.

"Oppenheimer" erklärt: Warum einige Szenen des Kino-Hits so komplett anders sind

Christopher Nolan gilt als einer der größten Regisseure unserer Zeit. Auch in "Oppenheimer" zeigt er wieder, was in ihm steckt. Ein Aspekt verwirrt allerdings viele.

Es ist kaum möglich, beim ersten Ansehen alles aus dem dreistündigen "Oppenheimer" mitzunehmen. So bleibt bei vielen Zuschauern nach dem Film die eine oder andere Frage offen - nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch. Vor allem ein Detail hat bei dem einen oder anderen für Verwirrung gesorgt: Auffällig ist, dass Christopher Nolan im Film zwischen farbigen und schwarz-weißen Szenen wechselt. Was auf den ersten Blick wie ein überflüssiges Detail wirkt, ist ein vom Regisseur bewusst eingesetztes stilistisches Mittel. "Oppenheimer" ist nicht der erste Film, in dem Nolan mit der Farbigkeit seines Films spielt. Wir erklären, was es damit auf sich hat.

"Oppenheimer": Alles für das immersive Kinoerlebnis

"Oppenheimer" überzeugt mit vielen eindrucksvollen Bildern. Die Geburtsstunde der Atombombe soll für die Kinobesucher zu einem möglichst authentischen Erlebnis werden. Dafür setzt Christopher Nolan auch viele technische Effekte ein. Neben IMAX, dem Filmprojektionssystem mit dem breitesten Filmformat, das durch seine hohe Auflösung eine besonders scharfe Bildqualität und zudem beeindruckende Soundeffekte ermöglicht, sorgt ein weiteres Detail für ein möglichst immersives Kinoerlebnis. Es gibt verschiedene Erklärungen dafür, warum Nolan seinen Film in farbige und monochrome Szenen unterteilt hat. Eine davon ist, dass die Farbsequenzen das Leben vor der Bombe darstellen und die anderen die Nachwirkungen. Einschließlich Robert Downey Jr. als Lewis Strauss, der in diesem Teil eine wichtige Rolle spielt. In einem Interview mit Total Film verriet Nolan jedoch, dass der Grund ein anderer war.

Der Regisseur erklärte, dass die verschiedenen Farbpaletten für ihn unterschiedliche Perspektiven darstellten. Schon beim Schreiben des Drehbuchs unterschied er zwischen subjektiven und objektiven Szenen. "Ich habe das Drehbuch in der ersten Person geschrieben, was ich vorher noch nie gemacht habe. Ich weiß nicht, ob das schon mal jemand gemacht hat oder ob man das so macht oder nicht... Der Film ist objektiv und subjektiv. Die Farbszenen sind subjektiv, die Schwarz-Weiß-Szenen sind objektiv. Ich habe die Farbszenen aus der ersten Person geschrieben." 

Er führte weiter aus: "Für einen Schauspieler, der das liest, wäre das in gewisser Weise ziemlich abschreckend, denke ich." Cillian Murphy, der im Film die Rolle des J. Robert Oppenheimer spielt, gab tatsächlich zu, dass ihn das Drehbuch anfangs sehr überwältigt habe.

Nolan nutzte zuvor schon Schwarz-Weiß-Szenen.

Doch "Oppenheimer" ist nicht Nolans erster Film, in dem er für bestimmte Szenen unterschiedliche Farbpaletten verwendet. Bereits in seinem Thriller "Memento" aus dem Jahr 2000 fällt dies auf. Der Film erzählt die Geschichte von Leonard Shelby, der an einer anterograden Amnesie leidet und sich deshalb nicht an die Inhalte seines Kurzzeitgedächtnisses erinnern kann. Auf der Suche nach dem Mörder seiner Frau verwendet er Polaroidfotos, Notizen und Tätowierungen, um seine Erinnerungen und Informationen festzuhalten, während er versucht, die Wahrheit über das Verbrechen herauszufinden. Die Handlung des Films wird rückwärts erzählt, was für den Zuschauer eine Herausforderung darstellt. 

Aus diesem Grund verwendet Nolan Schwarz-Weiß-Szenen: Die verschiedenen Zeitstränge werden durch die Farbeinstellung verdeutlicht. Die monochromen Szenen erzählen chronologisch rückwärts, während die farbigen Szenen chronologisch vorwärts erzählen. Anders als in "Oppenheimer" geht es in "Memento" nicht um eine Verschiebung der Perspektive, sondern um eine Veranschaulichung der Zeitakrobatik des Films. Die soll wiederum den Zuschauer unterstützen.