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Schicke, schwarze Anzüge, coole Sonnenbrillen, noch viel coolere Gadgets und Persönlichkeiten – und Außerirdische! Das sind, ganz grob zusammengefasst, die Zutaten der "Men in Black"-Filme, die seit 1997 in unregelmäßigen und teils großen Abständen die Kinozuschauer unterhalten haben. Die unsteten Intervalle haben der Reihe aber bislang keinen Abbruch getan, denn kommerziell sorgten sie bislang für klingelnde Kassen, was sicher auch an dem Hauptdarstellerduo Will Smith und Tommy Lee Jones lag. Mit "Men in Black 4: International" kommt nun nach sieben Jahren ein weiterer Teil in die Lichtspielhäuser mit neuen Stars in den Hauptrollen. Ob die sich als würdige Nachfolger erweisen? Die Antwort fällt nicht ganz leicht – aber ganz sicher liefert das neueste Abenteuer jede Menge leicht bekömmlichen Spaß, der keinem wehtut und den man schneller wieder vergessen darf.

Der Inhalt

Vor einigen Jahren haben es die Agenten H (Chris Hemsworth) und High T (Liam Neeson) im Pariser Eiffelturm mit dem sogenannten "Hive" aufgenommen und so die Welt vor dem Untergang bewahrt. Ein Meilenstein in der Geschichte der "Men in Black", der sogar in einem Gemälde verewigt wurde. Mittlerweile hat es aber den Anschein, als würde sich H auf den Lorbeeren ausruhen und stattdessen lieber für Krawall sorgen – versehentlich natürlich. Doch als ihn eines Tages die neue Agenten-Anwärterin M (Tessa Thompson) aus dem Mittagsschlaf holt, ändert sich alles: Gemeinsam nehmen sie einen neuen Auftrag an, im Laufe dessen sie in den Besitz einer mächtigen Waffe kommen, hinter der natürlich auch andere Kreaturen sind. Die Hinweise verdichten sich, dass der "Hive" zurück ist und ausgerechnet ein Maulwurf in den eigenen Reihen könnte die ganze Mission in Gefahr bringen…

"Men in Black": Action von der Stange

Die "Men in Black"-Filme waren schon immer Komödien mit flotten Actioneinlagen, die stets mehr Spaß als Spannung vermittelt haben. Doch nachdem Barry Sonnenfeld die ersten drei Teile inszenierte, durfte man durchaus aufhorchen, als F. Gary Gray für den Regieposten verkündet wurde. Der hat nicht nur früh in seiner Karriere mit "Friday" bewiesen, dass er lustig sein kann, sondern vor allem mit Werken wie "Gesetz der Rache" und natürlich "Fast & Furious 8" gezeigt, dass er auch für ordentlich Radau auf der Leinwand sorgen kann.

Seine jüngste Arbeit reiht sich in dieser Hinsicht nahtlos ein in die Marke – und das ist leider ein wenig enttäuschend: Schießereien mit futuristischen Laserkanonen gehören einfach zum Standardrepertoire Hollywoods und werden hier eigentlich nur in Form der extraterrestrischen Feinde variiert, die sich aber recht schnell wieder aus dem Staub machen oder rasch zu Staub zerfallen. Auch eine Verfolgungsjagd durch Marrakesch besticht trotz High-Tech-Gerät insgesamt durch Einfallslosigkeit; da reißt dann auch ein Sprung in luftige Höhen nicht mehr viel heraus.

Ein paar generische Prügeleien runden den faden Action-Eindruck ab und es ist schon erstaunlich wie haarsträubend zugleich, dass man sich nicht mehr hat einfallen lassen, zumal man das Gezeigte wirklich auch so ähnlich in den Vorgängern sehen konnte. Kreativere Choreographien oder Gadgets wären sicher wünschenswert gewesen. Stattdessen werden zum Beispiel in einer Sequenz nur immer größere, aber genauso langweilige Wummen aus den verschiedensten Winkeln eines Autos hervorgekramt. Genauso langweilig ist übrigens der überraschungsfreie Plot, der die Figuren immerhin zu exotischen Schauplätzen schickt.

Nicht so lustig wie Will Smith und Tommy Lee Jones

Die prominente Darstellerriege bekommt indes unterschiedlich viel zu tun und kann deshalb nur schwankende Ergebnisse abliefern. Rückkehrerin Emma Thompson hat nur zwei Auftritte am Anfang und Ende, doch die Veteranin weiß auch aus diesen begrenzten Möglichkeiten ganz leicht noch etwas Amüsantes zu machen. Bei Rebecca Ferguson hingegen punktet eher die Kostümabteilung und Liam Neesons Figur wirkt, als hätte sie sich aus seinen Actionfilmen der jüngeren Vergangenheit wie "The Commuter" verirrt, so grimmig wirkt sie.

Im Fokus stehen natürlich Chris Hemsworth und Tessa Thompson, die nach "Thor: Tag der Entscheidung" und "Avengers: Endgame" wieder gemeinsam zu sehen sind und in die Fußstapfen von Will Smith und Tommy Lee Jones treten. Hemsworth kann dabei als Agent H sein Charisma voll ausschöpfen, das zu jeder Sekunde die Leinwand erfüllt, den Film über weite Strecken trägt und das der Star mühelos an den Tag legt. Eine Wirkung, die von Thompson in der Form (noch) nicht ausgeht, weshalb ihre Darbietung neben ihrem Co-Star leider ein wenig verblasst. Dass sie über komödiantisches Talent verfügt, bewies sie nicht nur in "Thor", sondern zeigt sie auch in den anfänglichen Minuten von "Men in Black" in kleinen, augenzwinkernden Gesten. Leider bietet ihr das Drehbuch anschließend nur noch wenige Möglichkeiten, diese Fähigkeiten auszuspielen – eher wird sie im Kontrast zu Hemsworth als gewissenhafte Agentin positioniert, die sich dem Zeitgeist entsprechend in einer Männerdomäne behauptet. Dabei verkommt die Dynamik der Gegensätze zwischen den Hauptfiguren zu einer Light-Version von Smith und Jones, deren Aufeinandertreffen von einem optisch wie charakterlich extremeren und damit ultimativ lustigeren Kontrast geprägt war.

Szenendieb Kumail Nanjiani

Der heimliche Star des Films ist allerdings Kumail Nanjiani. Dabei ist der Komiker pakistanischer Herkunft nicht einmal zu sehen, sondern in der englischen Fassung nur als Sprecher des winzigen Pawny zu hören. Der sieht nicht nur äußerst drollig aus, sondern sorgt dank Nanjianis Intonation und perfektem Timing regelmäßig für Lacher und ist so der ideale Sidekick für die Stars - da kann man nur hoffen, dass die deutsche Synchronisation gelingt.

Die Vielzahl an Wesen ist übrigens wieder ein Highlight für sich und wenn gleich mehrere im Bild auftauchen, weiß man gar nicht, wohin das Auge als erstes wandern soll und man kann sich nur wünschen, die Macher hätten genau so viel Fantasie in den Rest des Films investiert.

Fazit: Ein paar Lacher und viel öde Action - "Men in Black 4: International" ist einfach egal.