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"Das doppelte Lottchen" als Neuverfilmung

Das doppelte Lottchen als Neuverfilmung
SWR/Uschi Reich Filmproduktion GmbH/Hendrik Heiden

Jetzt auch mit Smartphones: Regisseur Lancelot von Naso ("Kommissar Marthaler") wagt sich an eine Neuverfilmung von "Das doppelte Lottchen"

Bereits dreizehnmal wurde Erich Kästner Kinderbuch "Das doppelte Lottchen" mehr oder weniger werkgetreu verfilmt. In Hollywood, in Japan, in Polen... Zehn Jahre nach der letzten Version - als Animationsfilm - kommt an Ostern nun eine weitere hinzu, welche die Verwechslungsstory um die Zwillinge Lotte und Luise und ihre geschiedenen Eltern (Alwara Höfels, Florian Stetter) in ein frisches Gewand hüllen soll. Wie geht das?

"Es wird immer die Frage bleiben, ob man diesen oder jenen Film wirklich remaken muss. Ich finde aber, nach 50 Jahren kann durchaus etwas Neues erzählt werden", sagt Regisseur Lancelot von Naso. Moment, Joseph Vilsmaiers Kinofilm "Charlie & Louise - Das doppelte Lottchen" hatte den Stoff ja bereits 1994 entstaubt. "Aber allein die Kommunikation der Zwillinge untereinander ist eine ganz andere als damals. Das war noch vor dem Smartphone-Zeitalter - da gab es noch Telefone mit Schnüren", entgegnet von Naso grinsend.

"Viele Dinge aus der Vorlage sind heute gar nicht mehr greifbar. Der Briefaustausch der beiden Zwillinge zum Beispiel." Nasos Tochter hat ihn beim Anschauen des Klassikers mehrmals gefragt, warum die Zwillinge denn nicht einfach telefonieren. Das Phänomen der unmittelbaren Kommunikation musste also auf jeden Fall den neuen Lottchen-Film durchdringen. Jetzt texten die Zwillinge per Whats-App, was das Zeug hält. Dabei flutschen die Textnachrichten, cineastisch up to date, immer wieder ins Bild. Auch Google und Handyvideos sind für das Digital-Native-Duo keine Fremdwörter mehr und werden fleißig zur Recherche genutzt.
Hemmungslos frech ist zeitgemäß...
Foto: SWR/Uschi Reich Filmproduktion GmbH/Hendrik Heiden
Neben dem technologischen Wandel wurde aber auch versucht, die Figuren in die Jetztzeit zu hieven. Die Zwillinge, die in der Erstverfilmung von Josef von Báky aus dem Jahr 1950 häufig mit gesenktem Kopf und strengem Blick durch die Szenen flanierten, sind jetzt eine ganze Schippe vorlauter unterwegs: "Bei uns sind das keine schüchternen Mädels, die traurig über die Trennung der Eltern sind, sondern ganz selbstbewusste, starke Kinder", sagt Filmvater Florian Stetter. Die Scham, die den Zwillingen im Original bei jedem noch so kleinen Streich schuldbewusst auf die Stirn geschrieben stand, ist weg. Hemmungslos frech ist zeitgemäß...

Doch nicht nur die Kinder, auch die Eltern wurden runderneuert. Von Nasos Ziel war es, jeder Figur einen liebenswerten Anstrich zu verpassen. "Man soll alle Figuren mögen und die Motivation hinter der Trennung der Kinder verstehen können." War die alleinerziehende, berufstätige Mutter ja schon in Kästners Roman progressiv entworfen, galt es also vor allem, den Vater zu entstauben: "Im Original ist das ein Mann, der es sich ganz gut gehen lässt", sagt Florian Stetter. "Er ist Professor, der eine bestimmte Art der Selbstgefälligkeit an den Tag legt. Dadurch hat er aber auch einen unangenehmen Mief an sich und wirkt nicht vital." In der Neuverfilmung ist der "Daddy" ein lässiger Typ, der mit VW-Bus und Tochter Luise durch Afrika reist und moderne Musik macht. Das Zugeknöpfte der Erstverfilmung weicht einer Flower-Power-Stimmung, die Luise viele Freiheiten einräumt. Handyverbot? Gott behüte! Ende gut, alles gut? Fast. Auch das bei Kästner noch ruckelfreie, familienzusammenführende Happy End wurde heutigen Gesetzmäßigkeiten angepasst...
Autor: Maximilian Fischer