Alle Jahre wieder: Im Dezember bitten wir unsere Filmkritiker, Serienexperten und TV SPIELFILM Redakteure über die besten Serien des Jahres abzustimmen. Jeder Teilnehmer darf seine persönliche Top-Ten einreichen, am Ende wird ausgezählt: Für Platz 1 gibt es zehn Punkte, der zweite Platz bekommt neun Punkte und so weiter. Die Serie auf dem letzten Platz muss sich mit einem Punkt begnügen.

Herausgekommen ist diese Liste der besten neuen Serien 2018. Für die Staffelfortsetzungen, also die Wiederkehrer unter den guten Serien, haben wir diese Liste aufgestellt: Die besten Serien-Fortsetzungen 2018.

Was auffällt: Das Jahr 2018 konnte vor allem mit Drama überzeugen. Ein Genre, welches in den seriellen Erzählungen von "Sharp Objects" über "Patrick Melrose" bis "Homecoming" in diesem Jahr durchaus düstere Töne anschlug. Zur Punkteverteilung: In unserer Liste haben vor allem die beiden erstplatzierten Serien einen komfortablen Vorsprung auf den Rest. Insgesamt verteilten sich aber deutlich mehr Punkte auf die ersten fünf Serien, als auf die Serien von Platz sechs bis zehn - dort sind alle Titel sehr eng beieinander.

10) The Alienist (Die Einkreisung)

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New York, 1896: Ein Serienkiller tötet und verstümmelt obdachlose Jungen. Der Polizeipräsident schaltet den Kriminalpsychologen Laszlo Kreisler (David Brühl) ein, doch die ermittelnden Detectives halten wenig von Psychologie und Forensik. Ihrer Zeit voraus ist auch Polizeisekretärin Sara (Dakota Fanning), die als erste Frau im Präsidium auf Ablehnung stößt und mit Kreisler den Mörder jagt. Die historische Krimiserie nach dem Roman von Caleb Carr ist packend und düster, opulent gefilmt, erlesen ausgestattet und toll gespielt. Dafür darf Daniel Brühl am 6.1. auf einen Golden Globe als bester Hauptdarsteller hoffen. Die Fortsetzung ist unter dem Titel "The Angel of Darkness" geplant. - Bärbel Steinberg

Verfügbar: Netflix

9) Bad Banks

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Die Investmentbankerin Jana Liekam (Paula Beer) bescheißt Banken. Aus der simplen Prämisse hat Showrunner Christian Schwochow einen hochspannenden Finanzthriller in sechs Akten geformt, der durch seine emotionale Kälte so faszinierend wie schockierend die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Frankfurter Finanzszene offengelegt. Zwar erfährt man nicht viel über die kriminellen Transaktionen an sich und die Mechanismen dahinter, das Zahnrad Mensch wird in diesem Gefüge dafür aber umso beeindruckender porträtiert - auch dank großartiger Darsteller wie Paula Beer oder Barry Atsma, der als undurchsichtiger Investmentchef Gabriel Fenger bis zur letzten Folge ein Rätsel bleibt. "Bad Banks" ist sicher keine Serie, bei der man short gehen sollte. - Maximilian Fischer

Verfügbar: Netflix

8) Counterpart

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Es gibt kaum Schauspieler, die von J.K. Simmons (Oscar für "Whiplash") nicht an die Wand gespielt würden. "Counterpart" macht aus der Not eine Tugend und stellt Simmons keinen Geringeren als J.K. Simmons entgegen. Die zu Teilen in Babelsberg gedrehte Sci-Fi-Serie zeigt ein geteiltes Berlin. Allerdings nicht durch eine Mauer sondern durch ein wissenschaftliches Experiment von vor 30 Jahren. Damals entspannt eine Spiegelwelt von Berlin, deren Geschichte über die Jahrzehnte einen anderen Verlauf genommen hat. Als eine Profikillerin die Grenze zwischen den Welten durchbricht, erfährt der biedere Buchhalter Howard Silk (Simmons) von der Parallelwelt und trifft auf sein Ebenbild, der in der anderen Welt ein Spitzenagent ist. Die clevere Prämisse besticht mit überraschenden Wendungen, edlen Darstellern (neben Simmons u.a. "Sixth Sense"-Ehefrau Olivia Williams, Stephen Rea und Ulrich Thomsen) und einem surrealen Blick auf Berlin. - Rüdiger Meyer

