Die besten Serien eines Jahres zu küren, ist schwierig. Denn neben erstklassigen Serien, die seit Jahren erfolgreich sind und von Staffel zu Staffel noch einen drauf legen, gibt es auch komplett neue Serien. Diese Serien-Neustarts haben wir hier: Die besten neuen Serien 2018.

Hier soll es nun um die Wiedergänger gehen: Von "The Marvelous Mrs. Maisel" über "The Handmaid's Tale" bis hin zu kleinen Perlen wie "Atypical" zeigt sich dieses Jahr ein Trend. Richtig gut sind vor allem die zweiten Staffeln einer Serie. Dies ist bei acht von zehn der besten Serienfortsetzungen der Fall. Die anderen beiden befinden sich bereits in ihrer vierten Saison. Außerdem auffällig: Waren die besten neuen Serien in diesem Jahr tendenziell eher düstere Dramastoffe, liefern die Fortsetzungen einen sehr ausgewogenen Genre-Mix.

Gelacht werden kann vor allem bei "Glow", "The Good Place" und natürlich bei "Brooklyn Nine-Nine". Wie diese Liste zustande kommt? Jeder TV SPIELFILM Redakteur durfte seine persönliche Top-Ten einreichen, am Ende wurde ausgezählt: Für Platz 1 gab es zehn Punkte, der zweite Platz bekam neun Punkte und so weiter. Die Serie auf dem letzten Platz muss sich mit einem Punkt begnügen. Dabei kam diese Top-Ten heraus:

10) American Crime Story: Der Mord an Gianni Versace

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Ryan Murphy hat mit der Anthologieserie "American Crime Story" einen unwiderstehlichen Mix aus gut recherchierter Doku und spannungsgeladenem Drama geschaffen. In der ersten "The People v. O. J. Simpson"-Staffel schaffte es Murphy, einem scheinbar in allen Facetten beleuchteten Mordfall noch neue Aspekte abzugewinnen. Die zweite Staffel hat den Vorteil, dass die Ermordung von Gianni Versace ohnehin ein einziges Mysterium ist. Doch was die Serie so stark macht, ist die Besetzung: Darren Criss als sprunghafter, psychisch labiler Serienmörder Andrew Cunanan ist eine Wucht, Édgar Ramírez als Gianni Versace perfekt gecastet. Hinzu kommt der Look! Die grellen, ästhetisch originellen Farben der Modewelt verschaffen der Serie einen hohen Wiedererkennungswert. - Steven Sowa

Verfügbar: Ab 18. Januar 2019 auf Netflix

9) The Handmaid's Tale - Der Report der Magd

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Mit der ersten Staffel war die Buchvorlage von Margaret Atwood auserzählt. Doch weil die Serie mit Preisen überhäuft wurde und Einzug in die gesellschaftliche Diskussion genommen hat, war eine Fortsetzung unvermeidlich. Das Erstaunliche ist, dass sie die erste fast noch übertrifft, weil sie den Kosmos erweitert. Der Zuschauer reist mit Emily (Alexis Bledel) in die Kolonien wo unkontrollierbare Frauen auf radioaktiven Feldern Zwangsarbeit leisten müssen. Die schwangere Gebärmaschine June (Elisabeth Moss) versucht vor ihren "Besitzern" (Joseph Fiennes, Yvonne Strahovski) ins vermeintlich sichere Kanada zu fliehen. Und zwischendurch gibt es immer wieder Rückblicke in die Zeit, in der der Frauen unterdrückende Despoten-Staat Gilead entstanden ist. Ein komplexes Meisterwerk. - Rüdiger Meyer

Verfügbar: MagentaTV

8) Westworld

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Nach Staffel 1 galt die Serie um beseelte Roboter in einem Wildwest-Vergnügungspark als das bessere "Lost". Season 2 zeigte, dass auch die "Westworld"-Macher nur mit Wasser kochen, allerdings mit sehr speziellem Geschmack: ganze Folgen auf Japanisch oder in einem Sioux-Dialekt, unzählige Anspielungen auf Literatur, Religion, Kunst und Philosophie - dass Westworld" sich anders als viele Sci-Fi-Serien nicht mit dem eigenen Universum begnügt, sondern pemanent in den Ideenkosmos "da draußen" verweist, passt nicht nur zum Motiv der freiheitssuchenden Androiden, es propagiert in der Ära der Filterblasen auch ein heilsames Gegenkonzept. - Roland Kruse

