Die letzte Staffel "Game of Thrones" sorgt für so viele Kontroversen, wie nie zuvor in der Geschichte der populären Fantasyserie aus dem Hause HBO. Sogar eine Petition wurde in den Umlauf gebracht: Mehr als 300.000 Menschen weltweit verlangen von den Showrunnern David Benioff und D.B. Weiss ein neues Ende. Doch das wird es nicht geben.

Befassen wir uns also mit der Realität und blicken dem Serienfinale mit Fassung entgegen. Welche offenen Fragen sollte "Game of Thrones" am Ende aufklären? Gibt es noch Charaktere, die in der 8. Staffel zu kurz kamen und einen würdigen Abschluss verdient hätten? Wer oder was spielt am Schluss überhaupt noch eine Rolle, wenn ganz Königsmund in Schutt und Asche liegt? Wird es den Eisernen Thron und damit einen Sieger im "Game of Thrones" überhaupt geben? Fragen über Fragen. Absolute Gewissheit erhalten wir erst ab dem 19. Mai um 3 Uhr nachts - dann zeigt Sky Atlantic HD die allerletzte Episode GoT.

Nun stellen wir euch die klaffendsten Lücken und die größten Leerräume der Erzählung vor. In der Hoffnung, dass das Ende eine befriedigende Erklärung für sie parat hat.

Was wird aus dem Eisernen Thron?

Mal ehrlich: Der Königsstuhl war schon immer das unbequemste Sitzmöbel in ganz Westeros. Keine Menschenseele kann verstehen, warum sich alle deswegen den Kopf einschlagen. Nur: Jetzt liegt ganz Königsmund in Trümmern. Da erscheint es höchst unwahrscheinlich, dass der Eiserne Thron den Angriff unbeschadet überstanden hat. Jedenfalls ist der ganze Rote Bergfried zusammengebrochen und selbst wenn die eiserne Sitzgelegenheit noch steht, wäre das Dach dringend sanierungsbedürftig.

Ergo: Es muss eine neue Hauptstadt her. Königsmund ist unregierbar und die wenigen Überlebenden werden ohnehin solch einen Groll gegen die Zerstörer hegen, dass sie künftig lieber auf die Eiseninseln ziehen, als sich für einen Herrscher auf dem Eisernen Thron die Finger schmutzig zu machen.

Unser Vorschlag: Winterfell wird die neue Hauptstadt der Sieben Königslande. Damit würde sich das Reich künftig wie folgt aufteilen:

- Königreich von Berg und Grünem Tal, beherrscht von dem Haus Arryn von Hohenehr. Robin Arryn ist verantwortlich.
- Königreich der Inseln und der Flüsse, beherrscht von dem Haus Graufreud. Yara steht in der Regierungsverantwortung.
- Königreich vom Stein, beherrscht von dem Haus Lennister von Casterlystein. Der einzige verbliebene Lennister ist Tyrion, so er denn das Staffelfinale überlebt.
- Königreich der Sturmlande, beherrscht von dem Haus Baratheon von Sturmkap. Gendry hat den Zuschlag bekommen.
- Königreich der Weite, beherrscht von der Familie Tyrell. Künftig dürfte es heißen: Ser Bronn von Rosengarten, denn die Lennister zahlen stets ihre Schulden.
- Fürstentum von Dorne, beherrscht von dem Haus Martell von Sonnspeer. In Folge vier ist die Rede von einem "Prinzen aus Dorne". Da Ellaria Sand ebenso wie Jaime und Cersei Lennister unter dem Roten Bergfried begraben liegen dürfte, wird es dieser noch namenlose Prinz sein, der künftig die Wüstenregion beherrscht.

Wer regiert Westeros?

Die alles entscheidende Frage im "Game of Thrones" ist natürlich, wer am Ende die Krone trägt. Auch wenn wir hoffen, dass Westeros künftig vom Norden aus regiert wird, braucht es dafür einen Herrscher. Wer kommt dafür eher in Frage als Sansa Stark. Die weitsichtige Lady von Winterfell hat ihr Handwerk in Königsmund unter Cersei Lannister gelernt, besitzt jedoch die integeren Gene ihres vorbildhaften Vaters Ned Stark. Sie musste tyrannische Ungerechtigkeiten (Joffrey) und sadistische Erniedrigungen (Ramsay) erleiden, hat aus ihren Fehlern gelernt und Stärke aus ihrem kurvenreichen Lebenslauf gezogen. Sie kann mit schlauen Männern (Tyrion) umgehen und tapferen Kriegern (Jon) kluge Anweisungen erteilen. Selbst einer Irren Königin wie Daenerys Targaryen tritt sie selbstbewusst entgegen: In aller Deutlichkeit erteilt Sansa Dany in Folge 2 von Staffel 8 eine Absage in Bezug auf die Unterwerfung von Winterfell.