Verfügbar: Kostenpflichtig über Amazon oder iTunes

7) The End of The f***ing World

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Eine bittersüße Romanze um zwei psychisch reichlich kaputte Teenager, die versuchen, ihrem tristen Dasein zu entfliehen. Wobei sich der 17-jährige James (Alex Lawther) für einen verkappten Psychokiller hält und die gleichaltrige Alyssa (Jessica Barden) zunächst eigentlich nur sein erstes Menschenopfer werden soll. Schwarzhumorig erzählt nach dem gleichnamigen Comic von Charles Forsman, liefert die hoffnungslose Flucht der beiden immer wieder tragische wie verblüffende Wendungen. Das (vorläufige) Ende der Geschichte geriet dabei so perfekt, dass man die kommende zweite Staffel eigentlich gar nicht mehr sehen möchte. - Andreas Baumgart

Verfügbar: Netflix

6) Jack Ryan

Sender

Das größte Kompliment, dass man Amazons Interpretation von "Jack Ryan" machen kann, ist, dass Autor Tom Clancy sie gehasst hätte. Dem erzkonservativen Militär-Pornographen wäre es ein Gräuel gewesen, zu sehen, wie sein CIA-Analyst (John Krasinski) oft in den Hintergrund tritt und stattdessen die Motivation und Radikalisierung von Terrorist Suleiman (Ali Suliman) sowie die beschwerliche Flucht dessen Ehefrau (Dina Shihabi) gezeigt wird. Der vielleicht größte Coup von Showrunner Carlton Cuse ("Lost") war aber die Besetzung von "The Wire"-Cop Wendell Pierce als Ryans Boss James Greer. Oder wie es John Krasinski formulierte: "Es gibt kaum etwas Größerer für einen Schauspieler, als von Wendell vor der Kamera zusammengestaucht zu werden". - Rüdiger Meyer

Verfügbar: Amazon Prime

5) Patrick Melrose

Sender

Im Auftakt der fünfteiligen Miniserie spielt Benedict Cumberbatch den exzessiven Drogenrausch der titelgebenden Hauptfigur zwischen Wahnsinn und schriller Komik. In den restlichen vier Folgen schlägt die Serienadaption der semi-autobiografischen Bücher von Edward St. Aubyn dann einen abgründigen, morbiden Tonfall an. Nicht grundlos: Das Thema ist Kindesmissbrauch, eingebettet in einem Milieu von wegguckenden, Whiskey-trinkenden Landgut-Snobs. Edward Berger ("The Terror") inszeniert diese Familientragödie zurückhaltend und eindringlich zugleich. Eine Studie, die unter die Haut geht und das obwohl die 1982 einsetzende Erzählung immer wieder in der Zeit springt. - Steven Sowa

Verfügbar: Sky Ticket

4) Spuk in Hill House

Netflix

Wer hätte gedacht, dass gerade die klassischen Gruselelemente immer noch am besten funktionieren? Netflix setzt in "Spuk in Hill House" auf knarrende Türen, leere Flure, beunruhigendes Flüstern und liefert die Horrorserie des Jahres! Mit einem Ehepaar und dessen fünf Kindern erlebt der Zuschauer hier das Grauen - auf zwei Zeitebenen. Die Haare stehen einem kontinuierlich zu Berge und wer sehr zart besaitet ist, sollte zu einer der anderen Serien auf dieser Liste greifen (außer zu "The Terror"!). Alle anderen erleben dank Netflix einen echten Höllentrip, wie es ihn selbst im Kino seit "Shining" nicht mehr gab. - Michael Hille

