Seit dem bombastischen, und auch von der Kritik gefeierten Kassenhit "Deadpool" aus dem Marvel-Universum hat der Schauspieler Ryan Reynolds Narrenfreiheit – und vor allem immensen Einfluss in Hollywood. So zog er gleich bei "Deadpool 2" die Strippen als Produzent und steuerte gemeinsam mit seiner Ehefrau Blake Lively etliche Ideen zum Drehbuch bei. Auch den Überraschungshit "Killer's Bodyguard" produzierte Reynolds selbst.
Das Drehbuch basierte endlich einmal nicht auf einem Comic oder einer allseits bekannten Figur und war ursprünglich als Actiondrama angelegt. Erst wenige Wochen vor Drehbeginn zur Actionkomödie im Stile eines 1980er-Jahre-Buddymovie umgeschrieben, boten zwar weder Handlung noch Filmstil etwas Neues, dennoch spielte der gediegen inszenierte, explosive Roadtrip mit zwei extrem unterschiedlichen, sich dauerkabbelnden Figuren weltweit über 176 Millionen Dollar ein. Die wohlkalkulierte Starbesetzung mit Schwiegermutterschwarm Ryan Reynolds und "Mr. Cool" Samuel L. Jackson dürfte dabei einen gewichtigen Anteil gehabt haben.
Nun geht's mit "Killer's Bodyguard 2" also in die zweite Runde: Michael Bryce (Reynolds), einst einer der höchst bewerteten Leibwächter der Welt, steckt in einer derben Persönlichkeitskrise. Ohne gültige Lizenz und in ständig wiederkehrenden Alpträumen vom gefürchteten Auftragsmörder Darius Kincaid (Jackson) verlacht, hat seine Psychotherapeutin nur einen Rat: Urlaub machen! Einmal alle Waffen ablegen! Einmal clean sein und das innerste Ich wiederentdecken!
Doch schon beim ersten Caipi auf Capri ist Bryces selbstauferlegtes Sabbatical vorbei. Kincaids von einer Horde schießwütiger Typen verfolgte Ehefrau Sonia (Salma Hayek) braucht seine Hilfe, um ihren vermeintlich von der Mafia entführten Mann zu befreien. Und schon wenige Verfolgungsjagden später ist dieses Trio in einen hochpolitischem globalen Konflikt verstrickt. Der griechische Geschäftsmann Aristoteles Papadopolous (Antonio Banderas) will Europa für Brüssels auferlegte Spar- und Sanktionspolitik bestrafen – und schreckt dabei wirklich vor nichts zurück...
Alles größer und verrückter – aber auch besser?
"Die Explosionen sind größer, alles ist noch verrückter, und die Gags sind echter Wahnsinn", behauptet Patrick Hughes, der schon für Teil 1 hinter der Kamera stand und unter anderem Regie bei "The Expendables 3" führte. Sicher sorgte das höhere Produktionsbudget der Fortsetzung für das eine oder andere besser ausgestattete Setting, doch weder die Verfolgungsjagden durch pittoreske Orte in Kroatien oder Italien, noch die wilden Schießereien oder Nahkämpfe und Stunts reißen einen aus dem Kinosessel.
Zudem ist der Plot mit der heißen Nadel gestrickt – und selbstredend nicht politisch motiviert. Antonio Banderas in der Rolle des griechischen Despoten wirkt wie die schlechte Version eines auf den letzten Drücker umbesetzten "Bond"-Bösewichts. Nebenfiguren wie der von Frank Grillo gespielte Interpol-Agent sind einfach nur Stichwortgeber. Immerhin sorgt der inzwischen 84-jährige Morgan Freeman als Bryces Vater (hier sei nichts verraten!) für ein paar überraschende Momente – und Sprachlosigkeit bei Kincaid. Wenn es wenigstens schmissige Dialoge zwischen Bodyguard und Killer gäbe! Doch Fehlanzeige.
Dabei lässt der Auftakt mit dem von schrägen Alpträumen geplagten Michael Bryce durchaus auf einen launigen Spaß hoffen. Letztendlich ist es vor allem aber Salma Hayek, die trotz einiger plumper Gossenwitze als Sonia mit ihrer schnoddrig-vulgären Art gefällt. Sie treibt das Tempo mit ihrer Ungeduld, emotionalen Gefühlsausbrüchen und zupackenden Art voran (aufgepasst: den schönsten Moment gibt es mit ihr und Reynolds an einer Kinderschaukel!). In diesem Sinne: Es wird zwar ruckelig auf dem Rettungstrip, aber anschnallen ist nicht nötig.