Soll man die von Netflix produzierten Filme bei den Oscars boykottieren, weil sie nicht zum "richtigen" Kino gehören? Steven Spielberg wollte im vergangenen Jahr nach dem Sieg der Netflix-Produktion "Roma" in der Kategorie Beste Regie noch eine Änderung der Oscar-Regeln anstrengen, vergeblich. Nun räumte Netflix bei den Nominierungen für die Oscars 2020 ab - 22 Nennungen bekamen von dem Streaminggiganten produzierte Filme. So erfolgreich war Netflix bei den Academy Awards noch nie.

Der Löwenanteil der Netflix-Nominierungen geht auf das Konto von "The Irishman". Das elegische Gangsterdrama von Martin Scorsese, das von klassischen Filmstudios als zu teuer fallengelassen wurde, bekam gleich 10 Nominierungen. Neben Nennungen in der Kategorie Bester Film wurden unter anderem auch Scorsese als Regisseur und die Nebendarsteller Al Pacino und Joe Pesci vorgeschlagen. Nur "Joker" war mit elf Nominierungen erfolgreicher.

Lesetipp

Obama-Doku und Animationsfilme

Sechs Nominierungen holte das Ehedrama "Marriage Story", u.a. als bester Film und für die Protagonisten Adam Driver und Scarlett Johansson. Chancen auf drei Goldjungen hat "The Two Popes", neben dem Drehbuch auch die beiden Papst-Darsteller Jonathan Pryce und Anthony Hopkins. 

Außerdem nominiert ist die von Barack und Michelle Obama produzierte Doku "American Factory" und die beiden Animationsfilme "Klaus" und "I Lost My Body".

In den Doku-Kategorien war Netflix in den vergangenen Jahren schon stark vertreten, in den fiktionalen Kategorien schaffte es in den letzten beiden Jahren nur je ein Film: 2019 eben "Roma" und 2018 "Mudbound".

Was bedeutet die Nominierungsflut nun für die Oscar-Verleihung am 10. Februar 2020: Noch nicht viel. Bei den Golden Globes war Netflix schließlich auch in Hülle und Fülle nominiert, ging aber mit der Ausnahme von "Marriage Story"-Nebendarstellerin Laura Dern mit leeren Händen nach Hause. Vor allem "The Irishman" enttäuschte.

Mit Ausnahme von Laura Dern ist keiner der 22 Netflix-Nominierungen klarer Favorit in seiner Kategorie ...