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Nach "Arielle"-Debakel: Disney droht ganze Reihe an Flops

Meinung | Lange sah es so aus, als wären die Disney-Neuverfilmungen ihrer alten Zeichentrickklassiker sichere Erfolge. Doch nicht erst seit "Arielle, die Meerjungfrau" sieht das anders aus. Unser Redakteur Michael Hille ist sich sicher, dass Disney noch lange weiterhin Probleme haben wird.

Nicht erst seit gestern ist der Walt Disney Konzern dabei, seinen Katalog an Trickfilmklassikern neu zu verfilmen, allerdings jetzt als Realfilme. Und lange Zeit war das ein lukratives Geschäft: Alleine 2019 spielten die Neuversionen von "Aladdin" und "Der König der Löwen" beide jeweils über eine Milliarde US-Dollar weltweit ein. Gigantische Erfolge also. Doch dieses Geschäft bröckelt. Vermeintliche Blockbuster wie die Remakes von "Mulan", "Susi und Strolch", "Peter Pan & Wendy" oder "Pinocchio" bekamen miese Kritiken, landeten (teils Corona-bedingt) nur beim Streamingdienst Disney+ und dürften alle für den Konzern als veritable Flops gelten.

Besonders hart hat es jetzt "Arielle, die Meerjungfrau" getroffen, eine Neuverfilmung, die es wieder ins Kino schaffte und von der sich Disney sicher ebenfalls einen Hit in Richtung der Milliarde Dollar erhofft hat. Zwar ist diese neue "Arielle" tatsächlich bislang einer der erfolgreichten Filme des Jahres 2023, hat aber bislang gerade mal eine halbe Milliarde, 500 Millionen Dollar, eingespielt – bei einem Budget von 250 Millionen. Für Disney ist das eine sichere Enttäuschung. Und wenn man sich die nächsten Remake-Projekte des Konzerns sowie die Gründe für den "Arielle"-Flop anschaut, kann man vermuten, dass es genauso weitergehen wird.

Warum schwächelte das "Arielle"-Remake?

Einen Grund muss man schnell benennen, denn er hat mit dem enttäuschenden Abschneiden von "Arielle" zu tun: In Europa, insbesondere in Deutschland, gehen die Menschen nur ungerne ins Kino, wenn draußen hohe Temperaturen und schönes Wetter sind. Da "Arielle" Ende Mai startete, fiel er dem Sommer zum Opfer und wurde gerade hierzulande sogar zum Flop an den Kinokassen. Aber in den USA ist der Sommer sogar eher positiv für Kinozahlen und dennoch ist "Arielle" hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Woran liegt das?

Ein Grund ist sicher die Qualität des Films selbst. Viele Zuschauer beschwerten sich im Netz bereits über die schlechten fotorealistischen Animationen und die unbefriedigende Effektqualität, die den Charme des Zeichentrickoriginals vermissen lassen. Gleichzeitig hat Disney aber auch die Zugkraft von "Arielle" überschätzt: Während man mit "Die Schöne und das Biest", "Aladdin" und "Der König der Löwen" die drei größten Disney-Hits der 90er sehr erfolgreich neuverfilmte, verlor "Arielle", einst einer der wichtigsten Filme überhaupt für Disney Studios in den vergangenen Jahren mehr und mehr an Beliebtheit. Eine Entwicklung, die das Remake jetzt vergleichsweise teuer bezahlt.

Wieso es für Disney schwierig weitergehen wird

"Die Schöne und das Biest", "Aladdin" und "Der König der Löwen" hatten noch einen Vorteil für die Remake-Masche des Disney-Konzerns: Kinder, die damals in den frühen 90ern aufwuchsen, und mit diesen Filmen ihre ersten Kino-Erinnerungen verbinden, sind jetzt im perfekten Alter, um selbst eigene Kinder zu haben, mit denen sie die Neuverfilmungen anschauen können. Remakes von "Pinocchio" und "Peter Pan" konnten von Vornherein nie diese Zugkraft haben – weil ihre Originale schlicht zu lange her sind, um diesen starken Nostalgiefaktor auszulösen. Und genau in diese Falle wird Disney demnächst erneut tappen. Als nächstes Remake steht für den 24. März 2024 "Schneewittchen und die sieben Zwerge" an. Das Original ist von 1937 – und dass das Schneewittchen-Märchen nicht per se die Kinokassen klingeln lässt, beweisen aus dem letzten Jahrzehnt gefloppte Machwerke wie "Snow White and the Huntsman" oder "Spieglein Spieglein – Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen".

Danach folgen Remakes von "Vaiana" und "Lilo & Stitch", die schon jetzt prädestiniert dafür sind, wie zuletzt "Arielle" für ihre Effekte kritisiert zu werden – immerhin leben die Originale von ihren charmanten Trickfilmfiguren, die bei Disneys derzeitig fotorealistischem Stil schnell verfremdet wirken können. Auch angekündigte Neuauflagen von "Bambi", "Robin Hood", "Aristocats" und "Die Hexe und der Zauberer" lassen einen die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Schon jetzt kann man mit großer Sicherheit prognostizieren: Keiner der Filme wird für Disney ein richtig großer Hit werden.

Alleine ein Projekt könnte die nächsten Jahre funktionieren: Guy Ritchie, der schon die neue Version von "Aladdin" verantwortete, nimmt sich als nächstes "Hercules" vor – einen weiteren Disney-Film der 90er Jahre, der genau in die richtige Alters- und Nostalgiespanne reinfallen dürfte. Es passt ins Bild: Um Disneys Remake-Strategie zu retten, müssen wohl wirklich die Götter ran.