Hinzu kommt: Samwell und Bran sind an ihrer Seite. Der Dreiäugige Rabe ist das Gedächtnis der Menschheit, er wird ihr mit gutem Rat zur Seite stehen. Wenn es mal ganz unbequem läuft, wargt sich ihr Bruder eben in einen Raben und durchforstet das ganze Königreich nach einem passenden Ansprechpartner. Außerdem kann zur Not der weise Sam eingreifen. Der wird ihr Berater und Maester der Hauptstadt. Noch nie hat ein Bücherwurm solche Macht besessen. Doch bange muss uns deswegen nicht werden: Sam ist ein herzensguter Mensch, er wird immer für das Wohl der einfachen Menschen entscheiden.

Mit der Kombination aus Sansa, Bran und Sam steht Westeros eine Blütezeit bevor. Nie zuvor wurde das Land von Eis und Feuer derart kompetent regiert.

Dany stirbt, doch was wird aus Drogon?

Nun haben wir zwei Kapitel über die Neuausrichtung der politischen Lage in "Game of Thrones" gesprochen, ohne der Tatsache ins Auge zu blicken, dass Daenerys Targaryen gerade mächtig Feuer im Blut hat. Die einstige "Sprengerin der Ketten" mit dem Mantra "ich befreie die Menschheit von Westeros von der Tyrannei" ist eine Irre mit Drachen und einer überraschend großen Armee aus Dothraki und Unbefleckten. Ganz so einfach wird die Absetzung nicht. Selbst wenn Arya Stark - wie in unserer Vorschau für das Finale prophezeiht - mit ihren Fähigkeiten einer gesichtslosen Kriegerin der Drachenmutter den Todesstoß verpasst, wäre da noch Drogon.

Zugegeben: Danys Drache wird eh für eine geraume Zeit an Heiserkeit leiden und wochenlang Hustenbonbons lutschen müssen, bei so viel hitzigem Erguss im Rachen. Doch den Ernst der Lage dürfen wir nicht verkennen: Wenn die Theorien über Drachen in Westeros stimmen, kann nur ein Targaryen die Flugechse reiten. Noch schlimmer: Es heißt, die Drachen wären auf einen Reiter "geeicht", Drogon akzeptiert also lediglich Dany als seine Herrin. Selbst Jon als Aegon Targaryen könnte das Ungetüm demnach nicht zähmen. Bleibt also nur der Tod.

Womit wir einer anderen Theorie anheimfallen. Jon tötet seine Liebe (und damit vielleicht auch sein Kind, falls Dany schwanger sein sollte) und Arya überwindet Drogon. Nur der Stark-Tochter kann es gelingen, solch einen mächtigen Endgegner zu erlegen. Der Nachtkönig lässt grüßen. Wenn die Dothraki und Grauer Wurm mit seinen Männern diese Königsdisziplin im Töten beobachten, gewinnen sie Respekt und lassen die Menschen von Westeros wieder alleine. Die übrigen Schiffe der Targaryen-Flotte warten vor Drachenstein und können die ehemaligen Bewohner von Essos wieder über die Meerenge bringen.

Yara Graufreud wird zur Heldin

Apropos segeln: Entweder hat die Schwester von Theon ihren Kompass falsch eingestellt und irrt momentan durch das Meer der Abenddämmerung oder Yara hat mit ihrer Zurückhaltung in der Schlacht um Königsmund rückblickend alles richtig gemacht. Während viele Zuschauer erwartet hätten, dass sie mit ihrer Eisernen Flotte von der Schwarzwasser Bucht aus angreift und ihrem Onkel Euron den Spaß verdirbt, hat die toughe Kriegerin Kräfte gesammelt und kann nun Jon, Arya und Co. zur Hilfe eilen.

Wie wir bereits andeuteten, wird der Mord an der Eroberin Daenerys kein Kinderspiel. Wie gut, dass es mit Yara und ihren Eisenmännern noch Nachschub gibt. Die können den Grauen Wurm und seine zweifach kampfgeplagten (Wintefell + Königsmund) Soldaten in Schach halten, während Jon mit seinen Nordmännern (und der berittenen Unterstützung aus Dorne) die Dothraki in die Flucht schlägt.

Wie auch immer: Falls die Showrunner David Benioff und D.B. Weiss die tapfere Frau aus dem Hause Graufreud nicht mehr einsetzen, sind wir sauer. Darstellerin Gemma Whelan hat mit Yara eine mehrdimensionale, sehr spannende Figur geschaffen, die es absolut verdient hätte, noch einmal aufzutauchen. Schließlich lassen die "Game of Thrones"-Macher schon genug andere Figuren links liegen: Ellaria Sand verrotete im Kerker, Robin Arryn mäandert offenbar verwirrt durch das Grüne Tal, Daario Naharis darf irgendwo im Nirgendwo Sklaven ausbilden und Jaqen H'ghar ist seit seiner Ausbildung von Arya gänzlich abgeschrieben. Nymeria und ihr Rudel? Keine Spur. Mit Jons Schattenwolf Geist wurde eh so lieblos umgegangen, dass es wohl besser ist, Aryas Schattenwölfin gar nicht zu sehen. Frei nach dem Motto: Lieber gar nicht einsetzen, als schlecht einsetzen.