Verfügbar: Sky Ticket

7) Atypical

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Vom Erwachsenwerden und Anderssein: Ein autistischer Teenie (Keir Gilchrist) stürzt sich Hals über Kopf ins Gefühlschaos der Pubertät. Die warmherzigen Coming-of-Age-Geschichte von Robia Rashid ("How I Met Your Mother") nähert sich dem Thema Autismus auf humorvolle Weisen. Ohne die Entwickungsstörung des Helden ins Lächerliche zu ziehen schildert "Atypical" den Weg in ein selbstbestimmtes Leben; inklusive unbeholfener Annäherungsversuche an das andere Geschlecht. Eine Ode an die Individualität, mit einem entwaffnend liebenswerten Hauptdarsteller. Der zweiten Staffel gelingt das Kunststück, die sehr gute erste noch zu toppen. - Andreas Baumgart

Verfügbar: Netflix

6) Glow

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Die erste Staffel hat die "Gorgeous Ladies of Wrestling" in ihrer Vorbereitung begleitet, einen Show-Kampf im Fernsehen gab es damals nicht zu sehen. Ein Wirkungstreffer, der in der zweiten Staffel dafür sorgt, dass die Figuren bereits gut bekannt sind und nachvollziehbar agieren. So kann sich der illustre Ensemble-Cast um Alison Brie (Ruth), Betty Gilpin (Debbie) oder Regisseur Marc Maron voll in die Story der Fernsehproduktion stürzen. Heraussticht dabei der Auftakt: Wie Ruth die Frauen für den Dreh eines Trailers in einem riesigen Einkaufszentrum zusammentrommelt, ist hinreißend komisch. Der tolle Humor der zweiten Staffel sorgt dafür, dass die zehn durchschnittlich 30-minütigen Folgen schnell durchgebingt sind. - Steven Sowa

Verfügbar: Netflix

5) Brooklyn Nine-Nine

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Manche Hypes kommen bei uns erst deutlich später an. Für alle Comedyserien-Junkies gibt es die ersten vier Staffeln von "Brooklyn Nine-Nine" jetzt auf Netflix. Die grandiose Sitcom erzählt vom kindischen Detective Jack Peralta, der auf dem Polizeirevier 99 in Brooklyn mit seinen vielfältigen Kollegen den Büroalltag beschreitet. Der Humor liegt dabei näher an "The Office" und "Stromberg" als an Krimikomödien, profitiert aber vom sympathischsten Figurenensemble seit langem. Ein ausgedehntes Bingewatching durch die vier Staffeln lohnt sich also - zumal die Serie mit jeder Staffel noch besser wird! - Michael Hille

Verfügbar: Netflix

4) The Deuce

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Bereits letztes Jahr gehörte "The Deuce" zu den absoluten Serienhighlights, doch die brillanten Autoren George Pelecanos und David Simon ("The Wire") können das noch einmal steigern. Fünf Jahre nach den Ereignissen der ersten Staffel hat sich das Pornobusiness im New York der 70er weitreichend geändert, die Frauenbewegung ist erstarkt und auch andere Sexualitäten wollen bedient werden. Das düstere, schwarzhumorige Epos ist fantastisch gespielt (u.a. James Franco in Doppelrolle) und begeistert als bissige Parabel auf Hierarchien und Machtstrukturen, die hier bis aufs letzte Hemd nackig gemacht werden. - Michael Hille

