasha Starsky und Nicole Hutchinson.
Solche Entscheidungen haben in der Vergangenheit oft zu Kontroversen geführt, über den weiblichen "Ghostbusters"-Film brach einst ein medialer Shitstorm herein. Für solche Gender-Tausch-Reboots gibt es sowohl Pro- als auch Kontraargumente. Einerseits kann es ein starkes Zeichen sein, eine einst männlich geprägte popkulturelle Instanz durch eine Frau zu besetzen und hat eine politische Signalwirkung. Zudem sorgt es für eine deutliche Abgrenzung zum Original, für "frischen Wind" gewissermaßen.
Es gibt doch längst ein weibliches "Starsky & Hutch"
Andererseits haben diese Geschlechtertausch-Reboots immer einen arg unangenehmen Beigeschmack. Sie erzeugen einen Eindruck, den man für fatal halten kann: Es wirkt, als ob man Frauen nicht zutraue, eine eigene neue Marke tragen zu können, weshalb man alte Ikonen dafür kapern und umändern muss. Statt also einfach neue weibliche Figuren zu erfinden, die für sich stehen und ein Publikum begeistern können, glaubt man wohl, mit Frauen in Hauptrollen nur Erfolg zu haben, wenn man sie in ehemals männlichen Parts besetzt.
Leider drängt sich dieser Eindruck im Falle "Starsky & Hutch" mehr als auf. Die Idee einer weiblichen Buddy-Cop-Komödie ist sicher mehr als zeitgeistig und hat absolut ihre Berechtigung, immerhin war in den 2010ern "Rizzoli & Isles" ein echter Hit und zudem eine wirklich gelungene Krimiserie, die von ihrem ausschließlich weiblichen Blickwinkel profitierte. Aus "Starsky & Hutch" aber zwei Frauen zu machen, ist ein fragwürdiges Konzept – da es längst eine Serie gibt, die genau das umgesetzt hat. Ein weibliches "Starsky & Hutch" gibt es seit den 80ern: Es heißt "Cagney & Lacey".
Warum männliche Ikonen weiblich machen und weibliche Ikonen vergessen?
Die Serie startete 1981 und lief über sieben Staffeln und vier Fernsehfilme, war damit langlebiger und sogar erfolgreicher als das "Starsky & Hutch"-Original. Das Konzept von "Cagney & Lacey" war es, eine weibliche Antwort auf "Starsky & Hutch" zu formulieren. Es ging um zwei Polizistinnen, Christine Cagney und Mary Beth Lacey, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber als Ermittlerduo unschlagbar sind. Die Serie gewann nicht nur viele Preise, sie gilt auch bis heute als Meilenstein des feministischen Fernsehens. Zudem sprach sie Themen an, die damals im TV nur selten angefasst wurden; etwa Vergewaltigung oder Kindesmissbrauch.
Ein zeitgemäßes "Cagney & Lacey"-Reboot wäre also nur folgerichtig gewesen, wenn man eine Buddy-Cop-Serie von einst wieder aufleben lassen möchte, die starke Frauen in den Mittelpunkt rückt. Es hätte an eine grandiose Serie erinnert und ihre Tradition fortführen können. Stattdessen bekommen wir jetzt "Starsky und Hutch" als Frauen. Weibliche Ikonen bleiben in der Vergangenheit, während männliche Ikonen zu weiblichen umfunktioniert werden – welche Message will man damit senden? Es ist eine mehr als fragwürdige Entscheidung, die so unbeholfen wirkt, dass man hinterfragen muss, ob sich die Verantwortlichen mit der TV-Geschichte und dem Genre je näher auseinandergesetzt haben.