Der "Jurassic World"-Regisseur Colin Trevorrow galt bei Verkündung der Pläne zu "Star Wars: Episode XI" als Wunschkandidat. Ein junger, vielversprechender Kreativer mit Ausdauer und guten Nerven. Nachdem er mit seiner Indieperle "Journey of Love" unmittelbar an "Jurassic World" herangelassen wurde, sollte der Abschluss der neuen Sternensaga-Trilogie sein zweites Big-Budget-Projekt werden. Doch der Trend, flexible, biegsame Talente für die großen Publikumsfilme zu installieren, bekommt Brüche.

In einer auf StarWars.com veröffentlichten Stellungnahme wird zwar vom "gegenseitigen Einvernehmen" gesprochen, doch die Trennung zwischen Lucasfilm und seinem Regisseur Colin Trevorrow dürfte einen breiteren Hintergrund haben. Die Andeutungen in der Mitteilung lassen es erahnen, da heißt es dann, man sei zu dem Schluss gekommen, dass sich "unsere Visionen für das Projekt unterscheiden."

"Star Wars": Colin Trevorrows Vertrauensvorschuss aufgebraucht

Längst war klar, dass Trevorrow die Chefs bei Lucasfilm nicht mehr zufriedenstellte. Ein Streitpunkt seit Monaten: das von Trevorrow verfasste Drehbuch. Bereits im August wurde bekannt, dass der britische Autor Jack Thorne ("A Long Way Down") für die Überarbeitung des Skripts engagiert wurde. Das Band zwischen Trevorrow und Lucasfilm-Chefin Kathleen Kennedy war da endgültig zerschnitten. Das schwache Abschneiden seines letzten Films, "The Book of Henry", lieferte dem Kanadier auch keine weiteren Argumente, im Gegenteil.

Lucasfilm sucht nun einen neuen Kopf hinter dem "Star Wars"-Film, der im nächsten Jahr gedreht und ab Mai 2019 in den Kinos laufen sollte. Um den Kinostart nicht in Schwierigkeiten zu bringen, muss schnell ein Nachfolger her. Naheliegend wäre da Rian Johnson, der nach "Star Wars: Episode 8 - Die letzten Jedi" ein zweites Mal auf den Regiestuhl rutschen könnte. Dass ihm der Job bei Lucasfilm gefallen hat und er für ein weiteres Engagement bereit wäre, gab er im Juli bereits bei Twitter zu Protokoll.

Personalwechsel bei "Star Wars" nichts Neues

Dass die Sternensaga derzeit oft mit Personalwechseln Schlagzeilen macht, lässt aufhorchen. Erst im Juni ging es Phil Lord and Chris Miller an den Stuhl: Auch beim "Han Solo"-Film sorgten kreative Differenzen zwischen dem Regie-Duo, Kathleen Kennedy und ihrem Drehbuchautor Lawrence Kasdan letztlich dafür, dass Lucasfilm die Regisseure feuerte. Auch die angeblich schwache Performance von Alden Ahrenreich spielte dabei eine Rolle, Ron Howard übernahm, der Film ist weiterhin für 2018 angesetzt.

2015 wurde bekannt, dass Josh Trank ("Fantastic Four") bei dem damals noch unbetitelten Spin-Off-Projekt "Star Wars Anthology" die Inszenierung hinschmiss. Auch seine Begründung ließ kreative Differenzen erahnen, so wolle er zukünftig lieber "eigenständige kreative Möglichkeiten verfolgen." Und zu guter Letzt litt auch "Rogue One: a Star Wars Story" unter den unterschiedlichen Vorstellungen zu der ersten Schnittfassung von Regisseur Gareth Edwards. Lucasfilm war so unglücklich mit der Arbeit des "Godzilla"-Regisseurs, dass sie Tony Gilroy ("Bourne"-Trilogie) für Nachdrehs und das Kreieren komplett neuer Szenen engagierten.

Phil Lord und Chris Miller, Josh Trank, Gareth Edwards und jetzt Colin Trevorrow: Junge, dynamische Regisseure haben es nicht leicht im "Star Wars"-Universum. In letzter Konsequenz greifen die Bosse von Lucasfilm doch auf arrivierte Kräfte aus der Hollywoodbranche zurück. Eine Entscheidung, die sie zukünftig auch gleich früher treffen könnten.