Verfügbar: Netflix

3) The Terror

Sender

1845 verschwanden die britischen Forschungsschiffe HMS Erebus und HMS Terror auf der Suche nach der Nordwestpassage mit 129 Männern Besatzung im ewigen Eis. Erst vor wenigen Jahren klärte sich der Verbleib der Schiffe, in der Zwischenzeit schrieb Romanautor Dan Simmons einen brillant recherchierten Schmöker, in dem sich zum Horror der Eishölle etwas Übernatürliches gesellte. Die Serienadaption gibt einem dank authentischer Ausstattung, subtiler Inszenierung und feinem Ensemble (Jared Harris, Tobias Menzies u. a.) das Gefühl, dabei zu sein. Das ist nicht immer angenehm, garantiert aber Schaudern auf höchstem Niveau. - Roland Kruse

Verfügbar: Amazon Prime

2) Sharp Objects

Sender

Amy Adams liefert in der Adaption von Gillian Flynns ("Gone Girl") Debütroman eine faszinierende Vorstellung. Die von ihr gespielte Journalistin Camille reist für eine Story über zwei Mädchenmorde in ihren Heimatort. Während sie recherchiert, tauchen vor ihrem geistigen Auge immer wieder Erinnerungen an die eigene traumatische Kindheit auf. Eine Kindheit, die aus Camille eine saufende, sich mit Rasierklingen ritzende Frau gemacht hat, eine gebrochene Person, die trotz allem weit davon entfernt ist, sich in die Opferrolle zu fügen. Flynn selbst hat die Serie als "feministisches 'True Detective'" beschrieben. Die Schrecken der Vergangenheit sind in "Sharp Objects" allerdings noch verstörender. - Frank Steinberg

Verfügbar: Sky Ticket

1) Homecoming

Sender

Die neue Serie von "Mr. Robot"-Macher Sam Esmail ist mehr als nur ein stilvoller Thriller mit hübschen Hitchcock-Anleihen. Die Geschichte von Therapeutin Heidi (Julia Roberts), die 2018 bei einer geheimen Militärorganisation Kriegsveteranen resozialisieren soll, ist vielschichtig, relevant und raffiniert erzählt. Die Zeitsprünge ins Jahr 2022 - Heidi schuftet plötzlich als Kellnerin in einem tristen Diner - senden von Episode zu Episode deutlichere Signale aus. Und doch haut einen der Twist am Ende komplett aus den Socken. "Homecoming" basiert auf dem gleichnamigen Podcast der Produktionsfirma Gimlet und beweist: Serielle Erzählungen brauchen keine opulente Optik, elegante Kamerafahrten reichen völlig! - Steven Sowa

Verfügbar: Amazon Prime (OmU, ab 22.02. in deutscher Synchro)

Die besten Serien 2018 - und die größten Ärgernisse

Auch unser Podcast-Team hat sich ausführlich mit dem Serienjahr 2018 befasst. Die Redakteure Hille, Kruse und Meyer ziehen ein Fazit und präsentieren dafür ihre jeweilige Top 5 des Jahres (53:40). Zu Beginn fassen sie noch einmal ihre Gedanken zum Serienjahr 2018 im Allgemeinen (2:00) und deutschen Serien im Besonderen (5:56) zusammen.

Sie klagen über ihre drei größten Ärgernisse des Jahres (9:45), von ungerechtfertigten Absetzungen über belanglose Plots bis hin zu enttäuschenden Serienabschlüssen, und verteilen lobenswerte Erwähnungen an Staffeln, die es nicht ganz unter ihre Lieblinge geschafft haben (38:03).

Neue Serien 2018: Top-25

Durch das rein mathematische Punktesystem sind einige vielversprechende Kandidaten aus der Top-Ten herausgerutscht. Der Vollständigkeit halber sei hier noch die Top-25 ab Platz 11 aufgelistet:

11. Narcos: Mexiko
12. Beat
13. Sorry for your loss
14. The Kominsky Method
15. Chilling Adventures of Sabrina
16. Picknick am Valentinstag
17. The Looming Tower
18. Maniac
19. Bodyguard
20. Greyzone
21. The Bold Type
22. The Romanoffs
23. Succession
24. The Rain
25. Altered Carbon