Verfügbar: Sky Ticket

3) The Good Place

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Das Finale der ersten Staffel ließ jedem Zuschauer die Kinnlade runterklappen. Selten zuvor hat es eine Serie geschafft, das Publikum so effektiv zu täuschen. Doch die Frage war, ob die Serie um Himmels-Architekt Michael (Ted Danson) und das frisch verstorbene Menschen-Quartett (u.a. Kristen Bell) auch ohne diese Täuschungen funktioniert. Die Antwort lautet: Ja. Sie funktioniert sogar noch besser. Denn in den ersten vier Folgen wirft das Autoren-Team um Mike Schur ("Brooklyn Nine-Nine") den Status Quo gleich mehrfach durcheinander. Und beweist, auf wieviele Arten man Humor erzeugen kann. Während die dritte Folge ein Dauerbeschuss an visuellen Gags ist, zieht die fünfte Episode ihren Humor aus dem philosophischen Konzept des Trolley Problems. - Rüdiger Meyer

Verfügbar: Maxdome

2) The Marvelous Mrs. Maisel

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Miriam "Midge" Maisel (Rachel Brosnahan) macht Stand-up-Comedy. In den 50er-Jahren. In New York. Schlimmer als der Antichrist, behaupten die männlichen Branchenkollegen. Eine der besten Serien der letzten Jahre, denken sich Zuschauer und Kritiker. Mit acht Emmys marschierte die erste Staffel stolz aus der diesjährigen Award-Season. Und das völlig zu Recht, denn "The Marvelous Mrs. Maisel" ist, auch und vor allem in der opulenten zweiten Staffel, ein farbenfroher Hochgenuss fürs Zwerchfell. Komödie, Musical und Kostümdrama, die Amazon-Serie ist alles und hat alles, was ein großartiges Bühnenprogramm ausmacht. Vorhang zu. - Maximilian Fischer

Verfügbar: Amazon Prime (OmU)

1) Better Call Saul

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Das "Breaking Bad"-Spinoff frönt seit vier Staffeln dem langsamen Erzähltakt. Es geht nicht um große Spannung, nicht um die nächste knallige Action-Sequenz. Vince Gilligan braucht für seine Serie über den schrägen Winkeladvokaten Jimmy McGill nicht mal Cliffhanger - er durchleuchtet seinen Protagonisten von Episode zu Episode, das reicht. "Better Call Saul" ist eine beinharte Charakterstudie über einen Mann, der keine Mitte hat bzw. sie nicht findet, egal wieviel Mühe er sich gibt. Bob Odenkirk hat dafür die Rolle seines Lebens gefunden: Er spielt den Weg zum berüchtigten Saul Goodman mit so viel Präzision, dass die Ausrutscher seiner Figur umso wirkungsvoller beim Publikum einschlagen. Womit wir bei den überraschenden Twists wären, die BCS so stark machen. In der vierten Staffel gibt es davon einige zu sehen und das obwohl eine wichtige Handlungsfigur fehlt - doch das macht die Serie nur noch besser. - Steven Sowa

Verfügbar: Netflix

Die besten Serien 2018 - und die größten Ärgernisse

In unserem Serien-Podcast "Bingenweisheiten" haben wir das Serien-Jahr 2018 ebenfalls einer Bilanz unterzogen. Ab Minute 53:40 stellen die Redakteure Hille, Kruse und Meyer ihre Top 5 des Jahres vor, doch vorher fassen sie noch einmal ihre Gedanken zum Serienjahr 2018 im Allgemeinen (2:00) und zu deutschen Serien im Besonderen (5:56) zusammen. Sie klagen über ihre drei größten Ärgernisse des Jahres (9:45), von ungerechtfertigten Absetzungen über belanglose Plots bis hin zu enttäuschenden Serienabschlüssen, und verteilen lobenswerte Erwähnungen an Staffeln, die es nicht ganz unter ihre Lieblinge geschafft haben (38:03).

Hier reinhören:

Serienfortsetzungen 2018: Top-25

Durch das rein mathematische Punktesystem sind einige vielversprechende Kandidaten aus der Top-Ten herausgerutscht. Der Vollständigkeit halber sei hier noch die Top-25 ab Platz 11 aufgelistet:

11. Der Tatortreiniger
12. The Fall
13. Mr. Robot
14. The Americans
15. BoJack Horseman
16. Jerks
17. Love
18. The Man in the High Castle
19. Atlanta
20. 4 Blocks
21. American Vandal
22. This Is Us
23. The Goldbergs
24. Modern Family
25. Gomorrha